Wirtschaft

Offene Fragen beim Breitbandausbau

Bis 2030 soll jeder Haushalt in Österreich mit schnellem Internet versorgt sein – doch Material- und Mitarbeitermangel machen dem Glasfaserausbau zu schaffen. Unklar ist außerdem, wer für den Großteil des Ausbaus zuständig sein wird.

232,5 Millionen erhält Niederösterreich aus der zweiten Breitbandmilliarde des Bundes für den Ausbau von schnellem Internet im Bundesland. Niederösterreich bekommt damit fast ein Drittel der insgesamt zur Verfügung stehenden 750 Millionen Euro – mehr dazu in Schnelleres Internet in 262 Gemeinden (noe.ORF.at; 13.10.2022).

Das Geld wird nun zwischen den verschiedenen Förderwerbern aufgeteilt, darunter der private Anbieter A1, aber auch einzelne Waldviertler Gemeinden und Gemeindeverbünde, die sich direkt um Fördersummen beworben haben. Den Löwenanteil erhält mit 63 Millionen Euro die Niederösterreichische Glasfaserinfrastruktur GmBH (nöGIG).

Dieses Geld reiche um bis zu 50 Gemeinden in den kommenden fünf Jahren an das Glasfasernetz anzuschließen, so die nöGIG. Insgesamt sollen laut dem Staatssekretariat für Digitalisierung und Breitband aber 262 Gemeinden in Niederösterreich angeschlossen werden. Wer bei den restlichen 212 Gemeinden ausbauen wird, ist bereits entschieden, aber noch nicht veröffentlicht, heißt es.

Noch nicht alle Verträge unterschrieben

Im Staatssekretariat verwies man diesbezüglich auf die noch laufende Koordination bei der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), die die Abwicklung der zweiten Breitbandmilliarde für das Finanzministerium verwaltet. Bei der FFG hieß es, die genaue Aufschlüsselung, welcher Fördernehmer wie viel Geld bekäme, werde erst zum Jahresende veröffentlicht. Noch seien nicht alle Verträge unterschrieben.

Aus dem Büro von Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) heißt es, die nöGIG stehe einigen der 212 verbleibenden Gemeinden beratend zur Seite. Der Rest werde durch private Telekommunikationsanbieter ausgebaut. Dadurch werde das Ziel 2030 jedenfalls halten, heißt es – „eventuell geht es sogar schneller“, heißt es aus dem Büro des Landesrates.

Kabel auf einer Trommel
ORF/Pöchhacker
Beim Glasfaserausbau stehen in viele Gemeinden größere Infrastrukturbaustellen an: Leitungen müssen neu gelegt werden

Über 700.000 Haushalte müssen angeschlossen werden

Klar ist schon jetzt, schneller geht der Ausbau durch die zusätzlichen Millionen des Bundes nicht. „Der Engpassfaktor bei diesem Projekt ist die Bauwirtschaft, vor allem im Hinblick auf den Material- und Mitarbeitermangel in dieser Branche“, so nöGIG-Sprecherin Nathalie Nietsch gegenüber noe.ORF.at. Allerdings sei dieser Engpassfaktor in den Berechnungen bereits enthalten, betont die nöGIG in einer Stellungnahme.

Wenn es nach dem Bund geht, soll bis zum Jahr 2030 jeder Haushalt, mit Glasfaserinternet versorgt sein. In Niederösterreich sind laut Angaben des Landes 99.000 der rund 800.000 niederösterreichischen Haushalte bereits mit Glasfaseranschlüssen versorgt, gut 700.000 Haushalte fehlen also noch.

Damit sich das Ziel 2030 in Niederösterreich ausgeht, bräuchte es also 87.500 Neuanschlüsse pro Jahr. Die nöGIG schafft laut eigenen Angaben jährlich 35.000. Hier müsste fast die Hälfte des Ausbaus auf Initiative der Gemeinden oder durch private Telekommunikationsanbieter erfolgen.

Im Staatssekretariat für Digitalisierung hält man daran fest, dass sich der Plan bis 2030 ausgehen wird. Bei der nöGIG betont man auf Nachfrage: „Das Ziel, Niederösterreich bis 2030 flächendeckend mit festen und mobilen Gigabitanschlüssen zu versorgen, ist ein großes, aber absolut realistisches Ziel.“