Reinhard Wolf Vorstand Raiffeisen Ware Austria
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„Ganz persönlich“

Reinhard Wolf: „Gas wird teurer bleiben“

Wir befinden uns in einem Wirtschaftskrieg mit Russland und Gas werde teuer bleiben – das sagt Topmanager Reinhard Wolf. Der 62-Jährige ist Generaldirektor der Raffeisen Ware Austria. Gleichzeitig mahnt er gegenüber noe.ORF.at zu mehr Sachlichkeit.

Reinhard Wolf ist seit 2013 Vorstandvorsitzender und Generaldirektor der Raiffeisen Ware Austria AG (RWA), einer Dachorganisation der Lagerhaus-Genossenschaften mit mehr als 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der 62-Jährige stammt aus einer Weinviertler Bauernfamilie und studierte Agrarökonomie an der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU). Er lebt mit seiner Familie in Herzogenburg (Bezirk St. Pölten). Das Gespräch wurde in der Firmenzentrale in Korneuburg geführt.

noe.ORF.at: Sie sagen, wir sind in einem Wirtschaftskrieg mit Russland. Und die Folgen spüren wir alle. Haben wir eine Energiekrise?

Reinhard Wolf: Das kann man nicht so einfach sagen, weil man unterscheiden muss, über welche Energieträger wir sprechen. Wir haben in der Tat beim Gas ein veritables Problem.
Unser wichtigster Lieferant, Russland, boykottiert uns mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Preise und auf die Märkte. Die Kettenreaktion dabei ist, dass auch die Strompreise deutlich nach oben gegangen sind.

Beim Thema Öl haben wir einen komplett anderen Themenkomplex. Hier spielen auch andere Faktoren mit. Und dann haben wir noch das Thema Biomasse. Holz ist ja auch ein Stichwort im Moment. Da sehe ich die Krise nicht.

noe.ORF.at: Es gibt Stimmen, die sehen das doch etwas dramatischer. Irren diese Stimmen?

Wolf: Ich glaube, mit der Dramatik in der Stimme kann man keine Probleme lösen. Wir sollten hier in aller Sachlichkeit und in aller Ruhe an das Thema herangehen. Ich glaube, dass man zum Thema Gas derzeit sehr, sehr aktiv ist, alternative Quellen aufzumachen und aufzutreiben.

Und ich glaube, dass uns natürlich ein gewisser Preis erhalten bleiben wird. Wir werden uns von Gas als ehemals sehr, sehr billigem Energieträger verabschieden müssen. Das ist die Konsequenz. Und wir müssen es schaffen, das Thema Sparen in eine positive Beziehung zu bringen. Energiesparen ist nichts Negatives und hier kann jeder einzelne für sich einen Beitrag leisten.

Reinhard Wolf Vorstand Raiffeisen Ware Austria
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Reinhard Wolf, Generaldirektor der RWA, im Gespräch mit Eva Steinkellner-Klein

noe.ORF.at: Was machen Sie denn in diesem Zusammenhang? Kommen 19 Grad Raumtemperatur bei der Raffeisen Ware Austria?

Wolf: Wir haben das diskutiert. Wir werden das nicht verordnen, aber wir haben an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon Appelle gesetzt, auch in ihrem Umfeld immer wieder zu schauen, wo man sparen kann.

noe.ORF.at: Bei Brennholz und Pellets gibt es Engpässe, auch da gibt es massive Preissteigerungen. Wieso schafft man es nicht, die Nachfrage in Österreich zu decken?

Wolf: Da haben wir möglicherweise zwei unterschiedliche Informationsquellen. Die Preise sind höher geworden, das ist keine Frage. Der Markt ist auch etwas künstlich befeuert worden durch sogenannte Hamsterkäufe.
Bei uns wird im Haus hier scherzhaft gesagt, Pellets sind das neue Klopapier. Dass wir keine Versorgung hätten, stimmt nicht. Wir haben Pellets und ich gehe davon aus, dass kein Haus, das mit Pellets heizt, im nächsten Winter kalt bleiben wird.

noe.ORF.at: Ihre Wurzeln liegen in der Landwirtschaft, Sie kommen aus einer Weinviertler Bauernfamilie. Den Betrieb hat, wie es Tradition ist, Ihr älterer Bruder übernommen. Kommt die Landwirtschaft immer mehr in Bedrängnis?

Wolf: Die Landwirtschaft ist der erste Indikator des Klimawandels. Niemand spürt das früher als die Landwirtschaft, die unter freiem Himmel produziert. Und wir merken es gerade heuer. Wir haben
von St. Pölten östlich bis in die Schwarzmeerregion eine sehr schlechte Ernte. Die Maisernte steht ja noch bevor. Aber auch hier sind die Prognosen wegen der extremen Trockenheit im Sommer sehr, sehr schlecht.

noe.ORF.at: Noch einmal zurück zur Wirtschaft. Steht uns eine Rezession bevor?

Wolf: Also wir haben jetzt tatsächlich einmal das Thema der Teuerungen und das Thema der Inflation. Wenn wir jetzt alle sehr verantwortungsbewusst damit umgehen und hier nicht noch zusätzlich diese Situation anfachen – etwa durch überzogene
Lohnverhandlungen beispielsweise und ähnliche Dinge – dann glaube ich, dass wir durch diese Situation gut durchkommen werden.