Cinema Paradiso in St. Pölten
ORF/Felix Novak
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Kultur

Kinos: „Sehen Teuerung auch als Chance“

Nach zwei schwierigen Jahren ist die Stimmung in den heimischen Kinos wieder eine optimistischere. Die Teuerung bereitet zwar durchaus Sorgen, doch genau diese könnte laut Betreibern auch eine neue Chance für die Kinolandschaft sein.

Die Kinosessel sind in Niederösterreich längst nicht mehr leer. Seit die Projektoren wieder laufen, haben sich die Säle zunehmend gefüllt. Fast war es wieder ein Sommer wie damals. Im Vergleich zu den beiden Jahren davor kamen in den vergangenen Monaten deutlich mehr Menschen ins Kino – eine Steigerung, ausgehend von sehr niedrigem Niveau.

„Wir haben jetzt wieder ganz gute Zahlen“, meint auch Clemens Kopetzky, einer der beiden Gründer und Geschäftsführer des Cinema Paradiso in St. Pölten. „Man merkt und spürt, dass die Menschen wieder soziale Interaktion suchen und dass sie gerne wieder hinausgehen.“ Das Niveau vor der Pandemie ist noch längst nicht erreicht, doch die bisherige Rückkehr stimmt nicht nur die St. Pöltner optimistisch.

Dazu trage auch die Qualität der Filme bei, die zuletzt wieder gestiegen sei. Immerhin sei die Pandemie auch für Produktionsfirmen und Verleiher nicht leicht gewesen, betont Kopetzky. In dieser Unsicherheit seien viele Filme zurückgehalten worden: „Wir merken jetzt, dass das schön langsam zum normalen Rhythmus zurückkommt.“

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Cinema Paradiso in St. Pölten
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In St. Pölten feiert das Cinema Paradiso am Rathausplatz das 20-jährige Jubiläum
Cinema Paradiso in St. Pölten
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Alexander Syllaba (am Podium links) und sein Geschäftspartner Clemens Kopetzky (Mitte) blicken zum Jubiläum optimistisch in die Zukunft
Cinema Paradiso in St. Pölten
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Die klassische Kinoatmosphäre könne auch in der heutigen Zeit mit Vorteilen punkten

Optimismus und Feiern zum Jubiläum

Die Entwicklung kommt dem Cinema Paradiso gerade recht, feiert man dort doch aktuell das 20-jährige Bestehen. Dazu gibt es ein Sonderprogramm, passend zur generellen Ausrichtung des Hauses mit einer bunten Mischung aus Film, Musik und Literatur.

„Filmpreis on tour“

Am Donnerstag, 29.9., werden in mehreren Programmkinos in ganz Österreich nacheinander die Siegerstreifen des Filmpreises gezeigt, darunter auch im Cinema Paradiso. Alle Informationen gibt es hier.

Auch für die Zukunft sieht man sich gerüstet – obwohl das Streaming daheim so populär ist wie nie zuvor. Spätestens seit den COVID-Ausgangsbeschränkungen sind Netflix, Disney Plus und Co. endgültig in den heimischen Wohnzimmern angekommen. Dennoch sei die klassische Kinoatmosphäre in einer Phase der zunehmenden Singlehaushalte nach wie vor konkurrenzfähig, so Kopetzky: „Es gibt den Trend, wieder in den öffentlichen Raum hinauszugehen.“ Das Kino sei hier ein passender Treffpunkt.

Historischer Krisenvergleich

Parallel zu dieser Entwicklung stiegen die Energiekosten auch im Cinema Paradiso massiv, Kopetzky spricht von einer Vervielfachung. Dadurch sind Einsparungen – möglichst abseits des angebotenen Programms – und moderate Erhöhungen der Ticketpreise nötig. Um die Zukunft des Kinos fürchtet Mitgründer und Geschäftspartner Alexander Syllaba trotzdem nicht. Er verweist auf historische Erfahrungen der Zwischenkriegszeit: „In der größten Wirtschaftskrise der Geschichte der Menschheit hat es das Kino schon gegeben. Es hat damals prosperiert.“

Ähnliches hofft Kopetzky auch für die kommenden Jahre. So könnte die Teuerung vielmehr zu einer Chance für die Branche werden. So könne eine Kinokarte eine der günstigsten Optionen für abendfüllende Unterhaltung sein: „Im Kino kann ich mir mit acht Euro einen wirklich schönen Abend gestalten. Wenn ich dagegen zum Beispiel essen gehe, brauche ich ein anderes Budget.“

Neue Chance für Autokino

Ein möglichst attraktives Gesamtpaket will man auch in Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) bieten. Die Vorzeichen sind beim Autokino Wien an der Grenze zur Bundeshauptstadt allerdings völlig andere. 2015 hatte es bereits den Betrieb eingestellt. Zu Beginn der Pandemie 2020 folgte der Neustart unter neuer Führung. Seitdem werden die Leinwände auf dem riesigen Parkplatz wieder regelmäßig bespielt, aktuell jeden Samstag.

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Autokino in Groß-Enzersdorf
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Das Autokino Wien, an der Stadtgrenze in Groß-Enzersdorf gelegen, ist seit 2020 wieder in Betrieb
Autokino in Groß-Enzersdorf
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Davor lag die Fläche fünf Jahre lang im Dornröschenschlaf
Alter Projektor im Autokino in Groß-Enzersdorf
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Die Anlagen sind mittlerweile modernisiert – analoge Projektoren wie dieser kommen im Autokino nicht mehr zum Einsatz

Er sei in der Gemeinde aufgewachsen, das Autokino habe dazugehört, sagt Markus Cepuder, einer der neuen Betreiber, beim Besuch von noe.ORF.at. 2020 sei dann seine Chance gekommen: „Ich wollte das schon lange wiederbeleben, und die Pandemie war der Auslöser. Wir haben gesagt, wenn es geht, dann geht es jetzt. Jetzt brauchen es die Leute, jetzt wollen es die Leute, jetzt verlangen es die Leute.“

Die Rechnung ging auf, das Timing stimmte tatsächlich. „Zum Start gab es nach Wien hinein drei Kilometer Stau. Das lag auch daran, dass wir noch etwas langsamer waren, weil wir mit dem Ansturm nicht gerechnet hatten.“ Auch ohne pandemiebedingte Einschränkungen des öffentlichen Lebens funktioniere dieses Konzept nach wie vor. Längst haben sich die Betreiber von ihrem ursprünglichen Plan eines temporären Betriebs verabschiedet. Die Büroräumlichkeiten auf dem alten Gelände wurden hergerichtet, man setzt auf Investitionen.

Daran ändern auch die hohen Energiekosten nichts. Die Stromrechnung wird zwar auch hier zum Problem, Einsparungsmaßnahmen sind zwingend notwendig. Doch der Betrieb, so viel steht für das Team fest, soll auch in Zukunft fortgesetzt werden. Das Autokino soll wieder langfristig ein Teil des Kulturangebots in der Gemeinde sein – und so in einer Branche, die zuletzt nicht viel Grund zur Freude hatte, ein zeitgemäßes Happy End zu schaffen.