Caritas Pflegewohnhaus St Teresa Krankenpflegerin mit Patientin
ORF.at/Christian Öser
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Chronik

Pflege: Zweifel an Personalsuche in Vietnam

Die Gewerkschaft GPA Niederösterreich sieht offene Fragen bei Plänen zur Ausbildung von Pflegekräften aus Vietnam im Bundesland. Von einem „Experiment mit ungewissem Ausgang“ war die Rede. Die Gewerkschaftsfraktion des NÖAAB verweist hingegen auf ähnliche Modelle.

Die millionenschwere Ausbildung löse nicht das Grundproblem, so GPA Niederösterreich-Geschäftsführer Michael Pieber: „Wir brauchen mehr Geld für die Pflege, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und Österreicherinnen und Österreicher für einen Beruf in der Pflege zu gewinnen.“ Im Rahmen eines am Donnerstag präsentierten Pilotprojekts der IMC Fachhochschule Krems sollen 150 Pflegekräfte aus Vietnam in zwei Lehrgängen ins Bundesland geholt werden sollen – mehr dazu in Suche nach Pflegekräften in Vietnam (noe.ORF.at; 12.10.2022).

„Viel zu wenig unternommen“

Beantwortet werden müssen laut Pieber folgende Fragen: „Wie sieht die Entlohnung der Pflegekräfte aus? Wie sind die Arbeitsbedingungen geregelt? Sollten sie im Land eingesetzt werden? Gibt es eine Garantie dafür, dass sie auch wirklich im Land verbleiben?“ Es gehe nicht um die Ablehnung von ausländischen Arbeitskräften, hält die GPA Niederösterreich fest.

„Wir brauchen mehr Geld für die Pflege, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und Österreicherinnen und Österreicher für einen Beruf in der Pflege zu gewinnen“, forderte Pieber. Vom Land wird aus Sicht der GPA „viel zu wenig unternommen“, um für die derzeit Beschäftigten die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung bzw. die stark gestiegenen Kosten für den Weg zur Arbeit und in der Arbeit nachhaltig zu verbessern. Nach einem Hilferuf von Betriebsräten niederösterreichischer Einrichtungen an das Land im April habe es bisher kein Gesprächsangebot der Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) direkt gegeben, hieß es.

Rückendeckung von ÖVP-Arbeitnehmerfraktion

Josef Hager vom NÖAAB-FCG (Fraktion Christlicher Gewerkschafter) verwies indes auf ähnliche Modelle. Man müsse alles tun, „um die beste Pflege für Betroffene und größtmögliche Entlastung für Pflegekräfte zu bewerkstelligen“. Landesobfrau des NÖAAB ist die für Pflege zuständige Landesrätin Teschl-Hofmeister.

„Es gibt Themen, die eignen sich einfach nicht für eine parteipolitische Auseinandersetzung. Dass die FPÖ, wenn es um ausländische Fachkräfte geht, immer einen Beißreflex bekommt, ist nicht neu – dass eben jener jetzt auch von FSG bzw. SPÖ (Michael Pieber) kommt, ist neu“, reagierte Hager, der auch Vizepräsident der Arbeiterkammer Niederösterreich ist. Ähnliche Modelle gebe es u.a. in Wien, Oberösterreich, in der Steiermark, in Salzburg, Vorarlberg und bei privaten Trägern. Das Pilotprojekt sei zudem gemeinsam mit der eigentlich zuständigen Gewerkschaft erarbeitet und präsentiert worden.

Reinhard Waldhör, Vorsitzender der GÖD-Gesundheitsgewerkschaft, meinte am Samstag, dass Menschen aus Vietnam nach österreichischen Standards im Beruf Pflegeassistenz auszubilden, ein Ansatz sei, „der weiter zu verfolgen ist“. Als wichtig erachtet er dabei die Förderung beim Spracherwerb. Nur so könnten nämlich Integration und Ausbildung erfolgreich gelingen.