Auf der Waage stehen
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La Vita

Immer mehr Kritik am Body-Mass-Index

In Niederösterreich ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig. Eine wichtige Kennzahl dafür ist der Body-Mass-Index (BMI). Doch immer mehr Expertinnen und Experten kritisieren diesen Wert als nicht mehr zeitgemäß.

Für immer mehr Menschen in Gesundheitsberufen hat der Body-Mass-Index keine gültige Aussagekraft mehr, wenn es um die Frage geht, ob jemand gesund ist. Der Wert, den der belgische Statistiker Adolphe Quetelet vor knapp 200 Jahren anhand von 5.000 Soldaten errechnete, wird immer häufiger hinterfragt. „Da sind keine Frauen, keine älteren Personen und auch keine anderen Ethnien vertreten. Er wurde auch nicht entwickelt, um einen Gesundheitszustand zu ermitteln. Doch dazu wird er heute eingesetzt“, kritisiert etwa Katharina Kühtreiber, Diätologin in Zwentendorf (Bezirk Tulln).

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 5.9.2022

Um den BMI zu errechnen, wird das Gewicht durch die Körpergröße zum Quadrat dividiert. Ein Wert ab 25 gilt dabei als ungesund. Allerdings werden bei einer solchen Berechnung zahlreiche Faktoren außer Acht gelassen – etwa Blutwerte wie Cholesterin und Hormone oder die Frage, ob bei Frauen der Zyklus vorhanden ist. Aber auch Lebensstilfaktoren spielen eine große Rolle, etwa die mentale Gesundheit, Stress oder ausreichend Schlaf. Das sind abseits vom Gewicht wichtige Parameter, so Kühtreiber.

Bewusst gesund: Kritik am BMI

Das Thema Übergewicht steht diese Woche im Fokus des ORF Schwerpunkts „Bewusst gesund“. Eine wichtige Kennzahl für Übergewicht ist der BMI – der sogenannte Body-Mass-Index. Ab einem BMI von 25 gilt man als übergewichtig. Doch immer mehr Expertinnen und Experten kritisieren den BMI als nicht mehr zeitgemäßen Wert. Warum genau, das hat Manuela Matl bei einer Diätologin in Zwentendorf nachgefragt.

Wesentliche Indikatoren nicht abgebildet

Wie falsch man mit dem BMI liegen kann, zeigt die Diätlogin am Beispiel ihres Neffen, indem sie seine Körperzusammensetzung mittels Bioimpedanz-Analyse misst. Das Ergebnis: Sein Body-Mass-Index liegt knapp über 25, doch sein Muskelanteil ist hoch, sein Körperfettanteil sehr niedrig.

Viel wichtiger als Zahlen seien daher andere Faktoren des Ess- und Bewegungsverhaltens. „Etwa die Frage, wie man von Diäten geprägt wurde, wie man mit Hunger und Sättigung umgeht, ob man Bewegung auch aus Freude macht, und nicht nur, um Kalorien zu verbrennen“, erklärt die Diätologin. Ein ganzheitlicher Ansatz, etwa durch intuitive Ernährung, kann Betroffenen ohne Diäten und ständigem Blick auf die Waage zu mehr Gesundheit verhelfen, so die Expertin.