Bei der „Vintage Tour“ gibt es nur zwei Vorgaben: Die Räder müssen vor dem Baujahr 1990 zugelassen sein und die Ausfahrt findet ohne Zeitnehmung statt. Nachdem Organisator Hans Holzer vor wenigen Wochen ambitionierte Sportlerinnen und Sportler auf modernen Rädern bei den „Wachauer Radtagen“ zu Gast hatte, war der Fokus diesmal auf Gemütlichkeit, Entschleunigung und Nostalgie gelegt.
„Für mich ist das eine wunderschöne Veranstaltung. Die Räder sind aufpoliert, schauen aus wie neu, sind aber bis zu 40 Jahre alt. Diese alten Stahlräder halten auch einiges aus“, lachte Holzer. Der Organisator schlüpfte dann auch selbst in ein Vintage-Wolltrikot und nahm die 66 Kilometer lange Ausfahrt von Mautern über Krems Richtung Grafenegg (Bezirk Krems) in Angriff.
Italiens Rad-Held Moser als Botschafter
Vintage-Rennräder erzählen eine besondere Geschichte, weil sie eine große Vergangenheit haben. Auf so manchem wurden unglaubliche Leistungen erbracht. Davon konnte auch Italiens Radsport-Legende Francesco Moser erzählen, der in seiner Heimat als sportlicher Nationalheld gilt, seit er im Jahr 1984 den Giro d´Italia gewann. Der heute 71-jährige ist mittlerweile als Markenbotschafter der „Vintage Tour“ tätig. Er radelte gemeinsam mit der ehemaligen italienischen Meisterin Mara Mosolo durch Niederösterreich.
„Mir gefällt es hier, weil es viele Weinberge gibt. Ich habe daheim selbst ein Weingut und jetzt während der Weinlese liebe ich das ganz besonders.“ Die Ausfahrt mit alten Stahlrädern genießt Moser noch immer. „Die modernen Räder sind leichter und man kann besser damit fahren. Ich wundere mich heute, wie ich damals mit diesen Bremsen die schwierigen Bergetappen geschafft habe. Aber hin und wieder fahre ich gerne mit den alten Rädern.“
Viel Respekt vor den historischen Rädern
Die größten Unterschiede zwischen den historischen und den modernen Rädern seien beim Gewicht und bei der Schaltung erkennbar. „Früher war die Schaltung am Rahmen, das war eine enorme Herausforderung bei hohem Tempo und die alten Räder sind zehn Kilo schwer. Heute sind sie um drei Kilo leichter“, erklärt Bernhard Rassinger, der 1987 mit Österreich WM-Bronze im Team-Zeitfahren gewann.
Auch Tour-de-France-Teilnehmer René Haselbacher, Olympiateilnehmer Hans Lienhart und Francesco Mosers ehemaliger Teamkollege Harald Maier waren dabei. Sie alle waren in zügigem Tempo, aber immer mit dem nötigen Respekt vor dem historischen Rad unterwegs. „Ich bin mit einem Rad aus dem Jahr 1985 hier. Das schmerzt dann schon, wenn man damit über Stock und Stein fährt. Aber man macht es gerne und holt seine ‚Diamanten‘ hin und wieder aus dem Keller.“
Auch Hans Lienhart bekam leuchtende Augen, als er im ORF-Interview von seinen Rädern erzählte. „Ich bin leidenschaftlicher Sammler und habe selbst einige Exemplare. Vor allem die klassischen italienischen Räder sind sehr gefragt und da ist viel Leidenschaft dahinter.“