Es ist kurz nach 17.00 Uhr, als Martin Mühlberger mit seinem rund 40 Kilogramm schweren Fahrrad samt Anhänger in seine Heimatgemeinde Haidershofen einfährt. Seine Familie und dutzende Freunde erwarten ihn und feuern ihn auf den letzten Metern lautstark an.
„Ich habe eigentlich alles erlebt auf der Reise. In Finnland ist mir ein Elch vor das Rad gelaufen, einmal habe ich mich sogar unter einem Bagger vor einem Unwetter verstecken müssen. Aber körperlich ist es mir gut gegangen, es war eigentlich ein Traum“, schwärmt Mühlberger.
Im Juli ist er mit seinem Fahrrad samt Anhänger am nördlichsten Punkt Europas, dem Nordkap in Norwegen, gen Süden gestartet – mehr dazu in Radtour vom Nordkap ins Mostviertel (noe.ORF.at; 22.7.2022). Auf seiner Reise legte er mehr als 3.700 Kilometer und etliche Höhenmeter zurück. In den letzten sechs Wochen durchquerte er gleich acht Länder: Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien und Österreich.
Hürden bremsen Mühlberger nicht
Starke Gewitter, unerträgliche Hitze, endlose Waldlandschaften und Radwege, die plötzlich zu Schnellstraßen wurden, meisterte der Mostviertler mit Bravour. Er profitierte auch von der Freundlichkeit der Menschen am Weg. „Vor allem die Menschen in Polen haben mich begeistert. Jeder empfängt einen herzlichst“, schildert Mühlberger.
Norwegen besteche mit gewaltigen Landschaften, das Baltikum zeichne vor allem die Sauberkeit aus. In Finnland radelte er tagelang durch Wälder. Die schier niemals endenwollenden Anstiege auf seiner Reise steckte er weg, die Motivation käme von innen heraus, sagt er. Dabei radelte er auch für ein Spendenprojekt.
Radtour für den guten Zweck
Auf seiner Reise sammelte er 18.000 Euro an Spenden für Marie, ein vierjähriges Mädchen aus der Region – das ursprüngliche Ziel von 10.000 Euro wurde damit deutlich übertroffen. Marie leidet unter Muskelschwund und ist auf den Rollstuhl angewiesen. Mit dem Spendenerlös sollen das Haus umgebaut und Therapien ermöglicht werden. Und der Mostviertler erzählt: „Die Marie ist so ein aufgewecktes Mädchen, an meinem 60. Geburtstag (Mühlberger war an jenem Tag in Finnland, Anm.) hat sie mich sogar angerufen und mir ein Ständchen gesungen.“
Der Name Mühlberger ist im Übrigen im Radsport kein unbekannter. Martins Neffe zweiten Grades, Gregor, ist Radprofi und nahm erst heuer wieder an der Tour de France teil. Der Profisport war für den Versicherungskaufmann aus Haidershofen aber nur in der Jugend interessant. In Zukunft möchte er vielleicht den Jakobsweg bestreiten. Dafür will er sich aber mehr Zeit lassen.