Soziales

Jede fünfte Frau kehrt in Gewaltbeziehung zurück

174 Frauen mit 191 Kindern haben im Jahr 2021 in einem Frauenhaus in Niederösterreich Schutz gesucht. 22 Prozent der Frauen kehrten danach zu ihren gewalttätigen Partnern zurück. Der Grund ist oft finanzielle Abhängigkeit.

Von den 174 Frauen, die gemeinsam mit 191 Kindern vom Angebot der niederösterreichischen Frauenhäuser Gebrauch machten, erfuhren zuvor 88 Prozent Gewalt durch ihren Partner oder Ehemann, hieß es in einer Aussendung der für die Frauenhäuser zuständigen Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Ein Viertel der Frauen schaffte nach dem Aufenthalt in einem der sechs Frauenhäuser den Sprung in eine neue, eigene Wohnung.

22 Prozent der Frauen kehrten jedoch zu ihrem Misshandler zurück, hieß es in der Aussendung. Alle anderen fanden bei Verwandten oder Bekannten sowie in anderen Institutionen ein Dach über dem Kopf. Ein kleinerer Teil ging wieder nach Hause in die eigene Wohnung ohne Misshandler und rund 20 Prozent wohnten weiter in den Frauenhäusern.

Grund für die Rückkehr in die Gewaltbeziehung sei oftmals mangelnde finanzielle Unabhängigkeit, sagt Königsberger-Ludwig: „Die Mehrheit der Bewohnerinnen unserer Frauenhäuser lebt vom Kinderbetreuungsgeld, einer AMS-Leistung oder hat gar kein Einkommen. Im Frauenhaus wird ihnen geholfen, ihr Leben neu zu sortieren“.

Keine Sozialhilfe während Frauenhaus-Aufenthalt

Von der Sozialhilfe sind Bewohnerinnen von Frauenhäusern derzeit ausgeschlossen, weil diese rechtlich als Haushaltsgemeinschaft gelten. Ein vor dem Sommer erlassenes Bundesgesetz würde eine entsprechende Reform auf Landesebene nun ermöglichen. „Im Sozialhilfegesetz gelten einige Bestimmungen, die für andere Teile des Sozialsystems zwar sinnvoll sind, aber eben nicht für gewaltbetroffene Frauen, die ihren Weg in die Eigenständigkeit finden wollen", so Königsberger-Ludwig, die hier mehr „Spielraum“ fordert.

In Niederösterreich gibt es sechs Frauenhäuser mit insgesamt 59 Plätzen, nur im Waldviertel gibt es keines

Für die Finanzierung der Frauenhäuser fordert Königsberger-Ludwig ein Gewaltschutzeinrichtungsgesetz nach steirischem Vorbild. In der Vergangenheit habe es schon viele Verbesserungen in diesem Bereich gegeben, etwa mehr Personal und finanzielle Mittel für die Einrichtungen. Mit dem Gewaltschutzeinrichtungsgesetz brauche es nun aber „den nächsten Schritt“, so die Landesrätin. Derzeit ist die Finanzierung der Frauenhäuser noch im Sozialhilfegesetz geregelt.

Die Zahl der Femizide – wie Morde an Frauen bezeichnet werden – häufte sich zuletzt wieder. In Niederösterreich gab es alleine im August zwei Fälle in Neulengbach (Bezirk St. Pölten) und Oberwaltersdorf (Bezirk Baden) – mehr dazu in Frau erstochen: Ehemann in Haft (noe.ORF.at; 25.8.2022) und Oberwaltersdorf: Ehemann unter Mordverdacht (noe.ORF.at; 28.8.2022). Österreichweit wurden heuer bereits 25 Frauen getötet.