Das Ambiente der laut dem Tullner Bürgermeister Peter Eisenschenk (ÖVP) größten Flussbühne Österreichs spielt keine geringe Rolle am Zustandekommen der spezifischen Atmosphäre, schreibt APA-Kulturredakteur Ewald Baringer. Da sorgt ein Bilderbuch-Sonnenuntergang über dem Wasser für eine prachtvolle Naturkulisse, da zeugt die botanisch liebevoll gestaltete Uferpromenade von der Lebensqualität der Gartenstadt Tulln, da springen zwischen Bühne und Zuschauerraum mitunter Fische hoch und schwimmen Enten vorbei, und über die nahe Eisenbahnbrücke fährt hin und wieder kaum hörbar ein Zug.
Geigenvirtuosin Lidia Baich führte als charmante Moderatorin durch den Abend, der mit Giuseppe Verdi begann (Beczala hat den Radames – „Celeste Aida“ – zuletzt in Salzburg gesungen) und über Antonio Vivaldis Sommersturm zu Richard Wagner führte. Immerhin befindet sich die Donaubühne unweit des Nibelungenbrunnens, sogar das von Michael Güttler versiert geleitete Orchester trägt den stolzen Namen Nibelungenphilharmonie, somit passte auch das „Schmiedelied“ aus „Siegfried“, vom bayreutherfahrenen Schager lustvoll gesungen und gehämmert.
Sehr schön gelang Schager jedoch auch Florestans Kerkerszene aus Beethovens „Fidelio“. Im zweiten Teil folgten noch das innige Gebet des Rienzi und Ausschnitte aus der „Götterdämmerung“. Dem Genius loci wurde musikalisch überzeugend Genüge getan.

Südlicheren Schmelz brachten Arien und Intermezzi aus Rugero Leoncavallos „Bajazzo“ und Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“, Charles Gounods „Romeo und Juliette“, weiters Giacomo Puccinis „E lucevan le stelle“ und – als Zugabe – „Nessun dorma“, von beiden Tenören gemeinsam gestemmt, wobei sich Heldentenor und lyrischer Tenor gut miteinander vertrugen. Baich wiederum brillierte mit dem dritten Satz des Violinkonzerts von Max Bruch. Und schließlich gab es noch ein opulentes Medley aus bekannten Operettenmelodien. Der „Donauwalzer“ als Zugabe zur Zugabe war dann fast schon zu viel des Guten.
Amüsant waren auch die kurzen Interviews, etwa als Baich ihren Ehemann Schager fragte, worin denn der wesentliche Unterschied zwischen Wagner-Opern und Operetten bestehe. Schager antwortete schlagfertig, dass bei Wagner am Ende meist alle tot seien, in Operetten hingegen alle verheiratet. Worauf Baich meinte, das sei ja oft gar kein Unterschied, und damit natürlich die Lacher einheimste.