Lkw am Zollamt Nickelsdorf
ORF.at/Christian Öser
ORF.at/Christian Öser
Wirtschaft

WKNÖ: Inflation gefährdet Transportbranche

Die Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) warnt vor einer Gefährdung der Transport- und Verkehrsbranche durch hohe Mineralölsteuer und Lohnnebenkosten. Das aktuelle Preisniveau sei auf Dauer nicht tragbar, so die Kammer.

96 Prozent der Unternehmen in der Transport- und Verkehrsbranche fordern eine Senkung der Mineralölsteuer auf den EU-Mindeststeuersatz, 98 Prozent sprechen sich laut WKNÖ-Wirtschaftsbarometer für eine Entlastung bei den Lohnnebenkosten aus. Diese Ergebnisse würden zeigen, wie sehr die Transportwirtschaft unter Druck sei, so Beate Färber-Venz, Obfrau der Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Niederösterreich.

Diese Werte sind im Vergleich mit allen anderen Branchen Niederösterreichs deutlich erhöht. Im Durchschnitt sind 62 Prozent der Unternehmen für eine Mineralölsteuersenkung und 89 für geringere Lohnnebenkosten. Neben der hohen Arbeitskosten, die laut bundesweitem WKO-Barometer mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen vor Herausforderungen stellen, leiden 79 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer unter den hohen Energiekosten. Zum Vergleich: Dieser Wert hatte im Winter 2020 lediglich zwölf Prozent betragen.

Geringere Lohnnebenkosten und Mineralsteuersätze

Lohnnebenkosten spielen für den österreichischen Sozialstaat eine zentrale Rolle. Neben dem Lohn, welcher der Arbeitgeber bzw. die Arbeitgeberin monatlich an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausbezahlt, kommen rund 30 Prozent an Sozialversicherungsbeiträgen hinzu. Mit Lohnnebenkosten wird somit das Gesundheits- und Pensionssystem mitfinanziert.

Die Mineralölsteuer ist eine Steuer, die Verbraucherinnen und Verbraucher von Mineralöl bezahlen. Aufgrund der massiven Teuerung von Mineralöl wird nun die Forderung laut, sie auf den von der EU vorgeschriebenen Mindeststeuersatz zu senken. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) hatte eine solche Senkung gegenüber dem „Standard“ im Frühjahr ins Spiel gebracht, sich aber am Tag darauf wieder davon distanziert – mehr dazu in Brunner: Keine Senkung der Mineralölsteuer (vorarlberg.ORF.at; 8.4.2022).

Unternehmen sollen finanziell gestärkt werden

Eine Folge der hohen Kosten sei ein Rückgang bei den Investitionen der Verkehrsbranche, heißt es von der Wirtschaftskammer Niederösterreich. 75 Prozent der Unternehmen investieren nur noch in Ersatzinvestitionen, die zur Absicherung der bereits vorhandenen Betriebsmittelkapazitäten dienen. Neuinvestitionen, die für das Wachstum und die Beschäftigung entscheidend seien, seien seltener geworden. „Wir brauchen schnell Schritte, um unsere Unternehmen finanziell zu stärken“, so Sparten-Obfrau Färber-Venz.