Mikl-Leitner bei Jubiläumsmatinee
ORF
ORF
100 Jahre Niederösterreich

Mikl-Leitner: „Die Trennung war ein Beginn“

Vor 100 Jahren haben sich Niederösterreich und Wien getrennt und sind eigenständige Bundesländer geworden. Das wurde am Donnerstag im Palais Niederösterreich in Wien gefeiert. „Die Trennung war ein Beginn“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).

„Die Trennung war die Geburtsstunde unseres eigenständigen, souveränen Bundeslandes Niederösterreich“, sagte die Landeshauptfrau beim Festakt im Palais Niederösterreich – einem historischen Ort. In dem Gebäude waren die Erste und Zweite Republik gegründet worden und um dieses Gebäude wurde am Silvestertag 1921 bis kurz vor Inkrafttreten des Trennungsgesetzes zwischen Niederösterreich und Wien hart verhandelt.

Mikl-Leitner blickte in ihrer Rede auf das bisherige Jubiläumsjahr zurück. Seit 1. Jänner gab es Veranstaltungen, Konzerte und Publikationen zur 100-jährigen Geschichte des Landes, Symposien und Wanderausstellungen standen auf dem Programm, in Marchegg (Bezirk Gänserndorf) findet die Landesausstellung statt. Gefeiert wurde im Juni auch bei 22 Jubiläumsfesten, an denen 18.000 Freiwillige mitwirkten und die von vielen Tausenden Gästen besucht wurden.

Fotostrecke mit 10 Bildern

Festakt anlässlich „100 Jahre Niederösterreich“ im Palais Niederösterreich in Wien
ORF
Bei einer Jubiläumsmatinee am Donnerstag wurde auf die Entwicklung des Bundeslandes zurückgeblickt
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei der Jubiläumsmatinee zu „100 Jahre Niederösterreich“ im Palais Niederösterreich
ORF
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner blickte auf ein „erfolgreiches Jubiläumsjahr“ zurück, das von globalen Krisen überschattet werde
Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei der Jubiläumsmatinee anlässlich 100 Jahre Niederösterreich
ORF
Bundespräsident Alexander Van der Bellen bezeichnete Niederösterreich als „Land mit vielen Facetten“
Jugendsinfonieorchester Niederösterreich
ORF
Die Jubiläumsmatinee wurde vom Jugendsinfonieorchester Niederösterreich musikalisch umrahmt
Sobotka, Tanner, Karner, Schwarz bei Jubiläumsmatinee
ORF
Viele prominente Gäste aus Politik und Kirche nahmen am Festakt teil
Schnabl, Pernkopf bei Jubiläumsmatinee
ORF
Schnabl, Pernkopf bei Jubiläumsmatinee
ORF
Stadler und Publikum bei Jubiläumsmatinee
ORF
Gerald Groß und Babara Stöckl, die beiden Moderatoren bei der Jubiläumsmatinee zu „100 Jahre Niederösterreich“ im Palais Niederösterreich
ORF
Durch den Festakt führten Gerald Groß und Barbara Stöckl
Claudia Schubert im Hof des Palais Niederösterreich anlässlich der Jubiläumsmatinee zu „100 Jahre Niederösterreich“
ORF
Die Chefredakteur-Stv. des ORF Niederösterreich, Claudia Schubert, begrüßte das TV-Publikum aus dem Hof des Palais Niederösterreich. Im Hintergrund: der Dienstwagen, den Leopold Figl in seiner Zeit als Außenminister genutzt hatte.

„Vieles ist uns gelungen in diesem Jubiläumsjahr, aber was niemand wissen konnte – dieses Jubiläumsjahr wird überschattet von globalen Krisen“, so die Landeshauptfrau. Der Blick auf die Geschichte würde zeigen, „was wir schon geschafft haben“, helfe aber auch „aktuelle Krisen anzunehmen und Schritt für Schritt zu bewältigen“.

„Von Region am Rand zu Region, die vorangeht“

Auf dem Weg zum eigenständigen Bundesland habe Niederösterreich viele Prüfungen durchgemacht, nannte Mikl-Leitner etwa den Zweiten Weltkrieg, die Zeit des Wiederaufbaus, die Lage am Eisernen Vorhang oder den Prozess der Hauptstadtwerdung St. Pöltens. Es sei aber gelungen, „diese Umbrüche für die dynamische Entwicklung dieses Landes zu nutzen“.

