Erster Schultag
Pixabay/elkimellito
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Bildung

Kindergartenreform: 850 neue Gruppen nötig

Vergangene Woche hat Niederösterreich angekündigt, das Eintrittsalter für den Kindergarten herabzusetzen. Am Montag wurden erste Details bekanntgegeben. Durch die Reform entsteht beispielsweise ein Bedarf von 850 neuen Gruppen – samt Personal.

In Niederösterreich sind für den Ausbau der Kinderbetreuung laut Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) maximal 600 neue Kindergartengruppen und 250 weitere Gruppen für Kleinkindbetreuung nötig. Zum Personalbedarf hieß es in einer Pressekonferenz am Montag, dass es pro zusätzlicher Gruppe eine Mitarbeiterin bzw. einen Mitarbeiter brauche. NÖ Gemeindebundpräsident Johannes Pressl sprach von einer „riesengroßen Herausforderung“ – sowohl organisatorisch als auch finanziell.

Der Ausbau startet 2023. „Wir haben uns zwischen fünf und sieben Jahre in der Gesamtumsetzung gegeben“, erklärte Pressl in St. Pölten. Ab September 2023 wird mit der Gratis-Vormittagsbetreuung für Unter-Sechs-Jährige gestartet. Ab September 2024 werden Kinder bereits ab zwei statt wie bisher ab zweieinhalb Jahren den Kindergarten besuchen können, aber nicht jeder Zweijährige werde sofort einen Platz finden, sagte Teschl-Hofmeister.

Personalbedarf steigt massiv

Durch das in der Vorwoche präsentierte Paket, das insgesamt 750 Millionen Euro zusätzliche Investitionen des Landes bis 2027 vorsieht, werden hunderte Betreuungspersonen und Kindergartenpädagogen benötigt. Um ausreichend Personal zu bekommen, sollen unter anderem Einstiegshürden gesenkt werden, sagte Pressl. So sollen Mitarbeiter etwa Praxis im „eigenen“ Kindergarten und die Ausbildung parallel dazu machen können.

Außerdem wolle man regional auch Wiedereinsteigerinnen ansprechen. Laut Teschl-Hofmeister sollen Rahmenbedingungen attraktiver werden, etwa durch die geplante Senkung des Betreuungsschlüssels. Weiters hoffe man bei der Schaffung des Angebots auch auf die Wirtschaft – so können beispielsweise Klein- und Mittelbetriebe Tagesmütter oder -väter beschäftigen.

Kindergarten Kinder
APA/dpa
Wenn das Eintrittsalter für den Kindergarten sinkt und die Anzahl der Kinder steigt, braucht es mehr Platz und Personal

Viele Gebäude müssen erweitert werden

Durch die Senkung des Eintrittsalters in den Kindergarten auf zwei Jahre wird mit maximal 450 neuen Kindergartengruppen gerechnet. Die Förderung aus dem Schul- und Kindergartenfonds wird von 27 auf 48 Prozent vom Investitionsvolumen erhöht. Besonders unterstützt werden sollen Zubauten an bestehende Einrichtungen und Kooperationen zwischen Gemeinden.

Durch die kostenlose Vormittagsbetreuung bis sechs Jahre braucht es laut Teschl-Hofmeister bis zu rund 250 zusätzliche Gruppen für Kleinkinder. Das Land fördert die Träger durch den NÖ Kinderbetreuungsbeitrag mit 297 Euro pro Kind und Monat. Die Kosten für Nachmittagsbetreuung, die derzeit um die 400 bis 500 Euro monatlich ausmachen, werden mit 180 Euro pro Monat gedeckelt. Für Härtefälle ist eine Abfederung vorgesehen.

Kleinere Gruppen, weniger Schließtage geplant

Ab September 2024 soll die Gruppengröße im Kindergarten maximal 22 Kinder betragen, der Betreuungsschlüssel soll damit von 1:12,5 auf 1:11 gesenkt werden. Dafür seien rund 150 neue Kindergartengruppen nötig, hieß es. In Kleinkindgruppen soll der Schlüssel künftig 1:5 statt bisher 1:8 sein. Die Landesrätin kündigte in diesem Zusammenhang 15.000 Euro zusätzlich an Förderung pro Gruppe und Jahr an.

Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und NÖ Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl bei der Pressekonferenz
NLK Pfeffer
Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und NÖ Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl kündigten am Montag kleinere Gruppengrößen und weniger Schließtage an

In den Sommerferien sollen Kindergärten künftig nur mehr eine Woche statt bisher drei Wochen geschlossen haben. Das Land fördert die Kosten für eine zusätzliche Betreuungsperson in den zwei Wochen, in denen die Einrichtungen offenbleiben. Mit einem wohnortnahen Betreuungsangebot ab dem Bedarf für ein Kind will man laut Teschl-Hofmeister dafür sorgen, dass es ein flächendeckendes Angebot mit „VIF-konformen“ Öffnungszeiten gibt. Kriterien des Vereinbarkeitsindikators für Familie und Beruf (VIF) sind ein Angebot von Montag bis Freitag, eine Öffnungszeit von mindestens 45 Wochenstunden und an vier Tagen mindestens 9,5 Stunden.

Grundsätzlich halte man am Prinzip der Wahlfreiheit fest, hob Teschl-Hofmeister hervor. Ziele des Ausbaus sind bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und mehr Chancengleichheit, sagte Pressl. Er betonte gleichzeitig: „Es wird individuelle Lösungen vor Ort brauchen.“ Nicht alles werde in der Heimatgemeinde angeboten werden können, man werde auch Richtung Provisorium und flexible Lösungen denken.