Coronavirus

CoV: Experte rechnet mit leichterem Winter

Die Temperaturen sinken, gleichzeitig steigen die CoV-Zahlen wieder an. Für Epidemiologen Gerald Gartlehner besteht aktuell aber nicht allzu viel Grund zur Sorge, „solange nicht irgendeine andere Variante entsteht und wieder zu uns kommt“.

Viele haben es erwartet: Mit den deutlich niedrigeren Temperaturen gehen auch die Zahlen der CoV-Infektionen wieder in die Höhe. In den vergangenen Tagen nahm die Zahl der aktiven Fälle deutlich zu: Von Dienstag auf Mittwoch gab es mehr als 2.000 bestätigte Neuinfektionen in Niederösterreich.

Auch in den Spitälern stiegen die Zahlen zuletzt wieder an. Derzeit sind 224 Menschen mit einer Infektion in einem niederösterreichischen Spital, 12 davon müssen auf Intensivstationen behandelt werden. Trotzdem geht Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau-Universität Krems davon aus, dass der heurige Winter leichter wird als in den vergangenen beiden Jahren – sofern es bei der Omikron-Variante bleibt.

noe.ORF.at: Herr Professor Gartlehner, überraschend ist dieser Anstieg ja wahrscheinlich nicht. Was erwarten Sie denn in den kommenden Wochen?

Gerald Gartlehner: Nein, überraschend ist es nicht, es ist genau das, was wir erwartet haben, dass mit Beginn der kälteren Jahreszeit auch die Infektionszahlen wieder ansteigen. Die rasch ansteigenden Zahlen derzeit haben wahrscheinlich zwei Gründe: Einerseits mehr Infektionen, die Leute sind wieder mehr drinnen, aber sie testen auch mehr und man findet wieder mehr Erkrankte. Ich denke, dieser Trend wird in den nächsten Wochen genauso weitergehen. Ob es wirklich zu einer Welle kommt und wie hoch diese Welle wird, das kann man derzeit noch nicht wirklich voraussagen.

Gartlehner
ORF
Gerald Gartlehner im Gespräch mit „Niederösterreich heute“-Moderatorin Claudia Schubert

noe.ORF.at: Erinnern wir uns an den letzten Winter, da gab es Personalengpässe in der kritischen Infrastrukur, in Spitälern. Könnte es sein, dass wir wieder an so einen Punkt kommen?

Gartlehner: Ich denke, heuer sind wir doch in einer ganz anderen Situation als letztes Jahr. Letztes Jahr, wenn wir uns erinnern, hatten wir die Delta-Welle, das war wirklich eine schwere Form der Coronavirus-Infektion. Jetzt haben wir noch immer Omikron und wir haben im Laufe dieses Jahres doch eine sehr gute Immunität in der Bevölkerung aufgebaut. Das heißt, wir gehen doch wesentlich geschützter in diesen kommenden Winter als letztes Jahr.

noe.ORF.at: Im Moment haben wir ja keinerlei Coronavirus-Maßnahmen, zum Beispiel keine Maskenpflicht. Denken Sie, dass manche Maßnahmen in den kommenden Wochen und Monaten wiederkommen?

Gartlehner: Eine Maske zu tragen ist grundsätzlich immer sinnvoll, wenn man sich schützen will. Masken sind wirklich eine der effektivsten Maßnahmen. Ich denke, es gibt eine Situation, wo die Spitäler vielleicht wirklich unter Druck kommen könnten, und das ist, wenn eine Grippewelle und eine CoV-Welle zusammenfallen und dann vermehrt Spitalsaufnahmen stattfinden. Dann würde man wahrscheinlich auch wieder eine Maskenpflicht einführen müssen. Aber ich denke, durch Omikron alleine wird es, so wie es derzeit aussieht, nicht allzu heftig werden.

noe.ORF.at: Die einen Experten meinen, es ist langsam ein Ende der Pandemie in Sicht, andere wiederum sagen, sie erwarten doch eine sehr starke Welle im Winter. Wie ist Ihre Einschätzung?

Gartlehner: Das Coronavirus wird uns bleiben und wir müssen uns darauf einstellen, damit umzugehen. Wir haben jetzt im Herbst wirklich das Glück, dass es keine neuen Varianten gibt, es ist noch immer Omikron, das ist relativ mild vom Verlauf her. Wir haben relativ viel Immunität aufgebaut als Bevölkerung. Ich bin nicht allzu sehr besorgt in Hinblick auf die nächsten Wochen und Monate, solange nicht irgendeine andere Variante entsteht und wieder zu uns kommt.