Leere Geldbörse in Frauenhänden
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Wirtschaft

Ab Freitag arbeiten Frauen gratis

Am sogenannten „Equal Pay Day“ haben Männer durchschnittlich so viel verdient, wie Frauen erst am Ende des Jahres verdient haben werden. In Niederösterreich ist dieser Tag laut ÖGB und AK am Freitag. Der Gehaltsunterschied beträgt im Durchschnitt 17,6 Prozent.

So manche Frau mag mehr Geld verdienen, als der eine oder andere Mann – durchschnittlich gesehen arbeiten Frauen in Niederösterreich dieses Jahr aber 65 Tage gratis. Darauf soll der „Equal Pay Day“ aufmerksam machen: Ein durchschnittlicher in Niederösterreich wohnender Mann hat an diesem Stichtag brutto so viel verdient, wie eine durchschnittliche in Niederösterreich lebende Frau erst ab Ende des Jahres verdient haben wird. Österreichweit ist der „Equal Pay Day“ erst am Sonntag.

Für den Einkommensunterschied gibt es mehrere Gründe: Einerseits ist der Lohn in Branchen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, grundsätzlich niedriger – etwa in der Pflege, im Handel, im Hotel- und Gastgewerbe, bei körpernahen Dienstleistungen oder in der Reinigung. „Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit muss über alle Branchen und Berufe gelten“, fordert der Arbeiterkammer-Niederösterreich-Präsident und ÖGB-Niederösterreich-Vorsitzende Markus Wieser.

Am Freitag ist der zweite „Equal Pay Day“ in diesem Jahr. Der erste wurde für Niederösterreich am 14. Februar vom Verband „Business & Professional Women“ (BPW) ausgerufen. Dieser rechnet vom Jahresbeginn nach vorne, während ÖGB und AK vom Jahresende rückwärts zählen.

Längere Jobunterbrechung für Kinderbetreuung

Denn auch ungerechte Einstufungen, geringere Aufstiegschancen und der geringe Frauenanteil bei Führungskräften sowie längere Berufsunterbrechungen für die Kinderbetreuung sieht die Arbeiterkammer Niederösterreich (AK NÖ) als Ursachen für die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen.

Viele Menschen haben durch die Coronavirus-Pandemie weniger verdient, weil sie in Kurzarbeit waren oder weniger Überstunden leisten konnten. Wenn Frauen dennoch ganzjährig vollzeitbeschäftigt waren, waren es laut AK NÖ in erster Linie jene, die ohnehin besser bezahlt sind. „Trotzdem verdienen die Niederösterreicherinnen immer noch 17,6 Prozent weniger als die Niederösterreicher“, kritisiert die Leiterin der Abteilung Frauenpolitik der AK NÖ, Birgit Schön.

ÖGB fordert Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung

Hinzu komme, dass knapp die Hälfte aller Niederösterreicherinnen Teilzeit arbeitet. Der ÖGB sieht die Ursache vor allem in fehlenden Kinderbetreuungsangeboten und der ungleichen Aufteilung von unbezahlter Sorgearbeit. „Um Frauen gleiche Chancen zu geben, fordern wir einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag des Kindes und einen Mindestlohn von 2.000 Euro brutto“, so die Landesfrauensekretärin des ÖGB NÖ, Bernadette Korherr.

Österreichweit beträgt der Einkommensunterschied 17,1 Prozent, im Vergleich mit den anderen Bundesländern ist er in Niederösterreich damit also relativ hoch. Allerdings ist der sogenannte „Gender Pay Gap“, wie geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede genannt werden, in Niederösterreich kleiner geworden: 2021 lag er noch bei 19,1 Prozent – mehr dazu in Frauen arbeiten ab heute gratis (noe.ORF.at, 23.10.2021).