Chronik

Dollfuß-Platz soll umbenannt werden

Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) und das Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich plädieren für eine Umbenennung des Dr.-Dollfuß-Platzes in Mank (Bezirk Melk). Der Manker Bürgermeister kündigte nun einen entsprechenden Antrag im Gemeinderat an.

„Aufgrund der Empfehlung der beiden renommierten Museen werde ich bereits in der kommenden Gemeinderatssitzung einen Antrag auf Umbenennung einbringen“, teilte Bürgermeister Martin Leonhardsberger (ÖVP) auf Anfrage mit.

Ex-SPÖ-Stadtrat Anton Hikade, der sich seit Langem für eine Umbenennung des nach dem austrofaschistischen Kanzler benannten Platzes einsetzt, hatte die Schilder abmontiert und vergangene Woche jeweils eines an das hdgö und das Haus der Geschichte in St. Pölten geschickt – mehr dazu in Ex-Stadtrat stahl Dollfuß-Straßenschilder (noe.ORF.at; 19.09.2022). Hikade sprach von einer „politischen Protestaktion“.

Museen sprechen sich für Umbenennung aus

Die beiden Museen retournieren die Tafeln und hielten in einer Aussendung am Mittwoch fest, dass Objekte nur mittels rechtmäßiger Schenkungen oder Erwerbe in die Sammlung aufgenommen werden. „Gleichzeitig schlagen die Museen vor, sie nicht wieder anzubringen und den Platz neu zu benennen“, hieß es.

„Die Gemeinde könnte diese Gelegenheit nützen und eine Umbenennung des Platzes in die Wege leiten“, schlugen die Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich, Monika Sommer, und der wissenschaftliche Leiter des Hauses der Geschichte in St. Pölten, Christian Rapp, vor. „Im Anschluss könnten zwei der alten Straßenschilder mittels Gemeinderatsbeschluss als Schenkung an unsere beiden Museen gehen. Das ermöglicht uns, auf einem rechtmäßigen Weg aktuelle Zeitgeschichte zu dokumentieren.“

Schild Dollfuß-Platz
Lorenz Paulus / hdgö
Beide Museen schickten die demontierten Straßenschilder zurück, sprechen sich jedoch für eine Umbenennung des Platzes aus

Historische Aufarbeitung

Der Bürgermeister will nun dem Vorschlag der beiden Museen nachkommen. Vor einer Woche hatte Leonhardsberger noch auf eine laufende Aufarbeitung jener Zeit im Zusammenhang mit dem Dr.-Engelbert-Dollfuß-Museum in Texingtal, der Heimatgemeinde von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), durch Historiker verwiesen.

Basierend auf den Ergebnissen sollten Rückschlüsse für die weitere Vorgangsweise in Mank gezogen werden, hatte der Stadtchef vor einigen Tagen gesagt. Der Name des Platzes war bereits mehrmals Thema im Gemeinderat. Die ÖVP verfügt über 18 Mandate, SPÖ und Grüne stellen je zwei Vertreter und die FPÖ einen.

Ähnliches Vorgehen wie bei Fucking-Tafel möglich

Die beiden Museen erinnerten in der Aussendung an die 2021 erfolgte Umbenennung der Ortschaft Fucking (heute Fugging) in der oberösterreichischen Gemeinde Tarsdorf (Bezirk Braunau): Durch den Beschluss des Gemeinderats erhielt das hdgö das letzte Ortsschild von Fucking und thematisiert mit diesem Objekt medienpolitische Inhalte wie die Grenzen von Medienfreiheit und Privatsphäre. Die Tafeln waren bei Sammlerinnen und Sammlern und in sozialen Netzwerken beliebt, sie wurden auch immer wieder gestohlen.