Der 61-Jährige übernahm seinen neuen Posten erst Anfang Mai. Davor prägte er von 2002 bis 2013 als Damen-Cheftrainer im ÖSV eine Ära und führte Läuferinnen wie Michaela Dorfmeister und Kathrin Zettel zu zahlreichen Erfolgen. Im Interview mit noe.ORF.at spricht Mandl über die bevorstehende Saison, geht auf die aktuellen Herausforderungen rund um die Energiekrise und Corona ein und er verrät, welche Ziele er sich und seinem Team für die WM in Frankreich setzt.
noe.ORF.at: In einer Woche geht es los mit dem großen Ski-Weltcup-Opening in Sölden. Wie sehr kribbelt es schon bei Ihnen und wie groß ist die Vorfreude auf die neue Saison?
Herbert Mandl: Der Countdown läuft und die Freude ist sehr groß. Natürlich ist der Heimauftakt eine große Chance und wichtig für unsere Stimmung in der Mannschaft und generell für den Skisport. Wir sind grundsätzlich parat.
noe.ORF.at: Wie fühlt es sich denn für Sie persönlich an, nach so langer Zeit wieder in der ersten Reihe zu stehen und Verantwortung zu übernehmen?
Mandl: Der Skirennsport ist meine große Leidenschaft und das war er immer. Ich war ja nicht ganz weg, ich habe die Ski-Akademie in St. Christoph betreut. Es macht mir viel Spaß, beim Renngeschehen wieder dabei zu sein und mit den Athletinnen und Athleten und dem Trainerteam zu arbeiten.
noe.ORF.at: Es stehen eine WM-Saison und zahlreiche Highlights im Weltcup vor der Tür. Dürfen sich die österreichischen Ski-Fans wieder auf Erfolge ihrer Stars freuen?
Mandl: Das sportliche Ziel ist natürlich, wieder um die eine oder andere Kristallkugel mitzufahren und auch die Nationencups wieder nach Österreich zu holen. Es steht eine Weltmeisterschaft an – da liegt die Latte hoch. Wir wollen um Medaillen mitkämpfen und auch die eine oder andere erringen. Das ist unser großes Ziel.
noe.ORF.at: Wie groß sind die Herausforderungen, die heuer auf den Ski-Weltcup zukommen?
Mandl: Die Herausforderungen waren heuer schon für das Training sehr groß. Es ist im Frühjahr schnell warm geworden, auch unsere Gletscher sind schnell geschmolzen und der Sommer war einfach schwierig zu überbrücken. Wir mussten eigentlich mit allen Weltcup-Mannschaften, zum Teil sogar mit den Europacup-Mannschaften, nach Übersee zum Training gehen. Das war heuer sehr kostspielig mit diesen galoppierenden Preisen.
noe.ORF.at: Stichwort „Energiekrise“: Was kann der ÖSV tun, welche Maßnahmen kann man ergreifen?
Mandl: Wir direkt vom Sport können wenig Einfluss nehmen. Wir werden uns auch damit abfinden müssen, dass das eine oder andere Skigebiet vielleicht nicht in dieser Breite alle Pisten beschneien kann. Es wird sicher Reduktionen geben. Aber ich denke nicht, dass der Sport selbst und vor allem die Wettkämpfe direkt davon betroffen sein werden.
noe.ORF.at: Das heißt, die Rennen können und werden stattfinden. Gilt das auch für die Rennen am Semmering?
Mandl: Davon gehen wir natürlich aus. Speziell die Heimrennen für die Damen am Semmering sind immer ein Highlight mit vielen Zuschauern und einer guten Atmosphäre. Und da freuen sich unsere Athletinnen, auch hier Rennen zu fahren.
noe.ORF.at: Wie stark begleitet Sie das Thema Corona noch?
Mandl: Wir müssen natürlich achtsam sein. Wir müssen die Hygieneregeln beachten, um dem Virus möglichst wenig Chance zu geben, sich zu verbreiten. Insgesamt ist auch von der FIS kein Reglement vorgesehen. Wir sind abhängig von den nationalen Restriktionen, die es geben wird. Aber momentan schaut es einmal sehr gut aus.
noe.ORF.at: Wie viele Medaillen und Kristallkugeln sollen es denn heuer werden, damit es eine gelungene Saison gewesen ist?
Mandl: Ich wäre schon mit zwei, drei Kristallkugeln zufrieden. Für den Gesamtweltcup haben wir momentan keine Athleten, die die Breite an Disziplinen fahren, dass wirklich eine reelle Chance besteht. Aber ich sage: Siege sind wichtig, möglichst viele Weltcupsiege. Bei den Medaillen ist es schwer zu sagen, aber ich gehe einmal davon aus, dass wir schon vier, fünf Medaillen erringen sollten.