Kunsthandwerk Verarbeitung Holz
ORF NÖ
ORF NÖ
Politik

Schlechter Ruf: Polys sollen attraktiver werden

Rund 17.000 Lehrlinge werden in Niederösterreich ausgebildet, nur rund ein Drittel davon besucht zuvor eine Polytechnische Schule. Vielerorts genießt diese Schulform keinen guten Ruf. Mit neuen Initiativen soll das nun geändert werden.

Die Polytechnischen Schulen (PTS) sollen die Schülerinnen und Schüler auf den Einstieg ins Berufsleben vorbereiten. Rund 80 Prozent von ihnen haben tatsächlich bereits in der letzten Schulwoche eine fixe Lehrstelle in Aussicht. Und dennoch: Der Schule eilt oft kein guter Ruf voraus. Von den 17.000 Lehrlingen in 4.500 niederösterreichischen Betrieben hat nur ein kleiner Teil die neunte Schulstufe zuvor in einer Polytechnischen Schule absolviert.

„Die Polytechnischen Schulen bereiten die Jugendlichen akribisch auf den Einstieg ins Arbeitsleben vor. Was mich so wahnsinnig stört und auch ein bisschen traurig macht, ist, dass sie immer noch mit Vorurteilen behaftet sind", so Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) am Dienstag. Das Land Niederösterreich will nun gemeinsam mit Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, Bildungsdirektion und der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich den Ruf der PTS verbessern.

v.l. WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker, Bildungsdirektor Johann Heuras, Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und AK NÖ-Präsident Markus Wieser.
Klaudia Ratzinger
Wollen das Image der Polytechnischen Schulen verbessern: WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker, Bildungsdirektor Johann Heuras, Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und AKNÖ-Präsident Markus Wieser (v.l.)

„Genug“ freie Ausbildungsplätze

Dazu wurden gemeinsam neue Initiativen entwickelt, wie etwa ein Informationsfolder und ein neues Fachabschlussprojekt. Damit wolle man auch Eltern, die oft einen wesentlichen Einfluss bei der Schulwahl haben, abholen. Neben diesen beiden Initiativen sei es aber auch wichtig, schon früh auf das Angebot der PTS hinzuweisen.

Laut dem niederösterreichischen Bildungsdirektor Johann Heuras müsse man deshalb bereits in der Mittelschulzeit ansetzen. „Ein wesentlicher Schlüssel ist, die Schüler rechtzeitig abzuholen und in der Mittelschule auf diese Schiene hinzuweisen. Wir intensivieren deshalb auch im Bereich des Handwerks“, so Heuras. Das Angebot an Schulplätzen sei übrigens groß: Insgesamt gibt es in Niederösterreich 60 Polytechnische Schulen. Laut Heuras gäbe es noch mehr als genug freie Ausbildungsplätze.

Sozialpartner fordern rasches Umdenken

Dass die Polytechnischen Schulen vielerorts nicht den besten Ruf genießen, wirkt sich auch negativ auf die Arbeitssituation in Niederösterreich aus. Einmal mehr erinnerte der Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Wolfgang Ecker, am Dienstag an den massiven Mitarbeitermangel in der hiesigen Wirtschaft. In Bezug auf die PTS sei deshalb ein rasches Umdenken gefordert.

Erreichen könne man dieses etwa durch das Hervorheben der positiven Seiten der Schulform. „Die jungen Menschen lernen dort schon frühzeitig, welche Berufe es gibt und wo sie einsteigen können. Wenn sie schon wissen, was sie werden wollen, werden sie darauf vorbereitet. Wenn sie noch nicht wissen, was sie werden wollen, haben sie eine Berufsorientierung und können sich informieren“, sagt Ecker.

Auch der Präsident der niederösterreichischen Arbeiterkammer, Markus Wieser, hob das Potenzial der PTS hervor, insbesondere auch in Bezug auf den Fachkräftemangel. „Wir haben keine Zeit, auf die Talente der jungen Menschen zu verzichten. Wir müssen ihnen das Werkzeug in die Hand geben, wo sie eine Orientierung finden“, so Wieser.