Pflegerin mit einer Patientin in einem Pflegeheim
ORF.at/Christian Öser
ORF.at/Christian Öser
Soziales

Pflegeexperte: „Personallücke“ bleibt

Pflegekräfte aus Vietnam, Ausbildungsstipendien – Land und Bund versuchen, dem Bedarf an Pflegekräften entgegenzuwirken. Das sei gut, aber die Lücke könne „nicht vollständig geschlossen werden“, sagt Christoph Gleirscher vom Hilfswerk NÖ.

Der Bedarf an Pflegekräften ist enorm und steigt aufgrund der alternden Bevölkerung stetig. Bis 2030 werden in Niederösterreich 9.500 zusätzliche Pflegekräfte gebraucht. Am Mittwoch wurde bekanntgegeben, dass junge Menschen aus Vietnam in Krems zu Pflegeassistentinnen und -assistenten ausgebildet werden sollen – mehr dazu in Suche nach Pflegekräften in Vietnam (noe.ORF.at; 12.10.2022).

Niederösterreich hätte eigentlich viele gut ausgebildete Pflegekräfte, einige wollen aber nicht mehr im Pflegebereich arbeiten. Das liege laut Christoph Gleirscher, Geschäftsführer des Hilfswerks Niederösterreich, in erster Linie an den Rahmenbedingungen, etwa die Dienstplan-Unsicherheit, „das heißt also, die Gefahr, einspringen zu müssen aufgrund des Personalmangels. Die inhaltliche Arbeit mit Patienten, die Betreuung und Pflege, das stört niemanden, der sich für den Beruf entschieden hat“.

Bessere Rahmenbedingungen: Vier-Tage-Woche denkbar

Als Arbeitgeber sei es eine Herausforderung, darauf zu reagieren, so Gleirscher im „NÖ heute“-Interview: „Wir überlegen zum Beispiel, eine Vier-Tage-Woche einzuführen für Vollzeit-Mitarbeiter, die das wünschen.“ Das könnte auch für die Patientinnen und Patienten von Vorteil sein: Eine neue Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität verweist auf Mängel in der Pflege, die auf Personalmangel und Zeitnot zurückzuführen seien – mehr dazu in Studie offenbart Defizite bei der Pflege (oesterreich.ORF.at; 12.10.2022).

Christoph Gleirscher vom Hilfswerk zum Pflegemangel

Christoph Gleirscher, Geschäftsführer des Hilfswerks in Niederösterreich, ist zu Gast im Studio zu aktuellen Herausforderungen im Pflegebereich.

„Muss man auch einmal akzeptieren“

Bund und Land setzen immer wieder Maßnahmen, um die Personallücke im Pflegebereich zumindest teilweise zu schließen. „Die Lücke wird aus demografischen Gründen nicht vollständig geschlossen werden können, und ich glaube, das muss man auch einmal akzeptieren. Umso wichtiger sind die genannten Initiativen“, so Gleirscher. Die Ausbildungsstipendien des Bundes, die es erleichtern sollen, in den Pflegeberuf einzusteigen, seien „ein riesiger Schritt“. Die Initiative des Landes, Unterstützung aus Vietnam zu holen, sei „eine wichtige Stütze“.

Auch die Teuerung mache sich bereits im Pflegebereich bemerkbar: „Also wir merken an manchen Stellen, dass Personen hinterfragen, ob jede einzelne Dienstleistung unbedingt notwendig ist, ob man nicht etwas einsparen kann. Kunden in der 24-Stunden-Betreuung beklagen, dass die Förderung nicht angepasst wurde.“