Wasserstofftankstelle
ORF/Nina Pöchhacker
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Wirtschaft

Wasserstofferzeugung nimmt Fahrt auf

In Kienberg bei Gaming (Bezirk Scheibbs) wurde ein Werk eröffnet, das Wasserstoffstanks erzeugt und in Herzogenburg (Bezirk St. Pölten) wurde eine Wasserstofftankanlage eröffnet. Die Forcierung von Wasserstoff (H2) ist Teil der Energiestrategie des Landes.

Die Wasserstofftankstelle in Herzogenburg, die vor wenigen Tagen eröffnet wurde, ist die erste in Niederösterreich, die grünen, also aus erneuerbarer Energie gewonnenen Wasserstoff produziert und verkauft. Drei Millionen Euro wurden dafür investiert.

Nun gewährleistet das vollintegrierte Energiekonzept der Firma SAN Biotech Park mit Abwärmenutzung und Rückverstromung des Wasserstoffes die Versorgung des gesamten Standortes. Zudem versorgt die H2-Tankstelle auch einen Teil des Firmenfuhrparkes, bestehend aus fünf Wasserstoffautos, und ausgewählte externe Unternehmen.

Herzogenburg, Wasserstoff-Tankstelle, Eröffnung
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Eröffnungsfeier der neuen H2-Produktionsanlage mit Tankstelle in Herzogenburg

Zurzeit finden auch Gespräche mit zahlreichen Unternehmen und Kommunen statt, um diesen die Möglichkeit zu bieten, sich mit dem Thema vertraut zu machen und selbst Erfahrung mit grünem Wasserstoff zu sammeln, heißt es bei der Eröffnung der Tankstelle.

Spezialbehälter für die Lagerung von Wasserstoff

In Kienberg, einem Ortsteil von Gaming, investierte die US-amerikanische Firma Worthington zehn Millionen Euro in ein Werk, das Wasserstofftanks herstellt. In diesen Spezialbehältern wird Wasserstoff mit 700 Bar Überdruck gelagert. Zur Verdeutlichung: In einem Autoreifen befindet sich Luft mit etwa drei Bar Überdruck.

Diese Tanks werden vor allem bei Lastwagen, Bussen aber auch Schiffen und Industrieanlagen gebraucht. Die Autos, die in Herzogenburg betankt werden, haben ebenfalls einen Wasserstoffbehälter aus der Worthington-Produktion in Kienberg an Bord.

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Worthington Werk in Kienberg-Gaming, Wasserstoffzylinder
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Wasserstoffbehälter aus Kienberg-Gaming
Worthington Werk in Kienberg-Gaming, innen
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Neue Produktionshalle bei Worthington in Gaming

Beim firmeninternen „Wettbewerb“ habe sich der Standort Kienberg etwa gegen Ohio in den USA durchgesetzt, weil in Österreich die Betriebsgenehmigungen sehr rasch und unbürokratisch erteilt werden konnten, aber auch, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier hoch qualifiziert seien, erklärte Eric Smolenski, der Präsident von Worthington, bei der Eröffnung am Freitag.

Grauer Wasserstoff wird aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Erdgas (Methan) wird unter Hitze gespalten, das dabei entstehende CO2 wird in die Atmosphäre abgegeben.

Grüner Wasserstoff wird bei der Elektrolyse von Wasser gewonnen. Die dafür benötigte Energie stammt ausschließlich aus erneuerbaren Quellen.

Die Investitionen dieser beiden niederösterreichischen Firmen passen hervorragend in die Wasserstoffstrategie des Bundes, erklärte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) bei der Eröffnung in Gaming. Die erst im Juni dieses Jahres präsentierte Wasserstoffstrategie besagt, dass 80 Prozent des Wasserstoffs bis 2030 grüner Wasserstoff sein soll. Kocher erinnerte in seiner Rede auch daran, dass Österreich bis 2040 klimaneutral werden und bis zum Jahr 2030 Strom nur aus erneuerbaren Energiequellen erzeugen will.

Pernkopf: Wichtige Schritte in die Zukunft

Das Land Niederösterreich orientiere sich stark an den Strategien des Bundes, erklärte der für Energie zuständige Landeshauptfraustellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) bei der Eröffnung und betonte, dass Klimaschutz und Versorgungssicherheit in diesen Zeiten zusammen gehören. „Das Klimaschutzthema ist zu einem Sicherheitsthema geworden: Wie können wir saubere Energie beziehen und verlässlich zur Verfügung haben, und da spielt der Wasserstoff sicherlich eine wichtige Rolle in der Zukunft.“

In Niederösterreich startete ecoplus, die Wirtschaftsagentur des Landes, aktuell mit der Wasserstoffinitiative „Hy2NÖ“. Erhoben werden sollen die Potenziale und der Bedarf an grünem Wasserstoff in Niederösterreich. Die möglich Bündelung der Aktivitäten zur Schaffung von Synergien für die Wirtschaft sollen ausgelotet und Wasserstoffprojekte mit hohem Wertschöpfungspotenzial in Niederösterreich umgesetzt werden.