Demonstration der Firma Zuklin vor dem Landhaus in St. Pölten
ORF / Sunk
ORF / Sunk
Verkehr

Streit um Bus-Chaos im Raum Mödling spitzt sich zu

Der Unmut im Bezirk Mödling ist groß: Seit einem Betreiberwechsel im August gibt es bei einigen Bus-Linien massive Probleme. Auf die Barrikaden geht jetzt allerdings das Busunternehmen selbst, weil man vom Verkehrsverbund Ostregion gekündigt wurde.

Es waren die Busfahrer aus der betroffenen Region selbst, die am Freitag vor dem Landhaus in St. Pölten demonstrierten – mit etwa 20 Bussen, rund 40 Mann und drei Botschaften: „Ohne Busfahrer kein öffentlicher Verkehr“, „Löhne rauf, Arbeitszeiten runter“ und „Wir wollen diese VOR-Fahrpläne nicht mehr fahren“. Ein seit Wochen schwelender Streit zwischen dem Verkehrsverbund Ostregion (VOR) und dem Busunternehmen Zuklin erreichte damit einen neuen Höhepunkt.

Hintergrund des Streits sind massive Probleme, die es seit einigen Wochen im Wiener Umland gibt. Mit 13. August hatte das Klosterneuburger Busunternehmen (Bezirk Tulln) nach einer Ausschreibung durch den VOR zwei Lose im Bezirk Mödling übernommen und war seitdem dort auf insgesamt zehn Linien unterwegs. Seit dem Start war es allerdings immer wieder zu Beschwerden gekommen – mehr dazu in Verspätungen und Ausfälle im Wiener Umland (noe.ORF.at, 31.8.2022).

Busstreit im Wiener Umland

Seit einem Betreiberwechsel Anfang August gibt es beim öffentlichen Busverkehr im Bezirk Mödling massive Probleme. Jetzt hat der Verkehrsverbund Ostregion die Notbremse gezogen und den Vertrag mit dem Busunternehmen nach nur wenigen Monaten wieder gekündigt. Genau dieses Unternehmen geht jetzt allerdings auf die Barrikaden. Dort sind man die Schuld nämlich beim VOR.

Auch zwei Monate später – bei einem Lokalaugenschein Mitte Oktober – berichteten Schülerinnen und Schüler von Busfahrern, die „nicht wissen, wo sie hinfahren müssen“ oder „einfach weiterfahren“, sowie Pendlerinnen und Pendler von regelmäßigen Verspätungen. All das leugnet man auch beim betroffenen Busunternehmen nicht. „Die Kritik war nicht ungerechtfertigt, wir sind im Südraum Wien im Chaos erstickt. Es haben uns Fahrer gefehlt, es hat Kursausfälle gegeben“, sagt Geschäftsführerin Sabine Zuklin-Pollany.

Massive Kritik an Arbeitsbedingungen

Und trotzdem war es sie, die am Freitag mit ihren Fahrern und der Gewerkschaft vida in St. Pölten auf die Straße ging. Die Schuld für all diese Probleme sieht man nämlich beim VOR selbst. So seien etwa die Taktungen zu dicht und die Fahrpläne „einfach nicht einzuhalten“, erklärt Busfahrer Franz Scheibelberger. Das betreffe vor allem die Stoßzeiten: „Wenn der Verkehr steht, stehen wir auch“.

Auch die Betriebs- und Pausenzeiten seien unzumutbar, heißt es. Teilweise gebe es – mit Pausen – Einsatzzeiten von 16 Stunden, sagt Michael Raidl, Landessekretär der Gewerkschaft vida. Das sei familienfeindlich und „da wird man halt auch keinen finden, der den Job machen will“. Nicht ohne Grund gebe es also einen massiven Mangel bei den Busfahrern, war am Freitag zu hören. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Bedingungen nicht mehr passen und, dass uns deswegen zusätzliches Personal abhanden kommt“, sagt Zuklin-Pollany.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Demonstration der Firma Zuklin vor dem Landhaus in St. Pölten
ORF / Sunk
Die Demonstration am Freitag richtete sich gegen den Verkehrsverbund Ostregion
Demonstration der Firma Zuklin vor dem Landhaus in St. Pölten
ORF / Sunk
Kritisiert wurden vor allem die Arbeitsbedingungen der Busfahrer
Demonstration der Firma Zuklin vor dem Landhaus in St. Pölten
ORF / Sunk
Und diesen Bedingungen sei es nicht verwunderlich, wenn man keine Fahrer finde, heißt es
Demonstration der Firma Zuklin vor dem Landhaus in St. Pölten
ORF / Sunk
An die 20 Busse und etwa 40 Busfahrer versammelten sich vor dem Landhaus in St. Pölten
Demonstration der Firma Zuklin vor dem Landhaus in St. Pölten
ORF / Sunk
Geschäftsführerin Zuklin-Pollany sieht die Schuld für die Probleme im Wiener Umland beim VOR
Demonstration der Firma Zuklin vor dem Landhaus in St. Pölten
ORF / Sunk
Weil der VOR den Vertrag nach nur wenigen Monaten wieder gekündigt hatte, schloss man am Freitag auch rechtliche Schritte nicht aus

