Innenminister Gerhard Karner und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner während einer Pressekonferenz im Rahmen einer ersten Air-Marshal-Übung der Cobra – Szenario
APA/KLAUS TITZER
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Chronik

Flugzeugentführung wurde simuliert

Auf dem Flughafen in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) ist am Donnerstag die erste behördenübergreifende Notfallübung über die Bühne gegangen. Dabei wurde eine versuchte Flugzeugentführung simuliert, die von den Einsatzkräften aufgelöst werden sollte.

Angenommen wurde ein terroristischer Angriff in der Luft. Für die Übung im Rahmen des EU-Projekts „Enhancing In-Flight Security“ stellte sich folgendes Szenario dar: Drei mit Messer bewaffnete Männer töteten einen Passagier des voll besetzten Airbusses und verletzten einen weiteren schwer.

Der Flieger, der real gegen 11.00 Uhr in die Luft ging, befand sich gerade südlich von Linz, als die Übung los ging. Alle an Bord befindlichen Personen waren darüber informiert. An Bord des Flugzeugs befanden sich für die Flugsicherheit zwei Air-Marshals, die noch in der Luft die Terroristen überwältigten.

Abfangjäger flogen nach Schwechat

Gleich nachdem der Pilot und sein Co-Pilot die Gefahrensituation an die Fluglotsen der Austro Control weiter gegeben hatten, starteten zwei Eurofighter des österreichischen Bundesheeres. 20 Minuten später waren die aus Zeltweg stationierten Abfangjäger bei der zu Übungszwecken entführten Maschine, machten sich einen Überblick über die Situation an Bord und eskortierten das Passagierflugzeug wieder zum Flughafen Schwechat zurück.

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Einsatzkräfte im Rahmen einer ersten behördenübergreifende Air-Marshal-Übung der Cobra
Innenminister Gerhard Karner und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner während einer Pressekonferenz im Rahmen einer ersten Air-Marshal-Übung der Cobra – Szenario
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Innenminister Gerhard Karner und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner während einer Pressekonferenz im Rahmen einer ersten Air-Marshal-Übung der Cobra – Szenario
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Neben der Cobra gingen auch Kollegen der Spezialeinheit Lynx aus der Slowakei und Urna aus Tschechien am Flughafen in Position. „Das Szenario wurde deshalb so gewählt, weil die beiden die unmittelbaren Nachbarländer sind“, sagte Oberst Rainer Wintersteiger von der Cobra. Rund 40 Personen der Spezialeinheiten sicherten am Ende das Flugzeug und führten den Zugriff durch. Nach eineinhalb Stunden konnten die „Terroristen“ ausgeschaltet werden.

Air-Marshals reisen mit fiktiven Identitäten und tragen Pistolen, die gut verborgen sind. Im Ernstfall sind sie, weil in einem Flugzeug niemand mehr zur Unterstützung gerufen werden kann, auf sich allein gestellt. Sie werden laut Cobra in der Regel im Rahmen eines „Drei-Säulen-Modells“ herangezogen: bei gefährdeten Destinationen, aufgrund aktueller Warnungen und nach einem Zufallsprinzip, wo alle österreichischen Fluglinien rotierend von Polizisten begleitet werden. Grundsätzlich sind täglich Teams in der Luft, genaue Zahlen wurden von Wintersteiger auf Nachfrage nicht genannt.

Internationale Zusammenarbeit wird trainiert

Die Übung am Donnerstag war der Höhepunkt eines Kommunikations- und Koordinations-Workshops, der noch bis Freitag stattfindet. Spezialeinheiten aus 13 weiteren Nationen, unter anderem aus den USA, aus Kanada, Australien, Deutschland und der Schweiz waren mit dabei. „Das ist europaweit die erste Übung dieser Art“, sagte Cobra-Direktor Bernhard Treibenreif. Jetzt werde eine Übungsnachbereitung gemacht und Nachbesserungen würden auch international kommuniziert.

„Internationale Bedrohungsbilder brauchen internationale Zusammenarbeit“, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) im Anschluss. Neben dem Innen- und Verteidigungsministerium waren auch der Flughafen Wien, die Austro Control und die Austrian Airlines involviert. „Auch wenn wir keine aktuelle Bedrohung sehen, ist es notwendig, dass wir uns mit latente Bedrohungen, denen wir uns immer wieder gegenüber stehen, auseinandersetzen. Und möge der Ernstfall nie eintreten“, meinte Karner.

Innenminister Gerhard Karner und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner während einer Pressekonferenz im Rahmen einer ersten Air-Marshal-Übung der Cobra – Szenario
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Innenminister Karner und Verteidigungsministerin Tanner

Auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) sprach von einer „beeindruckenden Live-Übung“. „Diese Abfangübung zeigt, wie gut das Zusammenwirken der Kräfte des Innenministeriums, der Austro Control, der Flughäfen und dem Bundesheer für die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher funktioniert“, sagte Tanner. „Mit dem neuen Budget wird eine zeitgemäße Luftraumüberwachung, durch eine Erweiterung und Modernisierung zum Schutz Österreichs sichergestellt.“ Das bedeute auch die Erschließung der Aufrüstung der Eurofighter „von allen Fähigkeitslücken“, sagte die Verteidigungsministerin.

Flugplan von Übung nicht betroffen

Veranstaltet wurde der Probelauf laut Innenministerium von der Air-Marshal-Einheit des Einsatzkommandos Cobra/DSE im Rahmen des EU-Projekts „Enhancing In-Flight Security“. Beteiligt waren neben den österreichischen Air-Marshal-Kräften auch Eurofighter des Heeres und Zugriffsteams von der Cobra und internationalen Sondereinheiten.

Vom Flughafen wurde betont, dass es im Zuge der Übung am Donnerstag „zu einem kurzen Überflug zweier Eurofighter-Flugzeuge des österreichischen Bundesheeres in geringer Flughöhe über den Flughafen-Standort kommen“ werde. Die Dauer wurde mit wenigen Minuten angegeben. Der Überflug könne für Bewohnerinnen und Bewohner von Nachbargemeinden „kurzzeitig akustisch wahrnehmbar sein“. Folgen für den Regelbetrieb am Flughafen hatte die Übung nicht.