Jasmin Eder
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„GANZ PERSÖNLICH“

SKN-Kapitänin: Mit CL-Gruppenphase „Traum erfüllt“

Mit dem SKN St. Pölten ist zum ersten Mal eine österreichische Frauenfußballmannschaft in der Gruppenphase der Champions-League. Damit gehe ein Traum in Erfüllung, von dem sie sich nicht einmal als Kind getraut habe, zu träumen, so Kapitänin Jasmin Eder.

Jasmin Eder begann ihre Fußballerinnenkarriere beim USC Landhaus in Wien. Nach Stationen in Deutschland spielt sie seit 2013 beim SKN Sankt Pölten. Die 30-Jährige ist auch fixer Bestandteil der Frauennationalmannschaft, in der sie mehr als 50 Mal im Einsatz war. Im ÖFB kümmert sie sich um die Nachwuchsförderung.

noe.ORF.at: Vor zwei Wochen haben Sie gegen den finnischen Meister Kuopio unentschieden gespielt und damit den Aufstieg in Gruppenphase geschafft. Was war das für ein Gefühl?

Jasmin Eder: Wahnsinn. Einerseits, weil es auch historisch war – das war das erste Mal, es gibt ja das Format erst seit letztem Jahr. Aber auf der anderen Seite glaube ich, wenn man sich den Spielverlauf anschaut, war es einfach eine Achterbahn der Gefühle. Und dann mit so einem Tor den Einzug zu schaffen, war schon sehr besonders.

noe.ORF.at: Die Frauen des SKN sind seit 2015 ja schon durchgehend Meister. Auf was führen Sie das zurück?

Eder: Ich glaube, dass dieser Erfolg auf mehreren Säulen basiert. Einerseits einen sehr akribisch arbeitenden Präsidenten und ein Organisationsteam, das wirklich schaut, dass wir jedes Jahr einen Schritt nach vorne machen und uns auch als Verein immer weiter entwickeln, dass die Spielerinnen und Betreuer und Betreuerinnen immer bessere Bedingungen vorfinden können.

Dann natürlich einen richtig guten Betreuer- und Trainerstab, der nichts unversucht lässt, um uns jeden Tag zu fordern, aber auch zu fördern. Und einer Mannschaft, deren Kern auch immer beisammen bleibt, wo immer wieder junge talentierte Spielerinnen dazukommen, die sich dieser Team-Kultur anschließen und ein gemeinsames Ziel verfolgen.

noe.ORF.at: In der Gruppenphase warten Wolfsburg, Slavia Prag und AS Roma. Wie weit werdet ihr kommen?

Eder: Gegen Wolfsburg haben wir schon einige Male bei Testspielen gespielt. Das ist eine Top Mannschaft mit lauter Vollprofis, Slavia Prag kennen wir auch ganz gut, weil wir oft Testspiele hatten. Auch eine sehr gute, aggressive, sehr körperliche Mannschaft – und Roma ist für mich ehrlich gesagt noch so ein bisschen eine Überraschung und so bin ich auch sehr gespannt.

noe.ORF.at: Sie spielen ja auch in der Nationalmannschaft. Es hat sich sehr viel getan in den letzten Jahren, die EM 2017, dann die EM 2022. Hat es da eine Wende gegeben, wurde der Frauenfußball dadurch populärer?

Eder: Ich glaube von einer Wende kann man gar nicht so sprechen, weil es einfach kontinuierlich weitergegangen ist. Frauenfußball war halt oft nicht am Radar der Medien und dementsprechend auch nicht am Radar der Gesellschaft. 2017 war natürlich mit der ersten Qualifikation ein Aufschwung. Nach dem Erfolg war eine Plattform da, da sind auch die Medien aufgesprungen, dann wurde erstmalig der Frauenfußball so wahrgenommen, wie er ist. Und seitdem ist das Gott sei Dank auch nicht mehr abgerissen.

Jasmin Eder und Robert Friess beim Interview
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Jasmin Eder und Robert Friess beim Interview

noe.ORF.at: Trotzdem hat man erwartet, dass man sich für die WM qualifiziert. Das ist (nach einem 0:1 gegen Schottland) nichts geworden, obwohl das Niveau sehr hoch gewesen ist. War das nicht eine große Enttäuschung?

Eder: Eine sehr große Enttäuschung sogar. Das wäre auch eine einmalige Chance gewesen bei der WM teilzunehmen. Wenn man es als Gruppenzweiter ins Play Off schafft und dann ausscheidet, tut das schon weh.

noe.ORF.at: Haben die Erfolge der Frauen eine Welle von neuen Talenten gebracht?

Eder: Ich denke schon. Ich arbeite ja auch nebenbei mal im österreichischen Fußball-Bund und darf das Ganze auch so ein bisschen mitverfolgen. Und ich weiß, dass die letzten Auswertungen ergeben haben, dass mehr Neuanmeldungen dazugekommen sind. Und das ist einfach schön zu wissen.

noe.ORF.at: Sie sind vor wenigen Tagen 30 Jahre alt geworden, Kapitänin einer erfolgreichen Mannschaft, mehr als 50 Einsätze bei der Nationalmannschaft. Was ist Ihr nächstes Ziel?

Eder: Ich muss sagen, ich denke immer in kleinen Etappen. Mein nächstes Ziel ist das nächste Meisterschaftsspiel zu gewinnen, dann generell gesund zu bleiben, weiterhin Spaß zu haben und mir auch immer bewusst zu sein, dass ich Riesenglück habe – eben gesund zu sein, in so einer Mannschaft zu spielen, solche professionellen Bedingungen vorzufinden und jetzt auch mit der Gruppenphase mir einen Traum zu erfüllen, von dem man sich nicht einmal als kleines Mädchen getraut hat, zu träumen, weil es diese Möglichkeiten damals einfach noch nicht gab.