Lachend und barfuß springt Lucy Schmidl aus ihrem Wohnmobil. „Das ist Elsa“, ruft sie uns entgegen. Elsa ist ein 32-jähriges Oldtimer-Wohnmobil und künftig das Zuhause der 24-Jährigen. Im Inneren sieht es so gar nicht nach Oldtimer aus – modern und hell mit Vorhängen dekoriert. Pölster zieren die gemütliche Sitzecke, auf der Küchenzeile steht eine Espressokanne und sogar eine Pflanze hängt beim Eingang.
„Als ich es gekauft habe, hat es noch nicht ganz so ausgesehen“, erzählt Lucy Schmidl, als sie uns eine kleine Führung durch ihr rollendes Zuhause gibt. „Nach ein paar Monaten Restaurieren und Renovieren mit viel Hilfe von Familie und Freunden schaut Elsa jetzt so aus. Es war im Endeffekt viel mehr Arbeit als ursprünglich gedacht.“

Nach vielen Stunden Vorbereitung hat nun ihr großes Abenteuer begonnen: Europa bereisen und überall als Sattlerin arbeiten. „Der Plan ist, dass ich möglichst viele Erfahrungen in meinem Beruf sammeln und möglichst viel lernen kann – in vielen verschiedenen Betrieben“, so die Sattlerin. „Dafür ist es, glaube ich, notwendig, das Heim zu verlassen und sich einmal etwas anderes anzuschauen.“
Wissensschatz im Ausland erweitern
Das erste Ziel ist Deutschland, im Winter will die 24-Jährige nach Portugal reisen. „Wo es mich ganz genau hinverschlägt, lasse ich offen“, so Schmidl. Sie ist auch noch auf der Suche nach weiteren Betrieben, wo sie Erfahrungen sammeln und ihren Wissensschatz erweitern kann – „ich habe schon viele Anfragen erhalten, aber ich freue mich über alle Möglichkeiten“.

Nicht nur die junge Sattlerin kann von den Handwerksbetrieben profitieren, sondern auch umgekehrt. Die Lehre zur Sattlerin absolvierte Schmidl bei einer großen Firma in Deutschland. Sie wurde sogar als beste Sattlergesellin des Nachbarlandes ausgezeichnet. Zurück in Österreich sammelte Schmidl vor ihrer großen Reise Erfahrungen bei der Spanischen Hofreitschule in Wien.
Altes Handwerk mit viel Fingerspitzengefühl
In ihrem Beruf fertigt die junge Frau verschiedene Lederstücke für das Pferd – Sattel, Zaumzeug oder Halfter zum Beispiel. Alles wird mit viel Fingerspitzengefühl und Liebe zum Detail per Hand gefertigt. Für Lucy Schmidl Leidenschaft und Traumberuf: „Das Arbeiten mit Leder ist eine sehr befriedigende Arbeit. Es sind sehr viele unterschiedliche Dinge, die man machen kann, es ist sehr vielseitig. Außerdem verwendet man verschiedenste Werkzeuge und arbeitet mit Pferd und Mensch zusammen – es ist ein bunter Mix.“
Eine Faszination löst für die passionierte Sattlerin zudem aus, dass sie etwas für die Ewigkeit fertigt: „Wenn man etwas herstellt und man weiß, es überdauert seine eigene Lebenszeit, ist das schon ein sehr cooler Gedanke.“