„Ich helfe absolut gern Menschen, ich finde, dass die Pflege sehr, sehr wichtig ist und fühle mich hier gut aufgehoben“, erzählt Jessica Griessenberger, die am Bildungscampus in Mauer-Öhling (Bezirk Amstetten) derzeit die Ausbildung zur Pflegefachkraft macht – im zweiten Bildungsweg. Zuvor hatte sie Restaurantfachfrau gelernt und danach sechs Jahre lang als Supermarktmitarbeiterin gearbeitet.
Der Unterricht am Campus startete Anfang Oktober, 48 Männer und Frauen begannen vor gut zwei Wochen ihre Ausbildung. „Wir sind eine sehr gemischte Klasse, die Älteste ist glaube ich 45 Jahre. Also man ist nie zu spät, aber auch nie zu früh“, meint Andrea König gegenüber noe.ORF.at. Sie orientiert sich beruflich ebenfalls neu: „Es hat mich immer gereizt.“
König hat ihre Ausbildung schon im März gestartet. Ihre Entscheidung hat sie bisher nicht bereut: „Man bekommt von den Patienten so viel zurück, weil sie so froh sind, dass wir da sind und dass wir ihnen helfen.“ Solche Momente seien die schönen Seiten am Beruf.
Im Bildungscampus Mostviertel sind die bisherigen Pflegeschulen in Amstetten, Scheibbs und Mauer nun gebündelt. Zu diesem Zweck wurden die mehr als 100 Jahre alten Jugendstilpavillons des Landesklinikums Mauer originalgetreu renoviert. Kaiser Franz Joseph hatte sie 1902 für die damalige Anstalt eröffnet. Mehr als 100 Jahre später wurden nun 16,8 Millionen Euro investiert.
Praxis im Mittelpunkt
Eine wesentliche Rolle spielt die Praxis, die fast die Hälfte der Ausbildungszeit in Anspruch nimmt, erklärt Bildungscampus-Direktor Christian Anders: „Ganz wichtig ist, dass man nicht nur in den Kliniken ist, sondern auch in der Langzeitpflege in Heimen und in der mobilen Pflege, sodass die Auszubildenden während der Ausbildungszeit alle drei Bereiche kennenlernen.“
Zukünftig sollen im Bildungscampus bis zu 264 Schülerinnen und Schüler ausgebildet werden, auch berufsbegleitend. Die Ausbildungskosten übernimmt das Land, betont der für die Landeskliniken zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP): „Unser Ziel ist es, damit auch junge Menschen anzusprechen, die sich für den Pflegeberuf begeistern können“
Junge Pflegekräfte vom Standort überzeugen
Mit dem Bildungscampus Mostviertel sei nun eine moderne Ausbildungsstätte im Bereich der Kranken- und Gesundheitspflege eröffnet worden. Damit will das Land zumindest im Bereich der Ausbildung im Vergleich zu anderen Bundesländern für junge Pflegefachkräfte attraktiv bleiben, „aber das ist natürlich ein täglicher Kampf“, ergänzt Pernkopf.
Vor allem die Rahmenbedingungen in der Pflege, von der Bezahlung bis zur Arbeitszeit, sind immer wieder Thema und werden oft kritisiert. Jeder Job habe seine Vor- und Nachteile, sagt Schülerin Jessica Griessenberger, aber: „Wenn man die Arbeit so wie ich gern macht und den Leuten helfen will, dann hört man da nicht hin.“ Und schließlich möchte sie mit der neuen Ausbildung auch „Vorbild für mein Kind sein“.