Wallas Raum
© theo kust / www.imagefoto.at
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Kultur

museum gugging mit Feilachers Favoriten

Der künstlerische Leiter des museum gugging (Bezirk Tulln) legt nach 16 Jahren seine Funktion zurück. In der aktuellen Sonderausstellung zeigt er eine sehr persönliche Auswahl an Werken der internationalen Art Brut und der Gugginger Kunstschaffenden.

In der aktuellen und letzten Ausstellung, die Johann Feilacher kuratiert hat, stellt er internationale Künstler und Künstlerinnen der Art Brut und Tribal Art den Gugginger Künstlern gegenüber. Das gab es immer wieder einmal in den von ihm kuratierten Ausstellungen, aber diesmal trägt die Zusammenstellung seine ganz persönliche Handschrift.

Viele der ausgestellten Werke stammen aus seiner eigenen Sammlung und waren daher noch nie öffentlich zu sehen, andere würde er ohne weiteres bei sich aufhängen, wenn er sie sich leisten könnte, wie er bei der Führung durchs Haus schmunzelnd erklärte.

Bilder von Louis Soutter
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Fingerzeichnungen des Schweizer Künstlers Louis Soutters

„Es sind allesamt Künstlerinnen und Künstler, die mich seit Jahrzehnten faszinieren“, sagte Feilacher im Vorfeld der Eröffnung am Donnerstagabend. „Dabei ist es spannend zu sehen, wie die Fingerzeichnungen von Louis Soutter oder die textilen Skulpturen von Judith Scott mit den Werken des jungen Manuel Griebler oder des Klassikers August Walla in Dialog treten“, erklärte der Kulturmanager, Künstler und Psychiater.

Feilachers Frage: Wo beginnt die Kunst?

Mit fleckigen Malunterlagen und Pinsel aus dem „atelier gugging“, Fotos von verputzten Wandlöchern im Zuge von Ausstellungsumbauten sowie Künstlerpaletten, wird einerseits der Entstehungsprozess von Kunst sichtbar gemacht, andererseits will Feilacher bewusst in den Raum stellen, was diese zufälligen Randprodukte der Kunstproduktion von zeitgenössischer Kunst unterscheide.

Dem Schweizer Künstler Louis Soutter ist fast ein ganzer Ausstellungsraum gewidmet. Er konnte gegen Ende seines Lebens krankheitsbedingt nur noch mit den Fingern malen. Die Werke der Amerikanerin Judith Scott charakterisiert, dass Gegenstände bis zur Unkenntlichkeit in bunte Wollfäden eingesponnen sind. Man weiß nicht, was sich darunter befindet.

Judith Smith und ihre Wollwerke
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Die wollenen Werke von Judith Smith stehen in Beziehung zu den Schilden aus Neuguinea an der Wand

Das bisher größte und für die Sonderausstellung eigens angefertigte Werk des Italieners Simone Pellegrini ist ebenso zu sehen wie Schilde aus dem Hochland von Neuguinea.

Kunsthistorikerin Nina Ansperger als Nachfolgerin

Feilacher kuratierte als künstlerischer Leiter des „museum gugging“ insgesamt 52 Ausstellungen und brachte 26 Publikationen heraus. 1986 übernahm er von Leo Navratil das Zentrum für Kunst- und Psychotherapie und wandelte es in das „Haus der Künstler“ um. 1994 wurde die „galerie gugging“ gegründet, 2001 bzw. 2006 folgten die Eröffnung des „ateliers gugging“ und des „museums gugging“. In seiner Zeit als künstlerischer Leiter erlangten die Künstler aus Maria Gugging Weltgeltung und inspirierten zahllose andere Künstler, auch aus anderen Sparten.

Feilachers letzte Ausstellung
ORF
Feilacher legt die Funktion als künstlerischer Leiter des Museums Gugging nach 16 Jahren zurück

Daran will die künftige neue Leiterin, Nina Ansperger in ihrer ersten Sonderausstellung „gugging inspiriert.! bowie bis roth“ im nächsten Jahr anschließen. Das Leben im Haus der Künstler und die außergewöhnlichen Bilder der Gugginger Kreativen dienten beispielsweise David Bowie als Inspirationsquelle für sein Album „1. Outside“.

Der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth verewigte die Gugginger Künstler*innen sowohl in seinem literarischen als auch fotografischen Werk. In der Ausstellung und im zugehörigen Katalog vertreten sind neben Bowie und Roth auch die Einstürzenden Neubauten, Arnulf Rainer, Peter Pongratz, Johann Rausch, und die Fotografin Christine de Grancy, die Bowie in Gugging begleitet hat. Auch der schottische Modemacher Christopher Kane ist Thema.