Martin Schwanda bei der wortwiege
Christian Mair
Christian Mair
Kultur

„Reden!“ über europäische Mythen

„Europa in Szene“, das Theaterfestival der wortwiege, widmet sich ab 14. September den europäischen Mythen und Narrativen in Kunst und Wissenschaft. Neben Theater-produktionen gibt es Abende mit dem Format „Reden!“ und die Reihe „Salon Europa“.

„Europa in Szene“ unter der künstlerischen Leitung von Anna Maria Krassnigg zeigt in den Kasematten Wiener Neustadt William Shakespeares zwei Theaterprouktionen: „Coriolanus“ unter der Regie von Azelia Opak und Uwe Reichwaldt bringt „Totentanz“ von August Strindberg auf die Bühne.

Unter dem Motto „Denk Macht Neu“ erforsche das Programm, „wie Strukturen von Krieg, Demokratie, Autokratie und tradierte Bilder von Männlichkeit und Herrschertum ins Private dringen, es bestimmen und formen, wohin Macht ideell und strukturell führen kann“, heißt es auf der Website des Festivals.

Produktion Coriolanus der wortwiege in den Kasematten
Julia Kampichler
Nach der Premiere am 14. September gibt es bis 16. Oktober noch acht Vorstellungen des „Coriolanus“

Bei „Reden!“ performen Schauspielerinnen und Schauspieler (wie Martin Schwanda, Bild oben) bedeutende historische und zeitgenössische Reden. wortwiege-Intendantin Anna Maria Krassnigg und Experten analysieren dann mit Beteiligung des Publikums die rhetorischen Werke und deren Aktualität.

Reden, die Geschichte machten: „Großes Theater“

„Reden, die Geschichte machen oder die Öffentlichkeit bewegen, sind fast immer großes Theater. Ihre Argumentation ist dramatisch und deshalb potenziell überzeugend. Um diese performative Wirkung zu erforschen, die manchmal den Ausschlag gibt, ist niemand besser geeignet als Schauspieler:innen“, so die Veranstalter.

An fünf Abenden geht es in der Reihe "Reden!“ um die Themen Krieg, Taten, Korruption, Europa und Frieden. Analysiert werden jeweils zwei historische Reden. So diskutiert der Publizist Eric Frey am 17. September mit Anna Maria Krassnigg unter anderem über die Ansprache Wolodymyr Selenskiys bei der Sitzung des Europäischen Rates am 25. März 2022.

Anna Maria Krassnigg und Franz Schuh
Andrea Klem
Anna Maria Krassnigg und Franz Schuh in den Kasematten in Wiener Neustadt

Die Journalistin und Theologin Renata Schmidtkunz macht sich eine Woche später Gedanken über die Bergpredigt. Um Ciceros erste Rede gegen Catilina aus dem Jahr 63 v. Chr. geht es am 30. September mit dem früheren Staatsanwalt Walter Geyer und dem Antikorruptionsexperten Martin Kreutner.

Am 7. Oktober ist Erwin Pröll, Landeshauptmann a.D., Gast in den Kasematten. Auf dem Programm stehen Reden von Winston Churchill und Emmanuel Macron. Eine Woche danach ist der Journalist und Politiker Helmut Brandstätter in Wiener Neustadt und setzt sich mit Bertha von Suttners Rede „Die Entwicklung der Friedensbewegung“ auseinander, die sie im April 1906 anlässlich der Überreichung des Friedensnobelpreises hielt. „Politisches Theater als Aufforderung zum Weiterdenken“, so Anna Maria Krassnigg über „Reden!“.

Impuls und Dialog im „Salon Europa“

In der Gesprächsreihe „Salon Europa“ diskutieren Theatermacherin Krassnigg sowie Autor und Kulturwissenschaftler Wolfgang Müller-Funk in fünf Matineen mit Gästen aus Kultur und Wissenschaft über die beiden Theaterstücke „Coriolanus“ und „Totentanz“ und deren Bezüge zur Gegenwart.

So sitzen am 18. September bei „Denk Macht Neu“ die Philosophin Lisz Hirn, der Publizist Rainer Nowak und der Militärhistoriker Markus Reisner auf dem Podium. An jedem folgenden Sonntag bis einschließlich 16. Oktober gibt es vier Abende, die unter den Titeln „Die Macht der Geschlechter“, „Die Macht der Imperien“, „Machthaber“ und „Tyrannis“ stehen. Eingeladen sind dazu unter anderem der Philosoph Franz Schuh, die Literaturwissenschafterin Liliane Weissberg, der Zeithistoriker Florian Bieber und der Psychoanalytiker Jurko Prochasko.