Simulationsforscher Niki Popper im ORF-Interview
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Coronavirus

Popper: „Virus bekommt neuen Schub“

Simulationsforscher Niki Popper geht davon aus, dass die Coronavirus-Fallzahlen im Herbst steigen werden. Die Virusaktivität sei höher, aufgrund des Schulbeginns gebe es wieder mehr Kontakte. „Das Virus bekommt einen neuen Schub“, so Popper im Interview.

Momentan sind die CoV-Zahlen in Niederösterreich noch stabil. Auch in den Spitälern ist die Lage entspannt. 160 Patientinnen und Patienten mussten am Dienstag wegen Covid-19 auf Normalstationen, sieben auf Intensivstationen behandelt werden.

Laut dem Simulationsforscher Niki Popper deuten jedoch mehrere Faktoren darauf hin, dass mit einem Anstieg der Neuinfektionen zu rechnen ist. „Man sollte nicht in Panik verfallen, aber man sollte Covid-19 weiterhin ernst nehmen und gut vorbereitet sein“, so Popper im Interview mit ORF-NÖ-Reporterin Petra Ottitsch.

noe.ORF.at: Herr Popper, wie wird sich die Coronavirus-Lage im Herbst entwickeln?

Niki Popper: Es gibt einige Faktoren, die relativ eindeutig sind. Einerseits wird im Herbst die Aktivität des Virus stärker, andererseits verändern sich mit dem Schulbeginn die Kontaktnetzwerke. Damit bekommt das Virus einen neuen Schub.

noe.ORF.at: Welche Möglichkeiten gibt es, um das Infektionsgeschehen zu überwachen?

Popper: Die Surveillance-Strategie fußt auf mehreren Säulen. Bei der Abwasseranalyse erkennt man neue Varianten und kann auch beobachten, ob Varianten gerade wieder ansteigen. Eine weitere Säule ist die Lage in den Krankenhäusern. Auch die Situation bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten gibt darüber Aufschluss, wie viele Menschen krank sind, also auch Symptome haben.

Nächste CoV-Welle im Herbst erwartet

Derzeit sind die CoV-Zahlen in Niederösterreich stabil, doch laut Simulationsforscher Niki Popper wird sich das im Herbst wieder ändern.

noe.ORF.at: Welche Rolle spielt der vierte Stich bei der Vorbereitung auf eine mögliche Verschärfung der Coronavirus-Lage?

Popper: Jetzt gilt es, den Impfschutz aufzufrischen. Denn der vierte Stich kann kurzfristig dazu beitragen, die Zahl der Infektionen zu verringern. Die Auffrischung nützt auf jeden Fall gegen schwere Verläufe und – so weit wir das derzeit sehen können – auch gegen Long Covid.

noe.ORF.at: Mit welchen Maßnahmen lässt sich das Ansteckungsrisiko verringern?

Popper: Man kann durchaus versuchen, die Ausbreitung von Covid-19, Grippe und anderen Infekten einzudämmen. Ich trage zum Beispiel im Supermarkt weiter eine Maske. Einerseits halte ich mich dort ohnehin nur kurz auf, andererseits kann ich eine mögliche Infektion von anderen, die sich nicht so gut schützen können, verhindern.

noe.ORF.at: Wie läuft die Zusammenarbeit der Wissenschafter mit den Behörden?

Popper: Gemeinsam mit der Landesgesundheitsagentur sehen wir uns etwa an, ob die Zutrittsregelungen funktionieren. Wir klären gemeinsam ab, ob man auf einen Personalausfall vorbereitet sein muss. Zudem evaluieren wir, ob es einen Bedarf gibt, zusätzliche Ressourcen bereitzustellen. Man sollte nicht in Panik verfallen, aber man sollte Covid-19 weiterhin ernst nehmen und gut vorbereitet sein.