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Umwelt & Klima

Klimaschützer fordern mutigere Maßnahmen

Global 2000 und Fridays for Future (FFF) fordern mehr Mut beim Klimaschutz in Niederösterreich. So soll etwa der Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen vehementer angegangen werden, hieß es vor dem weltweiten Klimastreik am Freitag.

Im Strombereich gebe es einen hohen Anteil erneuerbarer Energien, aber der Windkraft-Ausbau stocke, hieß es bei der Präsentation des Reports „Klimaschutz in Niederösterreich“. Die Landespolitik habe „einige sinnvolle Absichtserklärungen abgegeben“ und könne mehrere positive Entwicklungen verbuchen, in vielen Bereichen gebe es aber dringenden Handlungsbedarf.

„Niederösterreichs Klimaziele sind nicht kompatibel mit den gesamtösterreichischen Zielsetzungen“, wurde festgehalten. Das Bundesland wolle bis 2050 auf 100 Prozent erneuerbare Energie setzen, die Bundesregierung aber schon bis 2040 klimaneutral sein. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen in Niederösterreich um 36 Prozent gesenkt werden, während österreichweit eine Verringerung um etwa 50 Prozent nötig sei.

Erneuerbaren-Ziel für 2020 verfehlt

Das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2020 auf 50 Prozent zu steigern, sei mit 39 Prozent nicht erreicht worden. Der Wert liege aber über dem österreichischen Durchschnitt. 61 Prozent des niederösterreichischen Energieverbrauchs seien fossil geprägt.

„Sich das klare Ziel zu setzen, Niederösterreich bis 2040 klimaneutral zu machen, wäre ein erster und wichtiger Schritt“, meinten Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000, und Johanna Frühwald von Fridays for Future Niederösterreich. Beim Klimastreik am Freitag in St. Pölten werde die Landesregierung aufgefordert, „ein Solar-Wind-Turbo-Programm zu starten und aus jeglichen fossilen Großprojekten auszusteigen“, sagte Frühwald.

Heizungen zu oft mit Erdgas

Niederösterreich setze zu stark auf Erdgas, wurde bemängelt. Fernwärme werde in Niederösterreich zu 35 Prozent aus fossilen Quellen (Gas und Öl) hergestellt. 39 Prozent der Haushalte heizen den Angaben zufolge direkt mit einem fossilen Heizsystem: 27 Prozent mit Gas und zwölf Prozent mit Öl. Der Klima- und Energiefahrplan sehe einen „moderaten Ausstieg aus fossilen Ölheizungen bis 2040“ vor. Damit falle man hinter die bundespolitischen Ziele zurück, die eine vollständige Abkehr bis 2035 vorsehen. „Niederösterreich braucht einen soliden Ausstiegsplan aus Gasheizungen und Gas in der Fernwärme“, sagte Wahlmüller.

Der Anteil der Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen am Strombedarf betrug 92 Prozent im Jahr 2020 und lag damit über dem Österreich-Durchschnitt. Strategische Weichenstellungen für den naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energie seien nötig. Die Ausweitung von Windkraft sei seit 2017 ins Stocken geraten. „Es braucht aus unserer Sicht dringend eine neue Zonierung für Windenergie in Niederösterreich, die sowohl Naturschutz als auch Energiewende-Interessen berücksichtigt“, sagte Wahlmüller.

Mit Pro-Kopf-Emissionen von 6,8 Tonnen CO2-Äquivalenten liege Niederösterreich über dem Bundesdurchschnitt von 5,7 Tonnen und weise mit Oberösterreich und Kärnten die höchsten Werte auf. In der Mobilität habe Niederösterreich zwar sinnvolle Initiativen wie eine Radverkehrsstrategie vorgesehen, allerdings setze die Landesregierung „noch stark auf den Bau hochrangiger Straßenbauprojekte“.

Land: „Jeder Beitrag ist willkommen“

Niederösterreich tue, was ein Land beim Klima- und Umweltschutz tun könne, hieß es am Dienstagnachmittag seitens des Landes. „Jede Idee, aber noch besser jeder konkrete Beitrag dazu ist herzlich willkommen. Nicht von ungefähr war Niederösterreich das erste Bundesland, das den Klima- und Umweltschutz in der Landesverfassung festgeschrieben hat.“

Angekündigt wurde dort ein weiterer Ausbau der Erneuerbaren Energieträger. So gebe es alleine heuer 38 neue Windräder, 80 weitere würden sich im Genehmigungsverfahren befinden. Es brauche allerdings vom Klimaministerium eine „Vereinfachung bei den Photovoltaik-Förderungen des Bundes. Wir müssen weg vom Bittsteller-Prinzip mittels Fördercalls, bei dem zehntausende FörderwerberInnen dann nicht zum Zug kommen.“ Stattdessen schlägt das Land vor, nach der Installation einer PV-Anlage automatisch rückwirkend einen Bonus des Finanzamts auszuzahlen.