Caritas Pflegewohnhaus St Teresa Krankenpflegerin mit Patientin
ORF.at/Christian Öser
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Soziales

Suche nach Pflegekräften in Vietnam

Bis 2030 werden in Niederösterreich 9.500 zusätzliche Pflegekräfte gebraucht. Neben Maßnahmen in der Ausbildung und Attraktivierung des Berufs, sollen nun junge Menschen aus Vietnam in Krems zu Pflegeassistentinnen und -assistenten ausgebildet werden.

Mit Pflegekräften aus Österreich und Europa werde es sich nicht ausgehen, den Bedarf an Pflegekräften in den kommenden Jahren zu decken, sagte Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in der IMC Fachhochschule in Krems.

Deshalb habe man sich im Ausland umgesehen und in Kooperation mit der Fachhochschule starte nun eine neue Initiative. 150 junge Menschen aus Vietnam bekommen im „International Nursing Center“, das in Krems neu gegründet wird, eine Ausbildung zur Pflegeassistenz.

Universität von Hanoi
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An der Universität von Hanoi lernen die Pflegekräfte Deutsch, danach kommen sie nach Krems

Langjährige Partnerschaft

Mit der Universität in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi verbindet die Fachhochschule in Krems bereits eine jahrelange Partnerschaft, die man nun für die Pflegeausbildung nutzen will.

150 junge Menschen werden drei Semester lang in Hanoi Deutsch lernen, bevor sie ab dem Wintersemester 2024 ihre einjährige Ausbildung zur Pflegeassistenz in Krems beginnen, erklärte Karl Ennsfellner, Geschäftsführer der IMC Fachhochschule in Krems. Danach haben sie einen fixen Arbeitsplatz in einer Einrichtung der Landesgesundheitsagentur.

„Entlastung für unsere Pflegekräfte“

Das Land Niederösterreich unterstützt den ersten Jahrgang dieses Pilotprojekts mit vier Millionen Euro. Dabei gehe es um die Sprachausbildung, die Unterbringung der Schülerinnen und Schüler und auch um deren Betreuung, erklärte Soziallandesrätin Teschl-Hofmeister.

Teschl Hofmeister bei PK
NLK Burchhart
Christiane Teschl-Hofmeister hofft, durch die Hilfe aus Vietnam die heimischen Pflegekräfte zu entlasten

Man hoffe, dass möglichst viele nach ihrer Ausbildung möglichst lange in Niederösterreich bleiben würden. „Es ist mir wichtig zu sagen, dass das keine Konkurrenz für unsere Mitarbeitenden ist, sondern eine deutliche und spürbare Entlastung für sie sein soll,“ so die Landesrätin. Der Zugang zum Thema Pflege sei in Vietnam ein sehr positiver, ergänzte Teschl-Hofmeister.

Wien heuerte auf den Philippinen an

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Suche nach Pflegekräften in asiatischen Ländern nicht neu ist. 1973 schloss die Stadt Wien ein Abkommen mit den Philippinen, um es philippinischen Krankenschwestern zu erleichtern, nach Österreich zu kommen. Es gab damals schlicht zu wenig Personal im Inland. Hunderte Frauen kamen damals nach Wien und viele sind bis heute geblieben.

Pflegekräfte aus den Philippinen auf Archivbildern
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ORF-Archivaufnahmen zeigen jene Pflegekräfte, die in den 1970er-Jahren nach Wien kamen

Kritisiert wurde das Vorhaben von Udo Landbauer, dem Landespartei- und Klubobmann der FPÖ Niederösterreich. „Die 4,2 Millionen Euro, die das Sinnlos-Projekt kostet, brauchen wir in Niederösterreich für die Pflegekräfte, die jeden Tag an ihre Grenzen kommen und nicht leistungsgerecht entlohnt werden“, sagte er in einer Aussendung. Es gebe keine „Sicherheiten und Garantien“, dass die Pflegekräfte aus Vietnam „jemals in Niederösterreich arbeiten werden“.