Schleifer bei der Arbeit
Pixabay/Janno Nivergall
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Wirtschaft

IV warnt: Ohne Maßnahmen drohen Stilllegungen

Weil energieintensive Betriebe die hohen Energiepreise derzeit besonders spüren, fordern Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung (IV) Sofortmaßnahmen von der Bundesregierung. Erste Unternehmen meldeten bereits Kurzarbeit an.

Die energieintensive Industrie – dazu gehören etwa Papier-, Chemie- oder Eisenerzeuger – sind derzeit mit zehn- bis zwölfmal so hohen Energiepreisen konfrontiert. Der Grund dafür sei, dass die Industrie, als Großabnehmer von Strom und Gas, viel näher an den Großhandelspreisen hänge als der private Haushalt, sagt der Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreichs (IV NÖ) Thomas Salzer, der selbst Unternehmer in der Papierbranche ist.

Die betroffenen Unternehmen müssten jetzt ihre Produkte anpassen, um nicht pleite zu gehen. Wenn Betriebe ihre Preise ständig erhöhen, würden sie allerdings Aufträge verlieren – nicht nur wegen Importen von Gütern aus Asien oder Türkei, sondern auch „weil es innerhalb der EU Länder gibt, in denen man teilweise mit Öl und günstigerem Strom arbeiten kann als in Österreich“, so Salzer.

Zu teuer für den Markt: Kurzarbeit als erste Konsequenz

Auch in einem eigenen Betrieb musste Salzer deshalb bereits Konsequenzen ziehen und Kurzarbeit anmelden. „Wir haben einen deutlichen Auftragseinbruch, weil unsere Produkte im Vergleich zu den Importländern, in die wir liefern, zu teuer sind.“ Zum jetzigen Zeitpunkt könne er auch nicht ausschließen, dass es in anderen Werken zu dauerhaften Stilllegungen kommt. „Wir katapultieren momentan Österreich und die EU aus dem internationalen Wettbewerb völlig heraus und es ist zu befürchten, dass es zu einer großen Welle der Deindustrialisierung Europas kommt.“

Salzer hofft deshalb auf baldige Gespräche mit dem Bund und fordert Sofortmaßnahmen, etwa die Schaffung eines „Extreme Peak Modells“ zum Ausgleich von Extremspitzen beim Gas- und Strompreis. „Das ist im Prinzip eine Art Preisdeckel für die Industrie, aber nicht für den Markt. Das heißt: Der Markt kann frei arbeiten und die Gaspreise entstehen am Handelsmarkt, aber für die Industrie ist der Preis gedeckelt. Die Differenz zwischen diesem festgelegten Preis und dem Marktpreis wird den Unternehmen rückerstattet.“

Stilllegung von Produktionen nicht ausgeschlossen

Eine solche Energiepreiskompensation fordert auch die Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ). Außerdem müsse der Energiekostenzuschuss auf 2,5 Milliarden Euro aufgestockt werden, heißt es seitens der WKNÖ. Gibt es keine Maßnahmen, sieht der IV-NÖ-Präsident pessimistisch in die Zukunft. „Also, wenn es keine Unterstützung gibt und die Bundesregierung nicht sofort handelt, befürchte ich, dass zahlreiche Betriebe ihre Produktion zumindest temporär stilllegen müssen.“