Hochspannungsleitung in der Dämmerung
Pixabay / ahafid
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Chronik

Was passiert, wenn das Licht ausgeht?

Viele Experten halten ein Blackout, einen wochenlangen Stromausfall, für durchaus möglich. Um Strategien für einen solchen Fall zu erarbeiten, hat das Land Niederösterreich nun einen Energielenkungsbeirat gegründet. Am Dienstag tagte dieser zum ersten Mal.

Das gesamte europäische Stromnetz hängt zusammen und ist sehr sensibel. Innerhalb von nur 15 Sekunden kann es zum Zusammenbruch kommen, sagen Expertinnen und Experten. Wie sensibel das Netz tatsächlich ist, darüber wurde am Dienstag auch in der Wirtschaftskammer Niederösterreich diskutiert. So müsse die Frequenz etwa immer im Bereich von etwa 50 Hertz liegen, sagte Franz Mittermayer, Vorstand der EVN, „mit ganz geringen Abweichungen“. „Und wenn jemand einen Fehler macht – egal wer – büßen es alle, denn dann fällt das Netz“, malte er ein düsteres Szenario.

Was in einem solchen Fall passiert, damit befasst sich in Niederösterreich nun der neue Energielenkungsbeirat, dem Vertreterinnen und Vertreter des Landes, der Energieversorger und Stromnetzbetreiber ebenso angehören wie die Sozialpartner. Der Beirat soll laut Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) ganz konkrete Schritte für den Fall des Falles ausarbeiten. Am Dienstag tagte er zum ersten Mal.

Ein Plan für den Fall der Fälle

„Die Energielenkung wird vom Klimaschutzministerium gesteuert und wir haben auf Landesebene verschiedene Maßnahmen umzusetzen“ so Pernkopf. Energielenkung heiße etwa, dass man „Großverbraucher rechtzeitig abschaltet, bevor das Netz zusammenbricht“. Dabei sei man aber von der europäischen Gesamtsituation abhängig. „Deswegen werden hier verschiedene Szenarien durchgespielt“, so Pernkopf.

Erste Tagung des Energielenkungsbeirats
ORF
Dem neuen Energielenkungsbeirat gehören unter anderem Vertreterinnen und Vertreter des Landes, Energieversorger, Stromnetzbetreiber und Sozialpartner an

In Falle eines tatsächlichen Blackouts würden etwa alle Soldatinnen und Soldaten des Bundesheeres zum Assistenzeinsatz einberufen, um zu helfen und die Infrastruktur zu schützen. Dies würde von energieautarken Kasernen aus passieren, aber es brauche einen Plan, sagt Militärkommandant Martin Jawurek: „Man kann nicht alles mit Notstrom weiterbetreiben. Das gilt für uns genauso wie für Betriebe oder Gemeinden. Man muss sich überlegen, was will und was man aufrecht erhalten muss.“

Zwei Wochen ohne Strom

Fällt das Netz nämlich einmal, dauert es zwei Wochen, um es wieder hochzufahren, so die Experten bei einer Diskussionsrunde im Anschluss an die Tagung. Dort wurde das Szenario eines Blackouts, so dramatisch es auch klingt, als durchaus realistisch bezeichnet: „Die Frage ist nicht, ob ein Blackout kommt, sondern wann“, meinte etwa der Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Wolfgang Ecker.

Sorge bereitet den Expertinnen und Experten aus der Energiewirtschaft derzeit etwa die Situation in Frankreich, wo von 56 Atomkraftwerken 20 wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet sind. Das könnte für die europäische Energieversorgung zum Problem werden.

So realistisch eine solche Situation auch sei, Panik wäre verkehrt, hieß es bei der Diskussionsrunde ebenfalls. Vielmehr brauche es ein ruhiges Herangehen an diese mögliche plötzliche Dunkelheit, die Menschen heutzutage nicht mehr gewohnt seien. Betont optimistisch zeigte sich etwa Christoph Kainz, Präsident des Zivilschutzverbandes Niederösterreich, der appellierte, vorzusorgen: „Wenn sich der einzelne Haushalt darauf einstellt, dann ist das bewältigbar. Ich mache mir keine großen Sorgen, dass ein Blackout lebensbedrohlich wäre.“