Flaschen mit steirischem Kürbiskernöl
Steirisches Kürbiskernöl g.g.A./Stefan Kristoferitsch
Steirisches Kürbiskernöl g.g.A./Stefan Kristoferitsch
Landwirtschaft

Höhere Kosten: Kürbiskernöl wird teurer

Weil Bauern und Ölmühlen höhere Produktionskosten haben, wird Kürbiskernöl künftig teurer. Laut der Landwirtschaftskammer Niederösterreich ging die Nachfrage nach dem „Genussprodukt“ zuletzt zurück.

Die Kürbisernte ist derzeit voll im Gange. Es wird die erste Ernte sein, in der sich die gestiegenen Kosten niederschlagen werden. „Die Nachfrage ist geringer, gleichzeitig steigen die Produktionskosten“, sagt Anton Brandstetter gegenüber noe.ORF.at., Berater bei der Landwirtschaftskammer Niederösterreich und als solcher unter anderem für den Kürbisanbau zuständig.

In Niederösterreich steht die Produktion von Kürbiskernen im Vordergrund, die in steirischen Ölmühlen zu „Steirischem Kürbiskernöl“ verarbeitet werden. Größter Kostenfaktor ist laut Brandstetter das Trocknen der Kerne, das zum Teil von Lohnunternehmen durchgeführt wird oder wie im Weinviertel von einigen Bauern gemeinsam. „Die Trocknungskosten haben sich verdoppelt“, sagt er.

Kerne werden zehn Prozent mehr kosten

Diese höheren Produktionskosten werden sich künftig im Preis für Kürbiskernöl niederschlagen. „Mit der nächsten Ernte wird es sicher teurer. Auch für die Ölmühlen sind die Produktionskosten gestiegen – von den Flaschen bis zu den Kartons.“ Die Kürbiskerne alleine dürften „sicher zehn Prozent mehr“ kosten, der Preisanstieg beim Kürbiskernöl sei derzeit noch nicht abschätzbar, „weil auch Ölmühlen und der Handel eigene Kalkulationen haben“, so der Experte.

Kürbiskernöl sei aber bereits ein „relativ hochpreisiges Produkt“, auf das offenbar immer öfter verzichtet wird. Die Nachfrage ging bereits zurück. „Kürbiskernöl ist kein Grundnahrungsmittel, sondern ein Genussmittel. Man braucht es nicht unbedingt“, so seine Prognose.

Überdurchschnittliche Ernte erwartet

Seitens der Landwirtschaftskammer Niederösterreich rechnet man heuer mit einer „überdurchschnittlichen Kürbisernte“. Die Bedingungen seien gut gewesen. „Der Kürbis braucht ein warmes Frühjahr, nach dem Säen sollte es feucht und warm sein, während der Blüte waren viele Insekten da, danach gab es viel Regen und Temperatur“, so Brandstetter. Die Trockenheit im August hätte den Kürbissen nichts mehr anhaben können.

Kürbisbauern bei Ernte auf Feld
ORF
Die Kürbisernte ist derzeit im Gange. Niederösterreich hat bundesweit die größte Anbaufläche

Österreichweit werde man auf einer Gesamtanbaufläche von 39.000 Hektar heuer 25.000 bis 30.000 Tonnen Kürbiskerne produzieren, etwa die Hälfte davon in Niederösterreich, das österreichweit mit rund 22.000 Hektar die größte Anbaufläche hat. Alleine im Weinviertel, dem größten Anbaugebiet im Bundesland, gäbe es Durchschnittserträge von 500 bis 600 Kilogramm trockener Kerne pro Hektar, so Brandstetter. 2,5 Kilogramm Kerne werden für einen Liter Kürbiskernöl benötigt.

Enormer Anstieg

Vor 20 Jahren betrug die Kürbis-Anbaufläche in Niederösterreich 1.500 Hektar, mittlerweile ist sie auf 22.000 Hektar gestiegen.

„Flächenkampf“ in der Landwirtschaft

Österreichweit gibt es heuer um 2.000 Hektar weniger Anbaufläche, in Niederösterreich sind es entgegen dem Trend 1.000 Hektar mehr. „Ursprünglich wollten die Ölmühlen heuer mehr Flächen als sie bekommen haben“, sagt der Experte von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Hintergrund sei der Ukrainekrieg, der in der Landwirtschaft zu einem „Flächenkampf unter den Kulturen“ geführt habe. Zudem seien Kürbiskernimporte aus Osteuropa und China wegen der Kosten und der Transportlogistik stark zurückgefahren worden.

In Niederösterreich werden zu 95 Prozent nur die Kürbiskerne geerntet. Dabei werden die Kürbisse in Reihen geschoben, eine Maschine spießt sie mit einer Stachelwalze auf, zerbricht sie und siebt die Kerne aus. Das Fruchtfleisch bleibt als Dünger am Acker zurück.

Kürbisse auf Feld
ORF
Seitens der Landwirtschaftskammer erwartet man heuer österreichweit eine „überdurchschnittliche Ernte“

„Steirisches Kürbiskernöl“ kommt aus Niederösterreich

Dass das EU-weit geschützte „Steirische Kürbiskernöl g.g.A.“ hauptsächlich aus niederösterreichischen Kürbiskernen besteht, ist rechtlich gedeckt. In der Herkunftsbezeichnung sei inkludiert, dass die Kerne aus bestimmten Bezirken bzw. Regionen Niederösterreich kommen dürfen – „und zwar überall dort, wo vor dem EU-weiten Schutz schon Kürbisanbau war“, sagt Brandstetter.

Zu diesen Regionen zählen die ehemaligen Gerichtsbezirke Zistersdorf und Stockerau sowie die gesamten Bezirke Mistelbach, Hollabrunn, Horn und Melk. Kerne aus den Bezirken Baden, Mödling, Bruck an der Leitha oder St. Pölten dürfen nur die Bezeichnung „Kürbiskernöl aus Niederösterreich“ oder „Kürbiskernöl aus Österreich“ tragen.