Dom St. Pölten
APA/HERBERT PFARRHOFER
APA/HERBERT PFARRHOFER
Kultur

„Lebendige Kirchenmusik“ bei Musica Sacra

Das Festival Musica Sacra will unter Neo-Intendant Ludwig Lusser die Werktreue infragestellen und die Kirchenmusik lebendig halten. Ab 11. September gibt es in und um St. Pölten fünf Konzerte.

Eröffnet wird das Festival am 11. September in der Domkirche St. Pölten. Auf dem Programm steht Johannes Brahms‘ „Ein deutsches Requiem“, es spielt die Domkantorei St. Pölten, die cappella nova graz und das L’Orfeo Barockorchester, geleitet von Otto Kargl, Beginn ist um 18.00 Uhr. Otto Kargl, der 1992 die Domkantorei gründete, leitet zum letzten Mal das Eröffnungskonzert des Festivals.

Und das mit einem Werk, „dessen Textzusammenstellung durch Brahms, aus verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift, an Aktualität kaum zu überbieten ist“, kann man auf der Website des Festivals lesen. Clara Schumann in einem Brief an den Komponisten: „Zu erzählen gibt es hier wenig, aber sagen muß ich dir noch, daß ich ganz und gar erfüllt bin von deinem Requiem, es ist ein ganz gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise wie wenig anderes.“ Das Konzert wird vom ORF aufgezeichnet und im Herbst im Radioprogramm von Ö1 gesendet.

Domorganist Ludwig Lusser
Daniela Matejschek
Ludwig Lusser: „Kirchenmusik darf nicht zum Museumsstück werden“

Lusser: „Kirchenmusik soll die Menschen inspirieren“

Der aus Osttirol stammende St. Pöltner Domorganist Ludwig Lusser setzt zwei Schwerpunkte im heurigen Programm. Anlässlich des 350. Todestages von Heinrich Schütz werden die Werke des Barockkomponisten besonders hervorgehoben. Außerdem soll durch die Verschmelzung von Altbewährtem mit modernen Einflüssen gezeigt werden, dass es sich bei Kirchenmusik keineswegs um „alte, verstaubte Musik“ handelt. Es ist daher die Verbindung von Werktreue mit neuer Interpretation, die das Festival heuer prägt.

„Kirchenmusik darf nicht zum Museumsstück werden, sondern soll lebendig bleiben und die Menschen inspirieren“, betont Intendant Ludwig Lusser. Es gehe bei der heurigen Festival-Auflage auch um die Frage, „wie Brahms, Bruckner und Co. mit heutigen Mitteln erklingen und neu interpretiert werden können“.

Domkantorei Sankt Pölten
Daniela Matejschek
Die Domkantorei St. Pölten wurde vor 30 Jahren von Domkapellmeister Otto Kargl gegründet

Von Schütz und Monteverdi bis zu Brahms und Bruckner

Neben der Domkirche St. Pölten sind weitere Schauplätze die Stiftsbasilika Lilienfeld und die Stiftskirche Herzogenburg (Bezirk St. Pölten). Nach der „Missa Sancti Josephi" von Johann Georg Albrechtsberger mit dem Stiftschor Lilienfeld, Karen de Pastel und Florian Pejrimovsky am 18. September ab 10.00 Uhr in der Stiftsbasilika Lilienfeld entführt das nächste Konzert am 25. September ab 16.00 Uhr wiederum in der Stiftsbasilika Lilienfeld in die Zeit von Heinrich Schütz.

Unter dem Titel „Feritevi, Ferite“ wird der Komponist Wolfgang Mitterer dabei mit Live-Electronics und präpariertem Klavier gemeinsam mit Wolfgang Puschnig, Matthias Bartolomey, Ludwig Lusser und dem Vokalensemble L’Ultima Parola dessen Werke neu arrangieren und improvisatorisch verpacken.

Beim „Orgeltheater“ am 2. Oktober wird der St. Pöltner Dom zur Bühne und die „Auferstehung“ von Lew Tolstoi von Anne Bennent, Till Firit, Eva Mayer und Renato Zanella unter der Anleitung von Regisseur Volkmar Kamm vor dem Altar zum Leben erweckt.

Zwei weitere Konzerte werden sich anschließend bei „Locus Iste“ den Arbeiten von Anton Bruckner und Johannes Brahms widmen – mit der Domkantorei St. Pölten tritt am 9. Oktober in der Stiftskirche Herzogenburg die Musicbanda Franui auf –, „In Stylo Veneziano“ heißt es am 16. Oktober im letzten Festivalkonzert in der Domkirche in der Landeshauptstadt mit Werken von Heinrich Schütz und Claudio Monteverdi.