Umwelt & Klima

Aktionsplan gegen Waldbrände vorgestellt

Zehn Millionen Euro investiert der Bund in den Kampf gegen Waldbrände. Eine neue Infokampagne soll Verhaltensregeln im Wald vermitteln, ein Meldesystem die Arbeit der Behörden erleichtern. Besonders betroffen war zuletzt Niederösterreich.

Nach der Waldinventur im Juli präsentierte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) das „Aktionsprogramm Waldbrand“ gemeinsam mit Harald Vacik vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur (Boku). Immer „extremere Wetterverhältnisse“ setzen der „Klimaanlage“ Wald im Zuge der Klimakrise zu, über 200 Waldbrände jährlich sind dabei zusätzlicher Risikofaktor, führte der Minister aus. Ein integriertes Waldbrandmanagement soll nun Lösungen liefern.

In Österreich besteht fast die Hälfte der Staatsfläche aus Wäldern, was einer Fläche von rund 4.000.000 Hektar entspricht. Im heurigen Jahr wurde der bisher größte Waldbrand seit dem Jahr 2000 in Niederösterreich auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Allentsteig verzeichnet, 400 Hektar waren laut Totschnig von dem Feuer Ende März betroffen. Unvergessen ist zudem der äußerst schwierige, 13-tägige Waldbrandeinsatz im Rax-Schneeberg-Gebiet 2021.

Noch bedrohlicher sei die Situation heuer jedoch rund um Österreich gewesen, „mit teilweise dramatischen Situationen in Sachsen und Brandenburg“, so Totschnig. „Da waren es bereits 1.000 Hektar, doch in Spanien wurden über 260.000 Hektar Fläche von den Feuern verwüstet.“

Waldbrand Allentsteig Bundesheer Feuerwehr
FF Zwettl-Stadt
Tagelang kämpften die Einsatzkräfte im Frühjahr gegen das Feuer am Truppenübungsplatz

Mehrere Faktoren steigern Gefahr

Doch auch Österreich wird sich in Zukunft rüsten müssen. Waldexperte Vacik nannte die drei aus seiner Sicht wesentlichen Faktoren, die zu einer erhöhten Waldbrandgefahr führen. Neben dem Klimawandel, der zu einer Veränderung der Trockenperioden und Niederschläge führt, sind das zusätzlich sozioökonomische Faktoren, die ein geändertes Freizeitverhalten der Österreicher mit sich bringen, und letztendlich auch die politischen Rahmenbedingungen. Denn diese beeinflussen die Waldbewirtschaftung und damit in weiterer Folge gleichfalls die Waldbrandgefahr.

Mit dem Aktionsprogramm, an dem 17 Institutionen beteiligt waren, soll diese Gefahr mittels dreier Zieldefinitionen und sieben Aktionsfeldern minimiert werden. So gelte es den Waldbrand einerseits zu „erforschen und verstehen“ – ein einheitliches, digitales Waldbrandmeldesystem ist dazu geplant, um die Risikoeinschätzung zu verfeinern und Frühwarnsysteme weiterzuentwickeln.

Totschnig und Vacik bei der Präsentation
BML/Christian Lendl
Vacik (l.) und Totschnig gemeinsam mit dem neuen Waldbrandmaskottchen „Florentina Fuchs“

Mit Investitionen soll das zweite Ziel – Vorbeugen und Bekämpfen von brennenden Wäldern – umgesetzt werden. Dazu zählt laut dem Landwirtschaftsminister die „Errichtung einer notwendigen Infrastruktur“. Mittel dazu stünden mit 9,8 Millionen Euro aus dem 350 Millionen schweren Waldfonds zur Verfügung, wenn es etwa um die Anschaffung von Löschflugzeugen oder Drohnen geht bzw. um waldbauliche Maßnahmen wie Brandschneisen, brandhemmende Bestockung oder Löschteiche.

„Drei Millionen Euro sind für Vorhaben wie eine nationale Waldbrand-Risikobewertung, Monitoringprogramme, Frühwarnsysteme oder Risiko-Kommunikation“, sagte Totschnig. Der Rest geht an die Bundesländer zur Finanzierung der besagten Infrastruktur.

Totschnig: „Fehlende ‚Kultur des Feuers‘“

Die Kommunikation zählt zum dritten und letztgenannten Ziel, der „Verbreitung des Wissens“ über Waldbrände. Waldexperte Vacik wies in diesem Kontext auf die fehlende „Kultur des Feuers" in Österreich hin, denn „jeder kennt die Lawinen-Warnstufe“, aber selten würde sich jemand über die Waldbrandgefahr informieren. Diese lässt sich auf einer Website der Boku finden. Zudem sollen Bildungsangebote zur Waldbrandthematik etabliert werden, mit ins Rennen wird dabei das neue „Waldbrandmaskottchen“ Florentina Fuchs geschickt.

Info-Kampagne zu Waldbränden
BML
Die fünf Regeln, die die Info-Kampagne vermitteln soll

Und auch wenn der Klimawandel bei den Waldbränden mit ein Faktor ist, hielt Totschnig fest, dass 85 Prozent aller Waldbrände auf menschliche Ursachen zurückzuführen sind. Bei den 15 Prozent natürlicher Ursachen sind es vor allem Blitzeinschläge, die ein Feuer entfachen.

Zentrales Element des Aktionsprogramms soll daher auch die Vermittlung von fünf einfachen Verhaltensregeln sein, wie etwa „im Wald nicht rauchen“ bis hin zu der Selbstverständlichkeit „Waldbrände sofort der Feuerwehr melden“. In der Realität orte man bei Städtern tatsächlich eine geringere Bereitschaft dazu, gab Vacik abschließend zu bedenken.