„Menschen im Blickpunkt“

Kasses-Schwestern trotzen Bäckersterben

Während immer mehr Bäckereien zusperren müssen, hatte die Bäckerei Kasses in Thaya (Bezirk Waidhofen an der Thaya) gleich zwei Nachfolgerinnen. Die Schwestern Lena und Laura Kasses führen den Familienbetrieb bereits in vierter Generation.

Lena und Laura Kasses traten in große Fußstapfen. „Wie wir vor zwei Jahren den Betrieb übernommen haben, haben uns schon viele gefragt, ob wir wissen, was auf uns zu kommt“, erzählt die 23-jährige Bäckermeisterin Laura Kasses. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Lena – sie ist 25 Jahre alt – führen sie den Familienbetrieb in vierter Generation weiter.

„Am Anfang war ich schon unsicher und hatte eine Krise, weil wir die Verantwortung nicht nur gegenüber unseren Kunden, sondern auch gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben“, so Lena Kasses. 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der Bäckerei. Die beiden jungen Chefinnen bilden auch drei Lehrlinge aus.

Die Kasses Schwestern in der Backstube
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Die Kasses-Schwestern führen die Bäckerei gemeinsam in vierter Generation

„Fröhliche“ Schwestern bringen „frischen Wind“

„Viele Mitarbeiter kennen uns schon als Kinder, aber das war kein Problem. Sie haben uns von einem Tag auf den anderen als Chefinnen akzeptiert“, schildert die 25-jährige Bäckermeisterin. Erich Kasses wollte eigentlich nur einer Tochter den Betrieb übergeben.

„Dann hat mein Anwalt gefragt, ob ich würfeln will. Wir machen einen guten Vertrag und beide übernehmen den Betrieb. Dafür bin ich meinen Töchtern sehr dankbar“, so der 66-Jährige. „Ich bin eher mürrisch in der Früh, aber die beiden sind so fröhlich und bringen einen frischen Wind in die Backstube. Das gefällt mir.“

Linie des „Sauerteig-Papstes“ wird weitergeführt

Erich Kasses wird von seinen Kollegen „Sauerteig-Papst“ genannt. In den 80er-Jahren wurde er nämlich einer der ersten Slow-Food-Bäcker Österreichs. Er verzichtete auf Zusatzstoffe und Säuerungsmittel, beschallte die Teiglinge in der Reifekammer mit klassischer Musik und gab ihnen Zeit zum Reifen.

Die Kasses Schwestern mit ihrem Vater in der Backstube
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Papa Erich Kasses steht den Schwestern mit Rat und Tat zur Seite

Für die Töchter war klar, „dass wir seinen Weg weitergehen“, sagen die beiden. „Wir sind mit diesen Werten groß geworden. Für ein gutes Brot braucht es vor allem Zeit und Liebe.“ So gut wie jeden Tag stehen sie mit ihrem Vater in der Backstube. „Wenn wir ihn brauchen, ist er jederzeit für uns da. Natürlich gibt er ab und zu seinen Senf dazu, aber das verstehen wir“, sagen die beiden.

Auch, wenn es wirtschaftlich keine einfache Zeit ist, so glauben die jungen Bäckermeisterinnen daran, dass sie mit ihrer Leidenschaft für das Handwerk die Zukunft gut meistern werden. „Die Konsumenten fragen mehr nach und wollen wissen, woher das Brot kommt. Deshalb werden sie auch wieder öfter zum Bäcker gehen“, sind die jungen Unternehmerinnen überzeugt.