Jugendliche auf Interrail-Reise, fotografiert mit Handy
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Soziales

Neue EU-Hilfe: Interrail mit Beeinträchtigung

Seit Jahren verlost die EU kostenlose Interrail-Tickets an junge Menschen. Heuer startet erstmals eine Aktion, um auch jene Europa entdecken zu lassen, für die das bisher schwierig war: Jugendliche mit Behinderung bzw. Beeinträchtigung.

Es kann viele Gründe geben, um bereits im Jugendalter überhaupt nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen reisen zu können. Dazu zählen etwa geistige Behinderungen, körperliche Einschränkungen, aber auch soziale Defizite – etwa dann, wenn es Jugendlichen beispielsweise wegen Angststörungen oder Entwicklungsverzögerungen nicht möglich oder zuzutrauen ist, alleine ins Ausland zu fahren.

An genau diese Zielgruppen richtet sich die neue Förderschiene der Europäischen Union, die bereits in der Vergangenheit unter dem Namen „DiscoverEU“ kostenlose Interrailtickets an Jugendliche in allen Mitgliedsländern verlost hat. Das neue Programm richtet sich an 18-Jährige, die laut Infofolder „aufgrund von sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen, geografischen, gesundheitlichen oder anderen Hürden nicht (oder nur mit erheblichem Aufwand) verreisen können“. Darunter fallen somit Jugendliche mit vielen Arten von Beeinträchtigungen. Behinderung zählt damit genauso dazu wie die Herkunft aus einer armutsgefährdeten Familie.

Reisen damit „für alle Jugendlichen“ möglich

„Mit diesem Call bietet ‚DiscoverEU‘ ein wichtiges zusätzliches Angebot, um die Europäische Union für alle erlebbar zu machen“, so Niederösterreichs zuständiger Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP). Er wünscht sich, dass möglichst viele junge Menschen aus Niederösterreich davon Gebrauch machen und profitieren.

Die erste Antragsrunde endet am 4. Oktober um 12:00 Uhr. Ab dem Jahr 2023 soll es jährlich zwei Antragsrunden geben.

Ansuchen um die Reisen können allerdings nicht die Jugendlichen selbst, sondern Organisationen, die mit ihnen zusammenarbeiten – etwa Jugendzentren oder Jugendbildungseinrichtungen. Die einreichenden Organisationen müssen die jungen Reisenden von der Planung über die Vorbereitung bis zur Durchführung und Nachbereitung ihrer Reise unterstützen. Bei Bedarf können Beschäftigte der Einrichtungen die jungen Menschen auf ihrer Reise begleiten – ebenfalls gefördert.

Reise, Unterbringung und Sonderausgaben gefördert

Sofern eine Organisation die Förderzusage erhält, kann sie mehrere Jugendliche auf Interrail-Reise schicken. Das Inklusionsprojekt ist für die Dauer von drei bis maximal 18 Monaten angelegt. Während dieser Zeit können mehrere DiscoverEU-Reisen mit jeweils ein bis fünf Teilnehmenden und gegebenenfalls deren Begleitpersonen veranstaltet werden. Als Reisedauer ist eine Spanne zwischen zwischen einem Tag und 30 Tagen möglich.

Die Landschaft der Sächsischen Schweiz und die Elbe sind aus einem Fenster eines Zuges der tschechischen Eisenbahngesellschaft auf einer Linie von Berlin nach Prag zu sehen
APA/dpa/Gregor Fischer
Mit einem kostenlosen Zugticket Europa erkunden – Jugendliche mit Behinderung werden dabei nun unterstützt

Gefördert werden die Tickets der Teilnehmenden, zudem gibt es eine finanzielle Unterstützung in Form von Pauschalen für Organisation und Durchführung in der Höhe von 100 Euro pro teilnehmender Person, für die Aufenthaltskosten mit 62 Euro pro Person und Tag, eine Inklusionsunterstützung von 100 Euro pro Person sowie in begründeten Fällen zusätzlich die Deckung weiterer Kosten wie beispielsweise für medizinisches Begleitpersonal, Dolmetsch, Impfungen und medizinische Bescheinigungen sowie für außergewöhnliche Kosten wie Visum, Aufenthaltstitel oder Reservierungen.

Seit der Gründung von „DisoverEU“ im Sommer 2018 – damals noch ohne Inklusionsschiene – vergab die Europäische Kommission in sechs Bewerbungsrunden bisher mehr als 175.000 Interrail-Tickets an Jugendliche aus ganz Europa. Nach Niederösterreich gingen laut Landesrat Eichtinger davon 609 Interrail-Tickets. Ziel der Initiative ist es, die europäische Identität der Jugend zu fördern und das Bewusstsein für die Grundwerte der Europäischen Union zu stärken.