Lackenhof am Ötscher
ORF/Thomas Koppensteiner
ORF/Thomas Koppensteiner
Wirtschaft

Lackenhofs Zukunft dreht sich um Betten

Vor knapp einem Jahr stand das Skigebiet in Lackenhof (Bezirk Scheibbs) vor dem Aus. Nach der Rettung durch das Land sollen im Herbst nun zukunftsfähige Konzepte vorgelegt werden. Im Zentrum dürften ersten Informationen zufolge die Gästebetten stehen.

Die Betteninfrastruktur ist nicht mehr zeitgemäß: in die Jahre gekommen, modernisierungsbedürftig und auch nicht umfangreich genug. Am Plan stehen damit sowohl ein quantitativer als auch ein qualitativer Ausbau. Zwar lassen sich die Projektverantwortlichen auf Nachfrage von noe.ORF.at noch nicht in die Karten blicken, welche Pläne derzeit forciert werden, weil sie sich noch inmitten von Gesprächen und Verhandlungen befinden, aber eine erste Linie wird deutlich.

„Unser Hauptaugenmerk muss auf dem Nächtigungstourismus liegen. Mit Tagestourismus alleine lässt sich die Schlacht nicht gewinnen“, so Ralf Eisenhut, Leiter der „Task Force Lackenhof 2.0“, die von der Landesgesellschaft Ecoplus Alpin ins Leben gerufen wurde, um das Skigebiet neu auszurichten. „Nur wenn hier modernisiert wird, lassen sich ausreichend Gäste anlocken“, ist er überzeugt. Dass es Gäste mehr denn je brauchen wird, ist seit dem November letzten Jahres allen im Ort klar.

Walter Pöllinger in einem seiner Gästezimmer
ORF
Veraltete Unterkünfte und zu wenige Gästebetten in Lackenhof – das alles soll sich künftig ändern

In Lackenhof herrscht „Aufbruchsstimmung“

Den Gesprächen zwischen Land, Bevölkerung, Gastgewerbe, Grundeigentümern und Investoren möchte Eisenhut nicht vorgreifen. Es gebe noch viele offene Fragen und noch mehr Details zu klären. Er rechnet aber damit, „dass die grundsätzliche Marschrichtung noch im Herbst feststehen wird“. Das Arbeitsklima unter allen Beteiligten sei grundsätzlich konstruktiv, besonders positiv seien bisher die Investorengespräche verlaufen. „Hier weht ein neuer, frischer Wind“, so Eisenhut.

Das bestätigt gegenüber noe.ORF.at auch Walter Pöllinger, selbst Gastwirt und Betreiber einer Pension mit knapp 20 Zimmern sowie Obmann des Ötscher Tourismusverbands. „Die Gespräche mit Investoren werden immer konkreter – auch wenn noch nichts unterschrieben ist. Aber ich bin vorsichtig optimistisch, weil das Interesse eindeutig da ist.“

Ötscher-Turm Wienerbruck
Mostviertel Tourismus/Fred Lindmoser
Der Ötscher und seine gesamte Umgebung sollen zum Ganzjahres-Urlaubsort werden. Manchen schweben Landmarks wie der Ötscher-Turm in Wienerbruck vor

Pöllinger schätzt, dass Lackenhof in Zukunft etwa 1.500 Betten mit guten Standards brauchen wird. Das wären um 50 Prozent mehr als heute. Der Tourismusobmann räumt auch ein, dass neben möglichen neuen Investoren auch die vielen kleinen gewerblichen Pensionen selbst Geld in die Hand nehmen müssten, um die Region für Übernachtungen wieder attraktiver zu gestalten. „Das wird nicht einfach, aber es herrscht so etwas wie eine Aufbruchsstimmung hier in Lackenhof – und das, obwohl die globale wirtschaftliche Lage wirklich nicht optimal ist.“

Dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von Teuerung, Energieknappheit und Personalmangel im Gastgewerbe – samt aller dafür nötigen Investitionen – dem Erneuerungsprozess nicht unbedingt in die Hände spielen, räumt auch Eisenhut ein. „Die Gesamtsituation ist natürlich nicht ganz günstig für den Tourismus und im Speziellen, was eine mögliche Energieknappheit und deren Auswirkung auf Lifte betrifft.“ Trotz alledem nimmt aber auch der Leiter der Taskforce das Wort „Aufbruchsstimmung“ in den Mund.

Mountainbiking könnte ausgebaut werden

Ideen für die Region gibt es viele. Anfang des Jahres waren Bevölkerung und Interessierte bereits aufgerufen, Konzepte einzureichen, wie aus dem Gebiet um den Ötscher ein Anziehungspunkt für Ganzjahrestourismus entstehen könnte. Etwa 500 Entwürfe wurden eingereicht – mehr dazu in „Fast 500 Ideen für die Zukunft des Ötschers“ (noe.ORF.at; 1.3.2022). Zehn Ideen wurden nach der Einreichung prämiert. Sie reichen von der Errichtung architektonischer Landmarks über eine bessere Verbindung mit anderen Orten bis zum Ausbau eines Mountainbikenetzes.

Letzteres dürfte tatsächlich Chance auf Umsetzung haben. Zumindest laufen hier Eisenhut zufolge bereits Gespräche, beispielsweise mit Grundeigentümern. „Was aber in dieser Region klar ist: Im Naturpark Ötscher-Tormäuer kann es nicht um große und laute Bikeparks gehen, aber beispielsweise um die Ausweitung bestehender Wander- oder Forstwege und darum, diese vielleicht auch für Mountainbikes zugänglich zu machen. Aber wir wissen aus der Erfahrung anderer Mountainbikestrecken, wie viele Hürden bis dorthin oft auf dem Weg liegen können.“

Ötscher im Schnee
Niederösterreich Werbung/Josef Wittibschlager
Der Ötscher als Berg zum Urlauben, nicht nur im Winter – so lautet das Ziel in Lackenhof

Ausgelotet wird also viel, spruchreif werden die Konzepte frühestens im Oktober, laut Eisenhut erst „im Laufe des Herbstes“. Ab dann soll es aber bereits eine „Konkretisierung der Umsetzungsoptionen geben“, zu diesem Zeitpunkt will man „vertragliche Fixzusagen mit möglichen Umsetzungspartnern erwirken“ – so steht es zumindest im Zeitplan.

Die Projekte, die der Region auf neue Beine helfen sollen, werden wohl einige Jahre bis zur Fertigstellung brauchen. In Umsetzung befindet sich allerdings bereits ein erstes Detail, „das aber schon lange geplant war und unabhängig von diesem Prozess gekommen wäre“, sagt Eisenhut: neue Trailrunning-Routen. Diese sollen im kommenden Frühjahr fertig ausgeschildert sein und Gäste nach dem Ende der Wintersaison auf den Ötscher locken.