Leitungsrohre in der  Gasspeicherstation Haidach
APA/BARBARA GINDL
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Umwelt & Klima

Mehrheit trotz Skepsis für Weinviertel-Fracking

Eine Mehrheit in der Bevölkerung spricht sich für die Gasförderung via Fracking im Weinviertel aus, das zeigt eine neue bundesweite Umfrage. Gleichzeitig ist die generelle Ablehnung der Methode groß. Große Mängel gibt es jedenfalls beim Wissen darüber.

Was genau die Fracking-Methode ist, wissen nur wenige, das zeigt eine Studie des Badener Marktforschungsinstituts Marketagent ohne externen Auftraggeber. Dafür wurden 500 Österreicherinnen und Österreicher befragt. Der Mehrheit ist demnach nicht bewusst, dass es in Österreich Erdgasvorkommen gibt, die auf diese Weise erschlossen werden könnten. Nur 15 Prozent schätzen ihre Kenntnisse darüber als gut ein.

Zur Erklärung: Bei der konventionellen Fracking- bzw. Schiefergas-Methode werden Chemikalien unter die Erde gepumpt, um so an weniger zugängliche Erdgasreserven zu kommen. Diese Vorgangsweise hat sich unter anderem in den USA längst etabliert. Vor etwa zehn Jahren wollte die OMV auch im Weinviertel mit dieser Art der Exploration beginnen. Massiver Widerstand aus der Bevölkerung brachte das Projekt damals zum Scheitern. Daran änderte auch eine eigens entwickelte Methode der Montanuni Leoben nichts, die die bisherigen Chemikalien unter anderem durch Kaliumcarbonat und Stärke ersetzt – mehr dazu in „Nachhaltiges“ Fracking für Erdwärme? (noe.ORF.at; 22.5.2022).

Nur 17 Prozent sehen Fracking generell positiv

Nach wie vor stehen laut Marketagent knapp 43 Prozent der Befragten Fracking ablehnend gegenüber, während knapp 41 Prozent neutral und nur knapp 17 Prozent positiv eingestellt sind. Nicht einmal jeder Fünfte hält die Methode für sicher, nur zwölf Prozent stufen sie als umweltfreundlich ein. „Damit hat das Fracking hierzulande ein ähnlich schlechtes Standing wie etwa die Atomenergie“, heißt es in einer Analyse des Marktforschungsinstituts.

Gleichzeitig befürwortet eine knappe Mehrheit (52 Prozent) die Erschließung der heimischen Vorkommen. Unter Einbeziehung der Technologie der Montanuni erhöht sich dieser Wert laut Marketagent auf 64 Prozent. Sechs von zehn Befragten stimmen zudem der Aussage zu, dass der Verzicht auf die Schiefergasvorkommen einer Verschwendung gleichkommt.

Die wichtigsten Gründe für diese Einstellung sind eine reduzierte Gasabhängigkeit und eine sicherere Versorgung. Ähnlich hatte sich zuletzt auch die Industriellenvereinigung geäußert – mehr dazu in IV fordert Erdgas-Fracking im Weinviertel (noe.ORF.at; 21.7.2022).

Marketagent: „Schwieriges Spannungsverhältnis“

Als wichtigste Contra-Argumente wurden in der Umfrage Umwelt- bzw. Klimaschäden, hoher Wasserverbrauch sowie langfristige Risiken für Umwelt und Gesundheit angegeben. Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl spricht angesichts der Studienergebnisse von einem „schwierigen Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach Nachhaltigkeit und Umweltschutz, aber auch dem Bedürfnis nach Versorgungssicherheit mit dem Rohstoff Gas“.

Klar ist lediglich die Befürwortung alternativer Energiequellen. Etwa vier von fünf Befragten sprechen sich für deren Ausbau aus. Etwa 90 Prozent der Menschen wollen zudem in der nächsten Zeit Maßnahmen zum Energiesparen setzen, insbesondere beim Strom (54 Prozent), beim Heizen (52 Prozent) und beim Treibstoff (49 Prozent).