Unterricht in einer Neuen Mittelschule
ORF.at/Zita Klimek
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Bildung

Schulstart für 200.000 Kinder und Jugendliche

Für 200.000 Kinder und Jugendliche in Niederösterreich geht am Montag wieder die Schule los. Gestartet wird heuer ohne Test- und Maskenpflicht – dennoch wird in vielen Schulen freiwillig getestet. Zudem gibt es ein neues Pflichtfach in AHS und Mittelschulen.

„Die letzten zwei Jahre war die Schule ein abgegrenzter Raum, wo niemand rein durfte, jetzt freuen wir uns, dass das Schuljahr 2022/23 hoffentlich wieder annähernd normal verlaufen wird“, sagte Michael Lahnsteiner, Direktor der Öko Mittelschule in Pottenbrunn (Bezirk St. Pölten) zum Schulstart am Montag in der Früh.

Das neue Schuljahr startet, wie das alte geendet hat – nämlich ohne generelle Test- bzw. Maskenpflicht. Allerdings dürfen Direktoren und Direktorinnen anlassbezogen, also etwa bei festgestellten Infektionen in einer Klasse, für bis zu zwei Wochen Antigentests und Masken vorschreiben.

„Ich freue mich über die Verantwortung. Es ist aber ein zweischneidiges Schwert“, so Lahnsteiner Montagfrüh im Interview mit noe.ORF.at. Denn: „Der Spagat zwischen den Eltern, die ihre Kinder schützen wollen und sich Sorgen machen und jenen Eltern, die das Thema gar nicht ernst nehmen, wird immer größer. Bis jetzt konnte ich mich immer auf die hohe Politik ausreden und jetzt werde ich mit den Eltern diese Verhandlungen führen müssen.“

Teurer Schulstart

  • Vom Land NÖ wird der Schulstart heuer mit 100 Euro pro Kind unterstützt. Alle Details hier.
  • Gemeinsam mit der Familienbeihilfe für September wird vom Bund ein Schulstartgeld in Höhe von 100 Euro für jedes Kind im Alter von 6 bis 15 Jahren ausgezahlt.
  • Für Kinder, die Mindestsicherung bzw. Sozialhilfe beziehen, gibt es vom Sozialministerium Gutscheine für Schulartikel im Wert von 80 Euro. Dazu kommen Gutscheine im Wert von 40 Euro für weitere Anschaffungen.

Zu Schulbeginn empfiehlt das Ministerium nun auf freiwilliger Basis die Durchführung von Tests: Schülerinnen und Schüler sollen nach Möglichkeit am ersten Schultag bereits mit einem gültigen (PCR-)Test an die Schule kommen. Außerdem werden in der ersten Schulwoche am Montag, Dienstag und Mittwoch an allen Schulen Antigentests angeboten, die sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrerinnen und Lehrer sowie Verwaltungspersonal nutzen können. Für die zweite Schulwoche bekommen die Kinder auf Wunsch drei Antigen-Schnelltests für die Verwendung daheim mit, um sich etwa Sonntagabend oder Montagfrüh zu testen.

Tests und Masken bei Anlassfällen

So wurde am ersten Schultag trotzdem getestet, etwa in der Mittelschule in Pottenbrunn. „Wir haben die Eltern informiert, dass es diese Möglichkeit gibt und wir werden auch Tests mit nach Hause geben, damit sie sich immer nach dem Wochenende testen können“, so Direktor Michael Lahnsteiner gegenüber noe.ORF.at.

In Pottenbrunn will man während des Schuljahres auf ständige Tests und Masken verzichten. „Wir haben das im Team besprochen: Wenn es Zuhause positive Fälle gibt, dann werden wir Klassen-weise testen. Die Masken werden wir im Anlassfall verwenden, um alle anderen zu schützen“, erklärt der Direktor.

Laut Ministerium dürften heuer auch infizierte, symptomlose Pädagoginnen und Pädagogen in den Klassen – mit FFP2-Maske – eingesetzt werden. An Pflichtschulen (die in die Kompetenz der Länder fallen) werden in der Mehrzahl der Bundesländer diese allerdings nicht in der Klasse stehen dürfen, so auch in Niederösterreich. Infiziertes, symptomloses Personal kann aber etwa administrative Aufgaben übernehmen. Das gilt auch für Kindergärten – mehr dazu in Kein infiziertes Lehrpersonal in Schulklassen (noe.ORF.at; 29.08.2022).

Schärfere Regeln für Schulabmeldung

Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus führten im Vorjahr noch zu einer ungewöhnlich hohen Anzahl an Schulabmeldungen. Dieses Schuljahr werden 1.056 Kinder im häuslichen Unterricht beginnen – vergangenes Jahr war diese Zahl fast doppelt so hoch (2.049). Die Regeln zur Abmeldung vom Unterricht in der Schule wurden zudem verschärft.

Abmeldungen für das kommende Schuljahr müssen seither bereits bis Beginn der Sommerferien angezeigt werden, früher war dies bis Ferienende möglich. Außerdem wurden die Externistenprüfungen in diesem Jahr gebündelt von eigenen Kommissionen abgenommen, um Prüfungstourismus in bekannt „leichte“ Schulen zu verhindern. Eltern wurden außerdem zum Semesterwechsel zu „Reflexionsgesprächen“ geladen – mehr dazu in Zahl der Schulabmeldungen stark gesunken (noe.ORF.at; 7.8.2022).

Akuter Lehrermangel

Überschattet wird der Schulstart diesmal auch vom Thema Lehrermangel. Die 23.000 Lehrerinnen und Lehrern seien zwar ausreichend, um alle Klassen zu besetzen, es gebe aber keine „Reserve“ mehr, hieß es zuletzt von der Bildungsdirektion Niederösterreich.

Engpässe bei fertig ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern gibt es in Fächern wie Physik, Chemie, Biologie, Bewegung und Sport, Musik oder Bildnerische Erziehung. Damit alle Stunden gehalten werden können, würden auch Lehramtsstudierende eingesetzt und zudem Mehrdienstleistungen erbracht – mehr dazu in Neues Schuljahr: „Keine Reserve“ bei Lehrern (noe.ORF.at; 1.9.2022).

Neues Pflichtfach: Digitale Grundbildung

Das neue Schuljahr bringt in den ersten drei Klassen der AHS-Unterstufe und der Mittelschule mit „Digitale Grundbildung“ einen neuen Pflichtgegenstand. Thematisch geht es laut Lehrplan unter anderem um die Nutzung von Suchmaschinen im Internet (1.Klasse), das Erfassen, Filtern, Sortieren, Interpretieren und Darstellen von Daten (2. Klasse), die Erklärung des Begriffs „Social Media“ bzw. das Verständnis, welche Interessen das jeweils anbietende Unternehmen hat (ebenfalls 2. Klasse) oder den Schutz von Geräten und Inhalten vor Viren bzw. Schadsoftware/Malware (3. Klasse) – mehr dazu in Pflichtfach Digitale Bildung an Schulen (wien.ORF.at; 04.09.2022).