Wenn Museen, Galerien und Ausstellungsräume normalerweise schließen, geht es am Samstag erst richtig los. Von 18.00 Uhr bis 1.00 Uhr kann man bei der „ORF-Langen Nacht der Museen“ heuer bereits zum 22. Mal ungewöhnliche Einblicke gewinnen und Museen bei Nacht erleben. In Niederösterreich nehmen 117 verschiedene Einrichtungen und Häuser teil und öffnen ihre Pforten für nachtaktive Junge und Alte.
Jedes Bundesland richtet zu diesem Zweck einen eigenen „Treffpunkt Museum“ in der Landeshauptstadt ein. Dort kann man sich über alle Angebote informieren, Infobroschüren beziehen und vorab Karten kaufen. In der Veranstaltungsnacht selbst nehmen an den Treffpunkten auch Fuß- und Busrouten ihren Ausgang.
In Intervallen von 60 Minuten werden von dort aus jene Veranstaltungsorte angefahren, die nicht entlang der Fußroute liegen. Niederösterreich ist das einzige Bundesland, das zwei Treffpunkte organisiert hat: Neben dem Rathausplatz in St. Pölten gibt es einen weiteren bei der Landesgalerie Niederösterreich in Krems. Der genaue Verlauf aller Routen ist auf der Website der „Langen Nacht der Museen“ sowie in den Infobroschüren aufgelistet.

Im Angebot: Kunst, Technik, Natur und Geschichte
Unter den 117 Museen, die es in Niederösterreich zu besuchen gibt, zählt unter anderem das Ausstellungshaus Spoerri in Hadersdorf am Kamp (Bezirk Krems) zu den Highlights. Es zeigt Daniel Spoerris Werk in unterschiedlichen Kontexten. Der Schwerpunkt liegt auf Kunstrichtungen, die der Künstler geprägt hat, auf Gruppen und Bewegungen, denen er zugerechnet wird sowie dem Werk von
Künstlerfreundinnen und -freunden. In diesem Jahr wurde Ben Vautier nach Hadersdorf eingeladen, zudem warten Spezialführungen sowie eine Olivenöl-Verkostung.
In St. Pölten können Besucherinnen und Besucher das beeindruckende Jugendstilgebäude der Ehemaligen Synagoge mit seinen prächtigen Wandmalereien besichtigen. Diese Möglichkeit besteht dann für längere Zeit nicht mehr, denn das Gebäude ist wegen Renovierungsarbeiten bis Frühjahr 2024 geschlossen. 1913 war die Synagoge erstmals eingeweiht worden, bevor sie 1938 schwer beschädigt und 1984 wiedereröffnet wurde. Seit 1988 beherbergt das Haus das Institut für jüdische Geschichte Österreichs. Die aktuelle Ausstellung „Bruch und Brücke“ zeigt die wechselvolle Beziehungsgeschichte zwischen Niederösterreich und „seinen“ Juden in den vergangenen 100 Jahren.
Auch für Naturinteressierte gibt es allerlei, unter anderem die Hermannshöhle in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkirchen). Sie ist mit etwa viereinhalb Kilometern Gesamtganglänge die größte Tropfsteinhöhle Niederösterreichs und obendrein das wichtigste Fledermaus-Winterquartier des Landes. Interessante Tropfsteingebilde, Fledermäuse, natürliche Gangprofile und Gesteinsformationen sowie gesunde Luft: All das ist leicht auf elektrisch beleuchteten Wegen im Rahmen einer Tour mithilfe von Höhlenführerinnen und Höhlenführern zu erleben.
Eine besondere Bedeutung kommt heuer auch dem nitsch museum in Mistelbach zu. Es zählt zu den größten monografischen Museen Österreichs. Der heuer verstorbene Universalkünstler Hermann Nitsch wurde von den Bayreuther Festspielen eingeladen, im Sommer 2021 eine konzertante Version von Richard Wagners „Die Walküre“ szenisch zu begleiten. Nitsch konzipierte für jeden der drei Akte eine umfangreiche Malaktion. Ein großer Teil der entstandenen Werke ist in der Ausstellung „Hermann Nitsch – Bayreuth Walküre“ in Mistelbach zu sehen.
Und neben den größten und bekanntesten Museen Niederösterreichs wie etwa dem Museum Niederösterreich in St. Pölten, der Landesgalerie Niederösterreich und des Karikaturmuseums in Krems, des Egon Schiele Museums in Tulln oder des Arnulf Rainer Museums in Baden warten zahlreiche kleinere Museen darauf, entdeckt zu werden: vom Puppen- und Spielzeugmuseum in Baden über das nusseum in Krummnußbaum (Bezirk Melk), das eine Sammlung von mehr als 3.000 Nussknackern beheimatet, bis zum 1. Österreichischen Computermuseum in Wildendürnbach (Bezirk Mistelbach) oder zum Krippenmuseum in Vösendorf (Bezirk Mödling).

Über die vergangenen Jahre wuchs die „ORF-Lange Nacht der Museen“ beständig, und das auch über die Grenzen Österreichs hinaus – unter anderem nach Tschechien. Wer einen Blick über die Grenze machen möchte, kann das unter anderem im Terra Technica Zeitreise Museum in Znojmo machen und dort nostalgisch durch die Welt der Musikboxen und Flipperautomaten streifen.
Sonderprogramm und kostenloser Eintritt für Kinder
Den Jüngsten wird bei der „ORF-Langen Nacht der Museen“ besonderes Augenmerk gewidmet, um ihr Interesse an Kultur zu wecken. Zahlreiche Museen in ganz Österreich warten mit kindergerechten Zusatzangeboten wie etwa speziellen Familienführungen, Mitmachstationen oder Experimentierlabors auf und präsentieren Kunst und Kultur, die viel Freude und Spaß versprechen.
Kinder bis zum zwölften Lebensjahr haben freien Eintritt, Erwachsene zahlen 15 bzw. zwölf Euro (ermäßigt) Eintritt. Zudem gibt es um sechs Euro regionale Tickets. Diese gelten allerdings nicht landesweit.
Von Niederösterreichs 117 teilnehmenden Veranstaltungsorten bietet etwa ein Drittel spezielle Angebote für Kinder. So warten auf die Jüngsten unter anderem eine spielerische Rätselrallye durch das Haus der Wildnis in Lunz am See (Bezirk Scheibbs), Fahrten mit einer Dampflokomotive im Eisenbahnmuseum Strasshof (Bezirk Gänserndorf) oder eine aufregende Multimedia-Guide-Tour durch das Kellerlabyrinth des Loisiums in Langenlois (Bezirk Krems). Auf Kinder, die mindestens drei Museen besichtigen und sich ihre Besuche in einem eigens dafür vorgesehenen Pass bestätigen lassen, wartet gegen Vorlage des Passes zur Erinnerung eine kleine Überraschung.