Der Herbst ist die Hochsaison der Igel. Denn um sich für den Winterschlaf vorzubereiten, gilt es, noch vor Wintereinbruch genug Futter zu sammeln und so an Gewicht zuzulegen. Daher zieht es die Tiere mit Beginn der Dämmerung in die Zivilisation.
Dabei überqueren die Tiere oftmals vielbefahrene Straßen – vielen Igeln kostet diese Reise das Leben. Verlieren Igelkinder dadurch ihre Eltern, enden sie als Waisen bestenfalls im Tierheim. Thomas Kainz, Obmann-Stellvertreter des Tierschutzvereins St. Pölten, zählt aktuell bereits 100 aufgefundene Igel im Tierheim, die nun medizinisch versorgt und aufgepäppelt werden. „Derzeit merken wir, dass mehr und mehr Igel unsere Hilfe brauchen", so Kainz.
Igelpflegeeltern entlasten Tierschutzheim
Den hohen Aufwand, der mit der Vielzahl an hilfsbedürftigen Igeln einhergeht, versucht der Tierschutzverein jetzt mit Pflegeelternschaften abzufedern. „Wir nehmen jeden Igel auf, der im Freien gefunden wird, und natürlich sprengt das irgendwann auch unseren Rahmen“, erklärt der Leiter des Tierheims und Veterinärmediziner Davor Stojanovic.
So entstand die Idee, dass engagierte Tierfreunde zu Igelmamas und Igelpapas werden können und die Tiere in den eigenen vier Wänden unterstützen, um wieder zu Kräften zu kommen. Stojanovic garantiert den Pflegeeltern „volle Unterstützung und Instruktionen“, um die Tiere unbeschadet über den Winter zu bringen. Der Zuspruch sei groß, heißt es. Er betont, dass es eigentlich nur „ein großes Herz und die Liebe zu den Tieren“ braucht, um Igelmama oder Igelpapa zu werden.
Werden die Tiere von aufmerksamen Tierfreundinnen und -freunden ins Tierheim gebracht, gilt es zunächst, das Gewicht der Igel festzustellen, da diese zu bestimmten Jahreszeiten ein bestimmtes Körpergewicht aufweisen müssen, um als gesund eingestuft zu werden. „Jeder Igel, der im Oktober unter 350 Gramm wiegt, benötigt Hilfe“, erklärt Leiter Stojanovic.
Igel brauchen Insekten und Fleisch
Ebenso werden die geschwächten Igel von Flöhen und Zecken befreit, allfällige Verletzungen werden behandelt. Nach und nach werden die Tiere gefüttert, doch hierbei ist auf die Wahl der Nahrung besonders Wert zu legen. „Igel sind keine Pflanzenfresser, sie brauchen Insekten und Fleisch“, betont Stojanovic.
Qualitativ hochwertiges Hunde- und Katzenfutter in kleinen Mengen sei vollkommen ausreichend. Die weit verbreitete Annahme, dass die Tiere gerne Milch trinken, ist inkorrekt, wird betont. Besser sei es, die Igel mit kaltem Wasser zu versorgen. Erreichen die Tiere das Idealgewicht von 600 Gramm, sind sie bereit, den Winterschlaf anzutreten.