Filmplakat „Mein Vater, der Fürst“
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Kultur

Schwarzenberg: Revoluzzer, Fürst und Vater

Im Cinema Paradiso Sankt Pölten feierte Freitagabend der Film „Mein Vater, der Fürst“ Niederösterreich-Premiere. Die Tochter von Karel Schwarzenberg zeigt den ehemaligen Außenminister Tschechiens darin von vielen Seiten: als „Revoluzzer“, Fürsten und Vater.

Lukas Sturm und Lila Schwarzenberg, die Tochter von Karel Schwarzenberg, zeichnen ein intimes und emotionales Portrait jenes Mannes, der in den 1980er-Jahren als Berater Vaclav Havels und als zweimaliger Außenminister nicht nur die Geschicke der jungen Tschechischen Republik sondern auch Mitteleuropas stark mitgeprägt hat.

Über den – für ein Filmprojekt – sehr langen Zeitraum von fünf Jahren trafen einander immer wieder Vater und Tochter zu einem Gespräch vor der Kamera. Es sei nicht schwierig gewesen, über diese lange Distanz den Atem zu halten, erzählte Lukas Sturm im Gespräch: „Der Grund war, dass der Film immer spannender wurde, je länger die Drehzeit dauerte.“

Das vielsagende Heben der Augenbrauen

Karl Schwarzenberg und seine Tochter hatten vor den Dreharbeiten trotz beidseitiger Liebe ein eher distanziertes Verhältnis zu einander – so steht es im Pressetext zum Film geschrieben. Über dieses Projekt habe sich das Verhältnis aber geändert, erklärte Lila Schwarzenberg im Interview mit noe.ORF.at. Ursprünglich war der Film als eine Arbeit über das Leben Karel Schwarzenbergs geplant. Es zeigte sich aber im Laufe der Arbeiten an diesem Streifen, dass es dramaturgisch notwendig wäre, dass Lila im Film vor der Kamera mitwirkt, um die Beziehung der beiden zueinander zu verdeutlichen.

„Es ist für mich immer anstrengend, mit meinem Vater zu sein. Er fügt sich ja nirgendwo ein. Wenn man Zeit mit ihm verbringt, dann verbringt man Zeit mit ihm und er nicht mit dir“, sagt Lila einmal im Film. Diese Szene sieht Karl Schwarzenberg im Film als Rohschnitt und er hebt vielsagend die Augenbrauen und schüttelt erstaunt den Kopf. „Es war nicht schwer, meinen Vater für dieses Projekt zu gewinnen. Er sagt es auch im Film, dass er sehr neugierig ist, was ich da vorhabe und was da entsteht“, führte Lila Schwarzenberg weiter aus.

Karl Schwarzenberg, ein Mitgestalter der Politik

Der Film beleuchtet aber nicht nur die familiären Verhältnisse. Er thematisiert Schwarzenbergs Rückkehr nach Tschechien nach mehr als 40 Jahren Exil in der Schweiz, in Deutschland und Österreich und zeigt natürlich auch den Staatsmann, den Berater und Gestalter und Unterstützer politischer Reformen.

Seit 1979 ist er das Familienoberhaupt des Hauses Schwarzenberg, das 1670 durch Kaiser Leopold I. in den erblichen Reichsfürstenstand erhoben wurde. Schwarzenberg unterstützte frühzeitig den Widerstand gegen die kommunistische Regierung in der Tschechoslowakei. Rückblickend sagte er in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung": „Nachdem ich als Kind erlebt habe, wie sich die Politik mit uns beschäftigt hat, habe ich mich mit der Politik beschäftigt.“

In Österreich half er laut dem Journalisten Paul Lendvai in den 1960er-Jahren mit, die ÖVP zu reformieren. Er war Kreditgeber für Oscar Bronner, damit dieser die Zeitschriften „Trend“ und „Profil“ in Österreich etablieren konnte. Er half während der kommunistischen Diktatur mit, aktuelle tschechische Literatur in den Westen zu schmuggeln und wurde so zu einem Freund und Berater des späteren tschechischen Präsidenten Vaclav Havel. Als Außenminister der tschechischen Republik war er während der EU-Ratspräsidentschaft seines Landes auch EU-Außenminister.

Seine Weltpremiere erlebte der Film „Mein Vater, der Fürst“ vor kurzem in Tschechien beim internationalen Filmfestival Karlovi Vari im Beisein von Karel Schwarzenberg. „Wir hatten davor großen Respekt, um nicht zu sagen, ein mulmiges Gefühl. Der Film zeigt ja auch viele intime, unbekannte Seiten dieses großen Mannes der jüngeren tschechischen Geschichte. Vielleicht ist er auch deshalb so gut angekommen beim tschechischen Publikum“, resümiert Co-Regisseur Lukas Sturm.