Demonstration gegen die geplante Ostumfahrung Wr. Neustadt
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Chronik

Traktoren rollen gegen geplante Umfahrung

In Wr. Neustadt hat am Samstag eine Demonstration gegen die geplante B17-Ostumfahrung stattgefunden. Mehrere Landwirte fuhren mit Traktoren von Lichtenwörth (Bezirk Wr. Neustadt) zum Hauptplatz, um gegen die Verbauung von Ackerland zu protestieren.

Um 8.30 Uhr versammelten sich die Demonstrantinnen und Demonstranten mit 22 Traktoren am Rübenplatz in Lichtenwörth. Von dort rollte der Konvoi Richtung Wr. Neustadt. Parallel trafen sich 200 Unterstützer der Demonstration zu einer Kundgebung auf dem Hauptplatz der Stadt mit der Botschaft: „Beton kann man nicht essen“. Gegen 10.00 Uhr wurden die Traktoren mit Trillerpfeifen und Applaus empfangen.

Der Traktorkonvoi solle dazu dienen, auf die geplante Verbauung von Ackerland – der Lichtenwörther Äcker – aufmerksam zu machen, hieß es. Die geplante Ostumfahrung soll auf einer Länge von 4,8 Kilometern über Ackerland führen. Die betroffenen Landwirtinnen und Landwirte müssten dafür aber ihre wertvollen Gründe verkaufen, so Karl Lenauer, Mitinitiator der Demonstration von der Bürgerinitiative „Vernunft statt Ostumfahrung“.

Müllner: „Wenn ich nicht verkaufe, werde ich enteignet“

Im Sommer wurden die Landwirtinnen und Landwirte zu Verhandlungsrunden mit Vertretern des Landes eingeladen, seit Ende September laufen Einzelgespräche. „Da wurde mir berichtet, dass man ungefähr elf Euro pro Quadratmeter erhält, wenn man verkauft. Wenn ich nicht unterschreibe, werde die Angelegenheit an die Rechtsabteilung des Landes überstellt. Ich weiß, dass das Enteignung bedeutet“, erzählt Protestführer Johann Müllner, selbst Landwirt aus Lichtenwörth und Betroffener der Ostumfahrung.

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Demonstration gegen die geplante Ostumfahrung Wr. Neustadt
Hannes Höller
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Müllner wolle aber – wie viele andere Landwirte – seinen Grund nicht verkaufen. Einerseits weil die Preisbasis, die im März festgesetzt wurde, viel zu niedrig sei, weil sich die Grundstückspreise zwischenzeitlich aufgrund des Ukraine-Krieges deutlich erhöht haben. „Andererseits will ich einfach nicht verkaufen. Ich bin seit meinem 15. Lebensjahr Bauer und mit meinem Grund und Boden verbunden und verwurzelt. Auch mein zwölfjähriger Sohn möchte Bauer werden und diesen wertvollen Grund beackern“, so Müllner.

Müllner – zweiter Obmann der örtlichen Agrargemeinschaft – appelliert in dieser Angelegenheit auch an die Stadt Wiener Neustadt: „Vor Jahren wurde uns gesagt, dass wir bestimmt nicht enteignet werden. Jetzt ist alles anders. Wiener Neustadt sollte sich gegen die Ostumfahrung entscheiden – das wäre nicht nur für uns sinnvoll, sondern auch für die Umwelt.“

Land will Enteignungen vermeiden

Aus dem Büro von Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) heißt es dazu, dass die Verhandlungsrunden und Gespräche zwischen dem niederösterreichischen Straßendienst und den Landwirten geführt werden und sehr gut verlaufen würden. Es seien durchaus zufriedenstellende Ergebnisse erzielt worden. Man wolle Enteignungen unbedingt vermeiden und auf einvernehmliche und gütliche Lösungen setzen, heißt es.

Knapp sechs Jahre hat es gedauert, bis Rechtssicherheit für die B17-Ostumfahrung Wiener Neustadt hergestellt werden konnte. Mehrere Bürgerinitiativen hatten gegen das Projekt gekämpft, unter anderem weil die fast fünf Kilometer lange Straße der Umwelt schaden und zusätzlich Verkehr anziehen würde. Im April wurde das Projekt beschlossen, nachdem die Umweltverträglichkeitsprüfung positiv abgeschlossen worden sei, hieß es – mehr dazu in Bau der Ostumfahrung Wr. Neustadt fix (noe.ORF.at, 26.4.2022).