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Tourismus

Energiepreise: Thermen zittern um Existenz

Die Thermen leiden zurzeit besonders unter den hohen Energiepreisen. Von einer drohenden Verzehnfachung der Kosten ist vonseiten der Betreiber die Rede. Sollte es keine Hilfen geben, würden Anfang des Jahres die ersten zusperren, heißt es.

Die Auszeit vom Alltag in einer Therme ist eine beliebte Form des Kurzurlaubs. Das zeigt sich auch bei einem Lokalaugenschein in der Therme Linsberg Asia in Bad Erlach (Bezirk Wiener Neustadt). Der Zustrom an Gästen ist stetig: Durchschnittlich sind es hier knapp 6.000 Menschen pro Woche, in der kommenden kühlen Jahreszeit deutlich mehr. Um ihnen die angenehmen Bedingungen zu ermöglichen – vorgeschrieben sind 35 Grad Celsius Wassertemperatur in allen Schwimmbecken –, ist viel Energie nötig.

Diese Energie wird im Keller in unzähligen Rohren und Pumpen verarbeitet. Jetzt drohen extreme Kostensteigerungen, sagt der Sprecher der Thermen-Vereinigung „Initiative Therme Plus“ für Niederösterreich, Linsberg-Asia-Geschäftsführer Walter Kois: „Wenn man es umrechnet, wären das rund vier Millionen Euro mehr. Das sind nur die reinen Stromkosten, ohne Steuern. Bei einem Jahresumsatz von 15 Millionen Euro ist das nicht unterzubringen, auch nicht mit Preissteigerungen.“

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Ein Blick „unter“ die Therme. Zahlreiche Rohre und Pumpen verarbeiten die Energie.

Im Jänner drohen Schließungen

Zurzeit gelten noch vereinbarte Fixpreise, die sich aber bald ändern würden, so Kois: „Bis Ende des Jahres sind wir noch im grünen Bereich, aber mit 1. Jänner sind wir bei den Strompreisen vom Spot-Markt abhängig. Wir wissen noch nicht, ob wir das stemmen können. Wahrscheinlich nicht, und daher wird es Teilschließungen geben – was aber weniger wahrscheinlich ist – und Komplettschließungen.“

Die Thermenbetreiber fordern deswegen eine Preisdeckelung für Strom oder Gas. Man könne sich nicht vorstellen, dass die Gäste die neuen Preise akzeptieren würden. Jedenfalls nicht in der dann nötigen Höhe: „Wenn wir nur die Strompreise an die Gäste weitergeben wollten, müssten wir die Eintrittspreise um 40 Prozent erhöhen. Das wird uns niemand zahlen. Das ist ein derartiger Preissprung, den niemand verstehen wird. Und die Menschen haben auch schlicht das Geld nicht.“

Pulker: Strompreisdeckel oder Insolvenzen

Für einen Strompreisdeckel und rasche Hilfen von der Bundesregierung spricht sich auch Mario Pulker, Obmann der Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich, im Gespräch mit „Niederösterreich heute“ aus. Ohne einen Deckel würden viele Tourismusbetriebe bald in eine Insolvenz schlittern. Das würde nicht nur die Thermen treffen, sondern auch die Hotellerie, die Gastronomie und die Liftbetreiber, so der Spartenobmann.

Mario Pulker über Kostendruck

Der Spartenobmann Gastronomie Mario Pulker spricht über den hohen Kostendruck im Tourismus.

Aus dem Büro der Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) heißt es dazu: „Die Energiepreissituation ist für die heimischen Thermen, genauso wie für viele andere Branchen, herausfordernd. Zeitgleich ist der Energiebedarf für die einzelnen Thermen unterschiedlich und stark von der technischen Versorgung – die von nachhaltigen Energiequellen bis hin zu Gasversorgung reicht – abhängig. Wir setzen alles daran, nach der Bevölkerung auch energieintensive Betriebe zu entlasten".

Thermen: Frage der Systemrelevanz

Ausgehend vom jetzigen Preis wäre eine Verdrei- bis Vervierfachung noch verkraftbar, sagen die Thermenbetreiber, alles darüber hinaus sei existenzgefährdend. Eine weitere Stolperfalle für die Thermen könnte der Komplex der „Systemrelevanz“ sein. Es steht im Raum, dass besonders energieintensive, aber nicht systremrelevante Betriebe im Falle von Energieknappheit abgeschaltet würden. Es sei aber noch nicht geklärt, ob Thermen und Hotels zu den systemrelevanten Betrieben zählen, kritisieren die Thermenbetreiber.