Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Campus Wieselburg (Bezirk Scheibbs) liefert 70 Megawatt pro Jahr. Das entspricht einem Drittel des jährlichen Strombedarfs, aber nur zehn Prozent des Solarstroms wird selbst genützt. Das liegt unter anderem an der Ferienzeit und den Wochenenden, sagt Josef Walch, er ist am Campus Wieselburg für Nachhaltigkeit zuständig. „Da haben wir einen beträchtlichen Überschuss. Diesen verkaufen wir dann am Energiemarkt.“
In der geplanten Erneuerbare-Energiegemeinschaft wird der überschüssige Strom nicht mehr ins allgemeine Netz gespeist, sondern von den weiteren Mitgliedern in der Gemeinschaft genützt. Vor dem Start muss eine Energiegemeinschaft jedoch gut geplant werden, es braucht beispielsweise ein ausreichendes Verhältnis von reinen Konsumenten und Prosumern, das sind Mitglieder, die auch selbst Energie erzeugen – mehr dazu in Wie Energiegemeinschaft in der Praxis läuft (noe.ORF.at; 20.5.2022).
Ökologische Nachbarschaftshilfe: Strom tauschen
Seit die Preise für Strom und Gas explodieren, ist Energiesparen das Gebot der Stunde. Eine attraktive Option bieten sogenannte Energiegemeinschaften. Überschüssige Energie, aus Photovoltaik zum Beispiel, wird hier einfach an den Nachbarn weitergegeben.
Diese Planung übernehmen an der Fachhochschule Forschende des Studiengangs „Regenerative Energiesysteme“. Ziel ist, den Strom, der von der Gemeinschaft erzeugt wird, auch in der Gemeinschaft zu verbrauchen. Philip Loitsch vom Institut für Nachhaltigkeit am Campus bezeichnet das als „intelligente Planung“: „Welche Verbraucher fügt man hinzu, welche Haushalte, oder ist es besser mit Betrieben, weil das Lastprofil da besser ist“, zählt Loitsch im Gespräch mit ORF-Redakteur Robert Pfannhauser einige Fragen auf.
Überschussstrom intelligent nützen
Antworten darauf soll zukünftig eine Software liefern, die in Wieselburg entwickelt wird. „Dieses Tool soll bei der Gründung von Energiegemeinschaften unterstützen, um eine Prognose erstellen zu können, wie sinnvoll die Gemeinschaft ist“, sagt Walch. Es geht um die sogenannte Eigenverbrauchsquote, die man mit digitalen Schnittstellen verbessern kann. Diese haben direkten Zugriff auf Daten der Stromerzeuger und -verbraucher.
Eigenverbrauchsquote
Die Eigenverbrauchsquote gibt an, wie viel Prozent des selbst erzeugten Stroms zur Deckung des eigenen Strombedarfs verwendet wird.
Die Messdaten über Verbrauch und Einspeisung kommen über diese Schnittstellen in Echtzeit. „Und wir können zusätzlich Erzeuger und Verbraucher schalten“, erklärt Walch. Zur Mittagszeit, wenn die PV-Anlage des Campus Wieselburg den meisten Strom produziert, könnte man dann etwa den Verbrauch der Energiegemeinschaft-Mitglieder daran anpassen.
„Da könnte man dann mit den Kläranlagenbetreibern zum Beispiel sprechen, ob sie nicht den Überschussstrom genau dann nützen möchten, wenn die Energie da ist – sprich vielleicht die Pumpendurchspülung nicht um 10.00 Uhr durchzuführen, sondern zu Mittag“, so Loitsch.
Den Preis für den selbst erzeugten Strom innerhalb der Gemeinschaft bestimmen die Produzenten selbst. Durch die Gemeinschaft wird auch das überregionale Stromnetz entlastet, sagt Walch: „Weil Strom, der regional erzeugt wird, regional genutzt wird.“ Die Energiegemeinschaft Wieselburg soll Anfang 2023 starten.