Fachhochschule, Studierende, Hörsaal
ORF/Nina Pöchhacker
ORF/Nina Pöchhacker
Bildung

Teuerung gefährdet offenbar FH-Betrieb

Die Fachhochschulen fordern wegen der hohen Energiekosten mehr Budget, weil sonst die Qualität des Studien- und Forschungsbetriebs gefährdet sei, wie es heißt. Um Kosten zu senken, könnten Studierende sogar ins Distance-Learning geschickt werden.

Ein neuer Zettel klebt an der Tür zum Hörsaal. Neben altbekannten Empfehlungen wie „Händewaschen“, „FFP2-Maske tragen“ und „Abstand halten“ steht auf dem neuen Blatt Papier: „Beim Verlassen des Raums Fenster schließen, Licht und Computer abdrehen.“ Das Energiesparen hat auch die Fachhochschulen und Universitäten erreicht. Nach zwei Jahren Pandemie – mit fast durchgehendem Studieren von zu Hause aus – dürfte es auch diesen Winter kein normales Semester werden.

3.200 Studentinnen und Studenten gehen an der IMC Fachhochschule Krems ein und aus. Die Energiekosten hätten sich für die FH verfünffacht, sagt die Geschäftsführerin der IMC FH Krems, Ulrike Prommer. Sie spricht von 1,2 Millionen Euro zusätzlich. Deswegen fordert Prommer, die auch allen Fachhochschulen Österreichs in der Fachhochschulkonferenz vorsitzt, 20 Prozent mehr Budget.

Ulrike Prommer, Geschäftsführerin der IMC FH Krems und Vorsitzende der FH-Konferenz
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Ulrike Prommer ist Geschäftsführerin der IMC FH Krems und Vorsitzende der FH-Konferenz

Mehr Geld, damit Studienqualität nicht leidet

„Das wären österreichweit 75 Millionen Euro oder 0,4 Prozent des Bildungsbudgets. Das ist nicht die große Erhöhung, wenn man bedenkt, dass die Fachhochschulen 42 Prozent der Studienabschlüsse in Österreich haben“, sagt sie. Das Sparpotenzial habe man an ihrer FH schon ausgeschöpft: Die Temperatur in den meisten Räumen wurde auf 19 Grad gesenkt, man ist auf stromsparende Leuchtmittel und Bewegungsmelder umgestiegen.

Nun wird überlegt, die Lifte zu sperren. Als nächste Maßnahme müsste man dann Labors und Geräte nicht mehr nützen. „Das würde eine Einschränkung der Qualität des Studiums bedeuten“, sagt Prommer gegenüber noe.ORF.at.

Distance Learning, um Kosten zu sparen

Die letzte Option: Studierende ins Distance-Learning schicken, wie es während der Pandemie monatelang der Fall war. „Ich hoffe, wir können es heuer vermeiden. Es ist wichtig, dass die Studierenden hier am Campus sind, aber wenn wir keine Erhöhung der Finanzmittel bekommen vom Ministerium, sind wir gezwungen, auch diese Maßnahme zu überlegen.“ Auch von der Fachhochschule St. Pölten und der Donauuni Krems heißt es, dass man nicht wegen der Energiekrise auf Distance-Learning umstellen möchte.

Labor an der FH Krems
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Distance-Learning hieße auch kein Praxisunterricht im Labor mehr. Darauf möchten Studierende aber nicht verzichten.

Ein Rundruf bei Fachhochschulen und Privatuniversitäten in Niederösterreich zeigt, dass alle mit verschiedenen Maßnahmen Energie sparen. Die Donauuni Krems etwa schaltet nachts die Lüftung ab und reduziert die Beleuchtung außen und in der Garage. Privatunis planen wegen der Teuerung ab Herbst 2023/2024 die Studienkosten anzuheben. Sie dürfen gesetzlich nicht vom Bund gefördert werden.

Temperatur in eigenem Haus nicht steuerbar

Bildungseinrichtungen stehen alle vor demselben Problem, auch in der Handelsakademie (HAK) St. Pölten. Bei den Energierechnungen müsse er sich jetzt zuerst einmal hinsetzen, sagt Direktor Thomas Huber: „Es wird sich bei uns verdreifachen, bei den Heizkosten sind das dann etwa 60.000 Euro.“

Er würde die Temperatur gerne ein, zwei Grad senken, um zu sparen – das sei ihm aber nicht möglich. Die Heizung wird zentral an einem anderen Ort geregelt: „Das Gebäude ist ein großes Schiff und die Navigation ist schwierig, weil der Energiekonduktor, die Bildungsdirektion, die Bundesimmobiliengesellschaft und Siemens als verschiedene Ebenen mitspielen. Wenn ich möchte, dass die Temperatur in meinem Haus gesenkt wird, dann ist das nicht so einfach, wie es klingt.“

Teures Lüften gegen das Coronavirus

In der HAK startet man nun mit Energiesparprojekten, damit Licht abgedreht wird, Fenster geschlossen werden und Heizkörper nicht höher als auf der dritten Stufe laufen. „Wir hatten da auch einen eigenen Elternabend. Wenn zu Hause gespart wird und wir das in der Schule auch machen, dann haben wir da hoffentlich einen langfristigen Effekt“, so Huber.

Klassenzimmer
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Unterricht in der HAK St. Pölten: Die größten Kostenpositionen sind heuer Heizen und Strom

Dabei gibt es noch ein Dilemma: Lüften ist in Schulen das Credo, um Coronavirus-Infektionen zu vermindern. Maskenpflicht oder regelmäßige Tests gibt es ja nicht mehr. Das ständige Lüften habe die Heizkosten in den vergangenen zwei Jahren schon ein wenig erhöht, sagt Huber. „Natürlich werden wir trotzdem die Fenster aufmachen müssen und nachher die Heizung hochfahren. Die Jugendlichen müssen für die Zeit, wo die Fenster offen sind, Jacken mithaben, aber wir müssen zielgenauer lüften und kürzer“, so der Direktor.

Huber fordert mehr Geld für Schulen. Der Bildungsdirektion habe er diese Mehrkosten bereits mitgeteilt, „sonst können wir gar nichts anderes mehr machen im laufenden Schulbetrieb“. Das Budget müsse in Form von Unterrichtsmitteln auch bei den Schülerinnen und Schülern ankommen und nicht für die Energierechnungen draufgehen, so Huber.