Genau dieser Personalmangel soll auch zu den Problemen im Wiener Umland geführt haben. Dort zog der Verkehrsverbund Ostregion allerdings vor kurzem die Notbremse und kündigte die Verträge mit Zuklin bereits nach kurzer Zeit wieder. „Selbstverständlich gibt es im laufenden Betrieb da oder dort immer wieder Probleme wie Busverspätung“, sagt VOR-Pressesprecher Georg Huemer. „Aber in dieser Region hat das Ausmaße angenommen, die nicht tragbar sind.“

Nächster Betreiberwechsel für 26. Oktober angekündigt

Nur zwei Monate nach dem Betriebsstart von Zuklin soll nun die nächste Betriebsübergabe erfolgen. Die betroffenen Linien wurden neu ausgeschrieben. Man sei derzeit in „intensiven Verhandlungen“ mit anderen Unternehmen, um so schnell wie möglich wieder den bestehenden Fahrplan anbieten zu können, so Huemer. Der Betreiberwechsel soll bereits kommende Woche mit 26. Oktober erfolgen. Bei Zuklin will man das nicht kampflos hinnehmen. „Ich gehe davon aus, dass das auch ein gerichtliches Nachspiel hat“, sagt Geschäftsführerin Zuklin-Pollany.

Betreiberwechsel

Diese Linien sind betroffen:

  • 207: Wien Liesing – Vösendorf SCS – Mödling
  • 249: Sittendorf – Wien Rodaun
  • 250: Wien Liesing – Breitenfurt – Gruberau – Wolfsgraben – Tullnerbach-Pressbaum
  • 253: Wien Liesing – Wolfsgraben – Tullnerbach-Pressbaum
  • 254: Breitenfurt Grüner Baum – Breitenfurt Hirschentanz
  • 257: Wien Liesing – Perchtoldsdorf
  • 258: Wien Liesing – Maria Enzersdorf
  • 259: Wien Liesing – Perchtoldsdorf – Mödling
  • 269: Wien Siebenhirten – Mödling
  • 270: Wien Siebenhirten – Maria Enzersdorf Südstadt – Mödling

Die Vorwürfe hinsichtlich Taktungen und Betriebszeiten weist man beim VOR übrigens zurück. „Sowohl die Fahrpläne, die von uns kommen, als auch die Rahmenbedingungen sind den Unternehmen bekannt, die sich bei uns bewerben“, sagt Huemer und verweist auch auf andere Regionen: „Es gibt rund 40 Verkehrsunternehmen, die unter diesen Rahmenbedingungen größtenteils eine sehr, sehr gute Leistung erbringen.“ Zuklin-Pollany wiederum spricht von einem „Machtspiel“.

Übergabe mit Hürden, aber „Perspektive“

Der Streit könnte sich kommende Woche noch einmal zuspitzen, denn auch bei der nun erneuten Betriebsübergabe dürfte nicht alles reibungslos ablaufen. Während der VOR auf dem Standpunkt steht, dass Zuklin vertraglich dazu verpflichtet ist, bis 26. Oktober auf den betroffenen Linien zu fahren, spricht man bei Zuklin von einer Kündigung per 24. Oktober. Länger könne man auch nicht mehr fahren, sagt Zuklin-Pollany, denn auf Grund der unsicheren Situation würden ihr nun die Fahrer wegbrechen.

Beim VOR ist man nun um eine Lösung für den 25. Oktober, den letzten Schultag vor den Herbstferien, bemüht. Man werde versuchen ein hochwertiges Angebot auf die Beine zu stellen, aber in der kurzen Zeit sei es „möglich, dass das nicht gelingen wird“, sagt Huemer. Für die Zukunft verspricht er aber eine „positive Perspektive“ für die Region. Spätestens ab 3. November – also nach dem Herbstferien – soll der Busverkehr wieder „wirklich“ funktionieren. Davor werde man „improvisieren müssen“.