Die Ursachen für Adipositas können vielfältig sein. Etwa Erkrankungen und Medikamente, aber auch psychische Auslöser können zu übermäßigem Essen führen, erklärt Alexandra König, Psychologin im Landesklinikum Hollabrunn: „Es können Schicksalsschläge, Traumata oder Missbrauch sein. Essen kann da als Kompensation dienen, und über die Zeit wird das Gewicht mehr.“
Diäten und Bewegungsprogramme funktionieren laut Experten ab einem gewissen Grad an Übergewicht nicht mehr. Denn Hunger sei in der Evolution immer der stärkste Feind des Menschen gewesen. „Wenn man eine Diät macht, wie es leider immer noch weit verbreitet ist, dann führt das zu einem Hungerzustand. Der Körper wird immer versuchen, sich zu wehren. Das geht eine Zeitlang gut, aber dann muss man das beenden, weil der Körper es verlangt. Und dann kommt es zu Gewichtszunahme, weil diese Hungerangst zu stark ist“, erklärt Chirurg Philipp Beckerhinn vom Landesklinikum Hollabrunn.
Jeder fünfte Mensch leidet an Fettsucht
19 Prozent der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher leiden an Adipositas, also Fettsucht. 38 Prozent sind übergewichtig. Weniger als die Hälfte, nämlich 41 Prozent, haben Normalgewicht, zwei Prozent gelten als untergewichtig. Etwa 270.000 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher sind von Adipositas betroffen. Und sie sind zusätzlich gesellschaftlicher Ächtung ausgesetzt. „Das fängt meist im Kinder- und Jugendalter an. Jugendliche werden gehänselt und gemobbt, sie finden auch schwerer eine Lehrstelle“, so König.
Übergewichtige Menschen würden bei der Jobsuche benachteiligt. Und auch im Freundeskreis oder der Familie bekämen sie nicht immer den nötigen Rückhalt. Ein möglicher Ausweg ist eine Magenverkleinerung. Die Operation wird Menschen mit Adipositas von der Österreichischen Gesundheitskasse bewilligt. Essen kann man danach alles, allerdings nur in kleinen Portionen. Zusätzlich muss man Vitamine und Spurenelemente als Nahrungsergänzung einnehmen.
Es gibt aber auch Hilfe in Form einer Hormonersatztherapie. Die sogenannten Inkretine werden als Injektion gespritzt und bewirken ein Sättigungsgefühl im Gehirn. Von der Gesundheitskasse wird diese Therapie nicht bezahlt.
„Bewusst gesund“: Abnehmen im Alter
Abnehmen im Alter ist besonders schwer. In „Bewusst gesund“ werden die Ursachen erklärt.
Adipositas Allianz kämpft für bessere Therapien
Mit dem Ziel, mehr Bewusstsein für Betroffene zu schaffen, wurde die Adipositas Allianz gegründet. „Es ist wichtig, Adipositas als eigenständige Krankheit zu sehen. Das muss auch in die Köpfe der Gesundheitspolitiker hinein, und in die Köpfe der Verantwortlichen bei den Gesundheitskassen. Es geht letztlich darum, den Zugang zu Therapien für Adipositaskranke zu erleichtern“, fordert Beckerhinn.
Weiters setzt sich die Adipositas Allianz gegen die Stigmatisierung von Erkrankten ein. „Wichtig ist ein offener, wertschätzender Umgang auf Augenhöhe. Die Adipositas sollte nicht im Vordergrund stehen. Ein Patient mit Adipositas ist sehr viel mehr als seine Erkrankung“, so Psychologin Alexandra König.
ORF-Schwerpunktwoche: Anstoß zu gesünderem Lebensstil
Die multimediale „Bewusst gesund“-Initiative „Risiko Übergewicht“ soll vom 24. September bis 1. Oktober 2022 in allen ORF-Medien Anstoß zu einem neuen und gesünderen Lebensstil geben und betroffenen Personen Mut machen durchzustarten, ihren Weg zu einem gesünderen Körper zu finden.
Menschen berichten, wie sie es geschafft haben, ihre überzähligen Kilos wieder loszuwerden, was ihnen Schwierigkeit bereitet hat und wie es ihnen gelungen ist dranzubleiben. Mediziner/innen informieren über die neuesten Therapien und unterstützende begleitende Maßnahmen.
Sendungshinweis
„Bewusst gesund“-Initiative „Risiko Übergewicht“, 24.9. bis 1.10.2022, in allen ORF-Medien
Zahlreiche Sendungen wie u. a. „Stöckl live“, „Bewusst gesund – Das Magazin“, „Thema“, „kreuz und quer“, „Die Barbara Karlich Show“, „Guten Morgen Österreich“, „Studio 2“, das ORF-Kinderprogramm und ORF III Kultur und Information beschäftigen sich mit dem Thema Übergewicht. Auch die ORF-Radios nehmen sich des Themas an. Ausführliche Berichterstattung in Radio, Fernsehen und Internet liefern auch die ORF-Landesstudios. Das ORF.at-Netzwerk und der ORF Teletext begleiten die Gesundheitsinitiative mit zahlreichen Informationsangeboten.