Tiermast-Skandal um qualvoll sterbende Schafe, Rinder in Gülle-Seen
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Chronik

Kadaver und „Gülle-Seen“: Mastbetrieb angezeigt

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat Anzeige gegen einen Tiermastbetrieb in Traismauer (Bezirk St. Pölten) eingebracht. Veröffentlichte Fotos und Videos zeigen sterbende und verwesende Tiere sowie Rinder in „Fäkalien-Seen“.

„Das Tierleid ist immens“, kritisierte der VGT am Dienstag in einer Aussendung. Mehr als 1.000 Lämmer, Schafe, Zicklein, Ziegen und Rinder werden dieser zufolge in dem Betrieb gehalten – und das unter „abscheulichen“ Zuständen, wie es vom VGT heißt. In einem veröffentlichten Video sind etwa offensichtlich kranke und sterbende Schafe und Rinder zu sehen, die „in knöcheltiefen Fäkalien-Seen aus Kot und Urin leben, liegen und schlafen“ und „bewegungsunfähig“ und „schwer atmend“ langsam sterben, so der VGT.

„Tierleichen in unterschiedlichen Verwesungsstadien im Stall und volle Leichentonnen vor dem Gebäude zeigen, wie häufig Tiere in diesem Betrieb sterben“, heißt es in der Aussendung. Kritisiert wird außerdem, dass Lämmer auf Plastikvollspaltenböden gehalten werden, was gesetzlich verboten sei. Der Tierschutzverein hielt am Dienstag vor dem Hof eine Protestkundgebung ab. Zudem wurde Anzeige bei der Bezirkshauptmannschaft erstattet.

Sofortmaßnahmen durch Tierärzte, Strafverfahren geprüft

Der stellvertretende Bezirkshauptmann des Bezirkes St. Pölten, Christian Pehofer, bestätigt gegenüber noe.ORF.at die Anzeige und die Missstände in dem betreffenden Tierhaltungsbetrieb. Laut ihm waren am vergangenen Freitag zwei Amtstierärzte in Begleitung der Polizei vor Ort, um Erst- und Sofortmaßnahmen zu treffen. Kranke Tiere wurden unter Einbeziehung der Tierärztin vor Ort behandelt. Die, die nicht mehr zu retten waren, wurden eingeschläfert. Zudem wurde die Gülle entfernt. Nach Angaben der Bezirkshauptmannschaft werden in dem Betrieb 135 Rinder sowie rund 700 Schafen und Ziegen gehalten.

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Tiermast-Skandal um qualvoll sterbende Schafe, Rinder in Gülle-Seen
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Mehr als 1.000 Lämmer, Schafe, Zicklein, Ziegen und Rinder werden laut VGT in dem Betrieb gehalten
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Der VGT spricht von Rindern, die „in knöcheltiefen Fäkalienseen aus Kot und Urin leben, liegen und schlafen“ müssen …
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… und veröffentlichte auch entsprechende Bilder
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Aufnahmen aus dem Betrieb zeigen außerdem verendete Tiere, die nach wie vor im Stall liegen …
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… sowie Leichen von Tieren in Tonnen vor dem Gebäude
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„Die Zustände sind abscheulich, das Tierleid ist immens“, teilte der VGT mit
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Die Bezirkshauptmannschaft bestätigte die Missstände in dem Betrieb. Amtstierärzte seien am Freitag an Ort und Stelle gewesen, um Erst- und Sofortmaßnahmen zu treffen.
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Laut Bezirkshauptmannschaft werden nun die Einleitung eines Verwaltungsstrafverfahrens sowie mögliche Maßnahmen, bis hin zu einem Tierhalteverbot, geprüft
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Der Betrieb war schon 2013 ins Visier der Behörden geraten. Bei den letzten Kontrollen 2019 und 2020 sei er aber im Wesentlichen unauffällig gewesen, heißt es von der Bezirkshauptmannschaft.

Die Bezirkshauptmannschaft prüft nun die Einleitung eines Verwaltungsstrafverfahrens sowie Maßnahmen nach dem Tierschutzgesetz – das könne von einem Mängelbehebungsbescheid bis zu einem Tierhalteverbot reichen, so Pehofer. Das bestätigte auch der für den Tierschutz zuständige Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ), der den Betrieb noch am Dienstag besichtigte.

„Ja, es gibt Dinge, die nicht in Ordnung sind und es werden sämtliche Vorwürfe geprüft“, sagte Waldhäusl gegenüber noe.ORF.at. Sofortmaßnahmen seien aktuell aber nicht notwendig, das habe ihm auch der Amtstierarzt vor Ort versichert, „alles andere wird jetzt seitens der Behörde weiterverfolgt“, so Waldhäusl. Man arbeite „im Interesse aller und im Interesse des Tierschutzes“ auch mit dem Betriebsbesitzer zusammen, um eine Lösung zu finden.

Besitzer: „Kann nicht sagen, dass wir unschuldig sind“

Der Besitzer des Betriebes, Franz Gramer, nahm ebenfalls zu den veröffentlichten Fotos Stellung: Die Vorwürfe des VGT würden „zu einem gewissen Teil“ stimmen, sagte er. „Ich will nicht sagen, dass alles, was behauptet wird, nicht stimmt. Ein bisschen etwas ist übertrieben, aber ich kann nicht sagen, dass wir unschuldig sind.“

Man habe zu viel Arbeit gehabt und dadurch manches vernachlässigt, gab er zu. Die Arbeit am Betrieb sei sehr intensiv, „man müsste fast Tag und Nacht im Stall stehen“, so Gramer. Die aktuelle Situation sei schwer für ihn, er müsse die Familie schützen, geschlafen und gegessen habe er in den vergangenen Tagen kaum. Wie es mit dem Hof weitergeht, werde nun mit den Behörden abgeklärt.

Betrieb schon 2013 im Visier der Behörden

Der Betrieb war schon 2013 ins Visier der Behörden geraten. Auch damals hatte der VGT laut eigenen Aussagen Anzeige gegen den Betrieb erstattet. Dieser war deshalb laut Bezirkshauptmannschaft immer wieder intensiv kontrolliert worden. Bei den letzten Kontrollen 2019 und 2020 sei er aber im Wesentlichen unauffällig gewesen, heißt es. Der VGT kritisiert die Behörden am Dienstag jedenfalls heftig und fordert ein Tierhaltungsverbot.

Kritik kam am Dienstag auch von SPÖ und NEOS. „Die Tierquälerei muss umgehende strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, die Tiere müssen gerettet werden“, forderte SPÖ-Tierschutzsprecher Dietmar Keck und schlug vor, dass die Tierkörperverwertung Alarm schlagen müsste, wenn ein Betrieb überdurchschnittlich viel entsorge. „Leider hat auch die Novelle des Tierschutzgesetzes nichts daran geändert, dass Tiere in Österreich heute so ,gehalten’ werden“, meinte NEOS-Tierschutzsprecherin Katharina Werner und kündigte eine parlamentarische Anfrage an.