„Damit wurde Niederösterreich von einer Region, die lange Zeit am Rande stand, zu einer Region, die vorangeht“, sagte sie. Das Bundesland habe sich vom reinen Agrarland „zum erfolgreichen Wirtschaftsland, Tourismusland, Kulturland und Wissenschaftsland“ entwickelt, so die Landeshauptfrau.

Cornelia Travnicek: „Jubiläumsgedicht“

Neben offiziellen Festreden von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gab es ein musikalisches und literarisches Rahmenprogramm.

Die Landeshauptfrau appellierte in ihrer Rede, die Geschichte wach zu halten. Friede, Freiheit und Demokratie seien „keine Selbstverständlichkeit“. Außerdem müsse man die Herausforderungen der Gegenwart annehmen. Niederösterreich habe das etwa mit fünf Maßnahmen gegen die Teuerung getan, wie dem Schulstartgeld oder dem Strompreisrabatt – mehr dazu in Strompreis: Schon 200.000 Anträge bei EVN (noe.ORF.at; 8.9.2022). Darüber hinaus forderte Mikl-Leitner, weiter auf das Gemeinsame zu setzen. „Denn das Miteinander ist stärker als das Gegeneinander.“

Van der Bellen: „Land der vielen Facetten“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprach in seiner Rede von einer „einvernehmlichen Scheidung von Wien“, die Verhandlungen seien aber durchaus zäh gewesen. Der Blick zurück helfe dabei, „das Hier und Jetzt besser zu verstehen, neue Perspektiven zu entwickeln, was im Moment passiert“.

Beim Festakt wurde als symbolischer Akt eine Zeitkapsel befüllt. Van der Bellen betonte in diesem Zusammenhang: „Ich würde mir wünschen, dass sie (die Menschen, die die Zeitkapsel öffnen werden; Anm.) dann denken, damals haben wir gezeigt, was uns wichtig ist, haben mutig Position bezogen und sind unseren Werten treu geblieben.“

Der Bundespräsident appellierte, solidarisch zu sein, „uns nicht spalten zu lassen und dafür zu sorgen, dass niemand zurückgelassen wird. Dass jeder Mensch, der die Heizungsrechnung nicht bezahlen kann, mit Unterstützung rechnen kann.“

Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen beim Festakt 100 Jahre Niederösterreich im Palais Niederösterreich
ORF
Bundespräsident Alexander Van der Bellen mahnte zu Solidarität und forderte, „uns nicht spalten zu lassen“

Van der Bellen bezeichnete das Bundesland Niederösterreich als „Land der vielen Facetten“: „Ähnlich wie beim Schliff eines Edelsteins sind es diese vielen Facetten, Kanten und Ecken, die Niederösterreich so einzigartig machen.“ Als positives Beispiel hob er im Bereich der Wissenschaft das IST Austria in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) hervor, das ein „Edelstein der internationalen Forschung“ sei. Auch Wien und seine Universitäten würden von dieser Institution profitieren.

Die Zeitkapsel wird professionell verschlossen und laut Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich in St. Pölten aufbewahrt. In 100 Jahren soll sie wieder geöffnet werden.

Sigrid Horn: „Radl“

Die 32-jährige Sängerin und Liedermacherin, die aus Neuhofen an der Ybbs (Bezirk Amstetten) stammt, spielte die Single „Radl“ von ihrem Album „I bleib do“.

Der Festakt im Palais Niederösterreich bildete einen der Höhepunkte im Jubiläumsjahr 2022. Gemeinsam mit prominenten Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Kirche und von Einsatzorganisationen wurde ein Blick auf die Entwicklung des Bundeslandes in den vergangenen Jahrzehnten geworfen.

Unter den Gästen waren Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner unter anderen auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Altlandeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) sowie die Mitglieder der niederösterreichischen Landesregierung.

Die Trennung von Niederösterreich und Wien war am 29. Dezember 1921 beschlossen worden, in Kraft trat sie am 1. Jänner 1922. Bis 1997 hatte der Niederösterreichische Landtag seinen Sitz im Palais Niederösterreich in Wien, erst nach der Trennung erfolgte die Übersiedelung nach St. Pölten, das 1986 zur Landeshauptstadt wurde – mehr dazu in Ein Bundesland feiert Geburtstag (noe.ORF.at; 28.12.2021). Heute zählt das flächenmäßig größte Bundesland Österreichs 1,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, 573 Gemeinden und 20 Bezirke.