Wirtschaft

Immobilienkredite: Land könnte künftig haften

Wegen der Teuerung, aber auch wegen strengerer Regeln der Finanzmarktaufsicht (FMA), ist die Nachfrage nach Immobilienkrediten gesunken. Um die Finanzierung von Eigentum für mehr Menschen zu ermöglichen, könnte das Land Haftungen übernehmen.

Knapp 70 Prozent der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher leben im Eigentum. Gestiegene Baukosten aufgrund der Teuerung und die steigenden Zinsen dämpfen derzeit die Nachfrage am Immobilien- und Kreditmarkt. Dass sich immer weniger Menschen den Traum vom eigenen Haus oder der Eigentumswohnung erfüllen können, führen Bankenvertreter aber auch auf die strengeren Kreditvergaberegeln der FMA zurück, die seit August in Kraft sind.

Die sogenannte Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen Verordnung (KIM-Verordnung) sieht vor, dass 20 Prozent Eigenmittel notwendig sind, um einen Kredit für eine Wohnung oder den Hausbau aufnehmen zu können. Außerdem darf die monatliche Kreditrate 40 Prozent des Haushaltseinkommens nicht überschreiten.

„Regeln gehen an der Praxis vorbei“

Bei einem Treffen zwischen Bankfachleuten der Raiffeisen-Landesbank NÖ-Wien, der Hypo NOE und der Erste Bank sowie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Wohnbaulandesrat Martin Eichtinger (beide ÖVP) war man sich einig, dass die Regeln der FMA „überschießend seien und an der Praxis vorbei gehen“. Von Bankenseite wurde berichtet, dass unter den aktuellen Bedingungen viele keinen Kredit aufnehmen können, die bisher ohne Bedenken einen bekommen hätten.

„Wir kennen unsere Kunden in den Regionen und können gut einschätzen, ob sich ein Kredit ausgeht“, so der Tenor der Bankenvertreter. Vor allem Zwischenfinanzierungen seien jetzt sehr schwierig. Als Beispiel wurde eine Familie genannt, die während des Hausbaus noch in ihrer Eigentumswohnung wohnt, die nach Fertigstellung des Hauses verkauft wird und der Erlös in den Kredit fließt.

Kunden verunsichert

Solche Fälle gebe es häufig, hieß es. „Wir sehen eine massive Verunsicherung der Kunden und denken, dass man hier pragmatisch vorgehen muss, um dem Mittelstand Eigentumsbildung zu ermöglichen,“ sagte der Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank NÖ-Wien, Michael Höllerer. Gefordert wurde, dass die FMA die bestehenden Regeln überarbeitet.

„Die Diskussionen laufen schon seit vielen Jahren und da haben wir uns noch in einer anderen Welt befunden. Deswegen glaube ich, dass mit Fakten, Daten und Zahlen auch die Aufsicht (Anm. FMA) zu überzeugen ist, dass wir einen nächsten Schritt gehen müssen und die Verordnung zu überarbeiten ist,“ gab sich die Vorstandsvorsitzende der Erste Bank, Gerda Holzinger-Burgstaller zuversichtlich.

Treffen LH Mikl-Leitner mit Bankenvertretern
NLK Filzwieser
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Wohnbaulandesrat Martin Eichtinger im Gespräch mit Bankfachleuten

Laufzeit der Wohnbaudarlehen soll verlängert werden

Bei dem Treffen wurden aber auch Unterstützungsmöglichkeiten für Personen, die zum ersten Mal Eigentum erwerben, diskutiert. „Wir wollen, dass das Eigenheim auch weiter leistbar bleibt, denn das ist die beste Altersvorsorge,“ sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.

Das Land plane zwei konkrete Maßnahmen. Einerseits soll die Laufzeit der Wohnbaudarlehen des Landes von 27,5 auf 34,5 Jahre erhöht werden. Ziel dahinter ist, dass die monatliche Belastung sinkt. Andererseits wolle man zur Aufbringung der Eigenmittelquote von 20 Prozent für einen Kredit Haftungen in der Höhe von fünf Prozent übernehmen, gedeckelt mit 30.000 Euro. „Somit ist der Eigenmittelanteil nur bei 15 Prozent und somit werden für viele junge Menschen und Familien Kredite wieder leistbar,“ sagte Landeshauptfrau Mikl-Leitner.

Haftungsübernahme ab Jänner geplant

Dafür braucht es allerdings die Zustimmung der FMA. Die erwarte sie sich, sagte Mikl-Leitner. Man plane eine Größenordnung von 100 Millionen Euro an Haftungen. Die Haftungsübernahme braucht neben der Zustimmung der FMA auch noch einen Beschluss im Landtag.

Von Bankenseite wurde das Risiko für das Land als sehr gering eingestuft. „Wir sehen bei unseren langjährigen Ausfallsraten, dass wir hier bei 0,03 Prozent liegen. Die Österreicherinnen und Österreicher können das sehr gut einschätzen. Wir als Banken beraten sie ja auch und schauen uns die Leistbarkeit sehr gut an,“ sagte der Vorstandssprecher der Hypo NOE, Wolfgang Viehauser. Ihr Ziel sei es, dass die Haftungsübernahme durch das Land ab ersten Jänner des kommenden Jahres möglich ist, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.

Forderung: Absetzbarkeit von Beschaffungskosten

Angekündigt wurde außerdem, dass das Land Niederösterreich sich mit „Lösungsansätzen“ an den Bund wende, die ebenfalls Erleichterungen bringen sollen. Angedacht werden soll demnach die Wiedereinführung der Absetzbarkeit von Ausgaben zur Wohnraumbeschaffung. Angeregt wird zudem der Entfall der Gebühren bei der Eintragung ins Grundbuch beim Erwerb des ersten Eigenheims.