Mutter Kind Pass mit Nadel
APA/BARBARA GINDL
APA/BARBARA GINDL
Gesundheit

Ärzte drohen mit Ausstieg aus Mutter-Kind-Pass

Weil die Honorare für die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung seit 28 Jahren nicht angepasst wurden, droht die Ärztekammer Niederösterreich mit dem Ausstieg. Auch in anderen Bundesländern regt sich Widerstand. Die Ministerien versuchen zu beruhigen.

Ärztinnen und Ärzte würden für eine Mutter-Kind-Pass-Untersuchung heute dasselbe Honorar wie im Jahr 1994 erhalten, kritisierte die Ärztekammer Niederösterreich am Donnerstag in einer Aussendung. Selbst eine Anpassung an die Inflation sei in dieser Zeit nicht passiert. Vorstöße in Richtung einer Anpassung von Honorar und Rahmenbedingungen seien bis jetzt im Gesundheits- und im Familienministerium ungehört geblieben, so die Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte, Martina Hasenhündl.

Die Ärztekammer Niederösterreich habe deshalb eine Umfrage unter allen niedergelassenen Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern sowie Kinderärztinnen und -ärzten in Niederösterreich gestartet. 93 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer würden die Vergütung für nicht mehr angemessen halten, so das Ergebnis. „Hier müssen der Gesundheitsminister und die Familienministerin rasch handeln, sollte die Untersuchung weiterhin bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten möglich sein“, stellte Hasenhündl in der Aussendung klar.

Ausstieg vorerst mit Ende März 2023 beschlossen

Als eine Folge aus dieser Umfrage beschloss die Kurienversammlung der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer Niederösterreich, aus dem Vertrag aus dem Jahr 1974 auszusteigen, wenn es bis 31. März 2023 zu keinen Verbesserungen der Rahmenbedingungen kommt. Dann wäre jede Untersuchung zunächst privat zu bezahlen und anschließend bei der Gesundheitskasse einzureichen.

Niederösterreich steht mit diesem Schritt nicht alleine dar, auch in anderen Bundesländern regt sich Widerstand. Ein ebensolcher Ausstieg wurde laut dem Bundes-Fachgruppenobmann für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Thomas Fiedler, auch in Wien und der Steiermark beschlossen, in Oberösterreich und Kärnten laufen die Vorbereitungen – mehr dazu in Mutter-Kind-Pass: Ärzte drohen mit Ausstieg (oesterreich.ORF.at, 6.10.2022).

Schlögel: „Brauchen zeitgemäße Rahmenbedingungen“

„Es reicht nicht aus, die Leistungen zu evaluieren und zu aktualisieren. Wir brauchen ebenso zeitgemäße Rahmenbedingungen bei den Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen, sonst verlieren wir die Unterstützung der Kollegenschaft", stellte am Donnerstag auch der Präsident der Ärztekammer Niederösterreich, Harald Schlögel klar. Leidtragende wären Mütter und Kinder, die diese Leistung zunächst privat bezahlen und anschließend bei der Kasse einreichen müssten. „Dies gilt es im Sinne der Betroffenen zu verhindern, indem die Bundesregierung vor Ablauf des ersten Quartals ein deutliches Zeichen in Richtung Verbesserung der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung setzt“, so Schlögel.

Unterstützung von Landesrätin, Beruhigung im Ministerium

Niederösterreichs Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) unterstützt laut einer Aussendung die Ärztekammer-Forderung nach einer Attraktivierung von Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen. Es handle sich um eine große Errungenschaft, die es „an den Fortschritt der Zeit anzupassen“ gelte.

Im grünen Gesundheits- und im ÖVP-geführten Familienministerium war man in einer gemeinsamen schriftlichen Reaktion um Beruhigung bemüht. „Die umfassende Reform des Mutter-Kind-Passes ist uns ein zentrales Anliegen und befindet sich bereits im Finale. Sie umfasst sowohl die fachliche Weiterentwicklung als auch die Digitalisierung des Mutter-Kind-Passes“, hieß es darin.

„Wir befinden uns dazu in einem engen Austausch, es gab alleine während der letzten Tage auch mehrere Gespräche mit der Ärztekammer. Mit einem Ergebnis ist zeitnah zu rechnen.“ Die Reform ist als Ziel der schwarz-grünen Koalition auch im Regierungsprogramm festgeschrieben.